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Media Markt macht immer wieder mit markanten Werbeslogans auf sich aufmerksam.

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Ceconomy-Geschäftsbericht: Media Markt und Saturn schlittern weiter in die Krise

Der Gewinn beim Mutterkonzern der beiden Elektronikhändler sinkt, die Aktie bricht daraufhin ein. Und ausgerechnet jetzt steht Ceconomy ohne Chef da.

Wahrscheinlich jeder Verbraucher in Deutschland kann die Werbeslogans „Geiz ist geil“ und „Billiger geht so“ Saturn und Media Markt zuordnen. Seit gestern lassen sich diese markigen Sprüche aber auch auf die Aktie des Mutterkonzerns der beiden Elektronikhändler anwenden. Denn nachdem Ceconomy am Mittwochmorgen die Bilanz für das Geschäftsjahr 2017/18 vorgelegt hatte, verlor die Aktie zwischenzeitlich um mehr als 14 Prozent an Wert. Notierte sie im Januar noch bei 13,40 Euro, liegt sie derzeit bei 3,07 Euro.

Die Gründe für den Einbruch sind in der Bilanz schnell gefunden. Der Umsatz sank im vergangenen Geschäftsjahr um 0,9 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb nach Minderheiten ein Gewinn von 23 Millionen, im Vorjahr hatte dieser noch bei 206 Millionen Euro gelegen. Die französische Beteiligung an Fnac ist in den Zahlen nicht eingerechnet. In den vergangenen Monaten hatte Ceconomy seine Aktionäre bereits zweimal mit Gewinnwarnungen aufgeschreckt.

Die Digitalisierung wurde verschlafen

Als Konsequenz strich Ceconomy nun die Dividende. Und Besserung ist nicht in Sicht. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern erneut rückläufige Gewinne. Die Ergebnisse „sind hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben“, räumte Vorstandsmitglied Dieter Haag Molkenteller ein. Ceconomy habe aber „ein klares Verständnis davon, weshalb wir unsere Ziele verfehlt haben“, fügte Finanzchef Mark Frese hinzu. Neben dem heißen Sommer werden etwa Rabattschlachten im letztjährigen Weihnachtsgeschäft sowie die schwache türkische Lira genannt.

Die Ursachen für die langfristige Abwärtstendenz dürfte aber an anderen Stellen liegen. Auf der eigenen Website bezeichnen sich Media Markt und Saturn als „Spätstarter“ in die digitale Welt. In einem Brief an die Aktionäre räumt der Ceconomy-Vorstand nun auch ein, im Service- und Onlinegeschäft „nicht ausreichend schnell vorangekommen“ zu sein. Man verspricht dort nun einen „beschleunigten Ausbau“.

Erst im September hatte der Chief Innovation Officer bei Media Markt und Saturn, Martin Wild, in einem Buchbeitrag Einblicke gegeben, wie er die Elektronikhändler modernisieren will. In dem Buch „Digitalisierung im Handel“ beschreibt er, dass Onlinehandel und stationäre Geschäfte sich ergänzen sollen. Etwa mit Augmented-Reality-Brillen, die Gegenstände virtuell in die echte Umgebung integrieren, oder kassenlosem Bezahlen will er das Einkaufen bei Media Markt und Saturn attraktiver machen.

Es fehlt ein CEO

In einigen Saturn-Märkten ist bereits seit 2016 ein Verkaufsroboter namens Paul unterwegs, der Kunden bei Bedarf berät. Dass es bei Cecenomy mit derlei Gadgets allerdings nicht getan ist, belegt der Satz, mit dem der Vorstand seinen Brief an die Aktionäre beendet. Sie versprechen, 2019 werde ein Jahr des „Neustarts und der Transformation“.

Doch ausgerechnet in dieser Zeit steht Ceconomy ohne Führung da. Denn seit der Konzernchef Peter Haas gehen musste, ist dessen Position vakant. Auch Finanzchef Frese hat seinen Abschied bereits angekündigt. Es ist also offen, wer Ceconomy durch den anstehenden Transformationsprozess führen wird.

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