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Unternehmensrettung: Mitarbeiter-Millionen sollen Karstadt sanieren

Karstadt ist längst insolvent. Nun schlägt der Insolvenzverwalter vor: 150 Millionen Euro von den 28.000 Mitarbeitern sollen das angeschlagene Warenhaus retten.

Eine Jobgarantie gibt es nicht. Dennoch sind die Karstadt-Mitarbeiter bereit, insgesamt 150 Millionen Euro aufzubringen, um ihren Teil zur Sanierung der insolventen Warenhauskette zu erbringen. In der kommenden Woche beginnen die Verhandlungen über den Beitrag der rund 28.000 Beschäftigten. Die zuständige Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi habe beschlossen, mit der Karstadt-Geschäftsführung über einen entsprechenden Sanierungstarifvertrag zu reden, sagte die Verdi-Vizevorsitzende Margret Mönig-Raane am Freitag. Die Gespräche seien in der kommenden Woche von Dienstag bis Donnerstag in Essen geplant. Ob es allerdings bis zur ersten Gläubigerversammlung am 10. November eine Einigung geben werde, ließ Mönig-Raane offen.

Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verlangt zur Rettung des Unternehmens Beiträge von den Mitarbeitern, Vermietern der Häuser, Lieferanten und Banken. Von den Beschäftigten wolle Görg über drei Jahre verteilt insgesamt 150 Millionen Euro, sagte Mönig-Raane. In welcher Form dies erbracht werde, durch Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Mehrarbeit oder andere Einschnitte, sei noch offen.

Zur Gewerkschaftsposition wollte sie sich vor Beginn der Verhandlungen noch nicht konkret äußern. "Klar ist aber eins: Wir greifen auf keinen Fall in Monatsgehälter ein." Außerdem müsse sichergestellt sein, dass auch die anderen Beteiligten angemessene Beiträge leisteten.

Eine absolute Jobgarantie für alle Beschäftigten sei keine Vorbedingung der Gewerkschaft, sagte die Verdi-Vizechefin. Eine derartige Regelung habe auch der frühere, 2008 unterzeichnete, Karstadt-Sanierungstarifvertrag nicht enthalten. "Wir haben auch damals nur eine bedingte Jobgarantie ausgesprochen." Dieser Vertrag hatte durch die Karstadt-Insolvenz im Juni seine Gültigkeit verloren.

Schon 2008 galt die Zukunft mehrerer Häuser als fraglich. Aktuell hat der Insolvenzverwalter 19 der 126 Karstadt-Häuser auf eine Rote Liste gesetzt. Die Schließung von 19 Häusern trage die Gewerkschaft nicht von vornherein mit, betonte Mönig-Raane. Jedes einzelne Haus sei Verhandlungsgegenstand. Welche Standorte betroffen sind, hält Görg geheim. Sie kenne die Standorte selbst nicht, sagte Mönig-Raane.

Falls Karstadt von einem Investor übernommen werde, dürften die Arbeitnehmerzugeständnisse nicht zum Blankoscheck werden, betonte die Gewerkschaftlerin. Wenn die gefundene Einigung zur Sicherung von Standorten und zum Kündigungsschutz von einem möglichen neuen Eigentümer nicht mitgetragen werde, ende der gesamte Vertrag.

Das vom Insolvenzverwalter vorgetragene Konzept nannte Mönig-Raane insgesamt "gut und gescheit", es müsse sich allerdings in der Realität beweisen. Karstadt gehe es nach ihrem Eindruck gut. "Dieses Jahr gibt es auf keinen Fall Engpässe." Entscheidend werde für das Unternehmen nach dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft das erste Halbjahr 2010 sein.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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