
© REUTERS/Piroschka Van De Wouw
Mithilfe „kreativer, unkonventioneller Ansätze“: Deutsche Kampfjet-KI besteht erstmals Tests gegen menschlichen Piloten
Zum ersten Mal wird ein KI-gesteuertes Flugzeug gegen einen menschlichen Piloten ins Rennen geschickt. Die Testflüge über der Ostsee liefern den Herstellern zufolge vielversprechende Ergebnisse.
Stand:
Bei mehreren simulierten Luftkämpfen hat sich eine Künstliche Intelligenz (KI) des deutschen Startups Helsing gegen einen menschlichen Piloten behauptet. In den vergangenen Wochen hätten zwei Kampfjets des Typs „Gripen“ drei Tests absolviert, teilten Helsing und der schwedische „Gripen“-Bauer Saab am Mittwoch mit.
Die Testflüge haben den Angaben folgend am 28. Mai und 3. Juni über der Ostsee stattgefunden. Einer der beiden Kampfjets sei von Helsings KI „Centaur“ gesteuert worden. Ein menschlicher Pilot habe allerdings die Testflüge und das Verhalten der KI ständig überwacht und hätte jederzeit die Kontrolle übernehmen können.
Im Moment gibt es noch Piloten, die eine Chance haben, aber das wird sich schnell ändern.
Marcus Wandt, Entwicklungschef Saab
Dies ist der erste öffentlich bekannte Versuch, bei dem eine solche Software einen konventionellen Kampfjet steuert und sich die Gegner aus großer Entfernung bekämpfen.
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Kann sich die KI gegen echte Piloten behaupten?
Die Testflüge sollten den Entwicklern Aufschlüsse darüber geben, wie „Centaur“ im Luftkampfszenario „Beyond-Visual-Range“ (BVR), also außerhalb der direkten Sichtlinie, abschneidet. Einen eindeutigen Gewinner dieses Gefechts gebe es nicht, betonte der Saab-Entwicklungschef und frühere Kampfpilot Marcus Wandt.
„Man muss als Pilot auf der Höhe der Zeit sein. Wenn man auf ein neues Waffensystem oder eine neue Taktik umschult, wird es schwierig, mitzuhalten. Im Moment gibt es noch Piloten, die eine Chance haben, aber das wird sich schnell ändern.“
Der Saab-Chef der Abteilung „Advanced Programmes“, Peter Nilsson, hob die rasanten Weiterentwicklungsmöglichkeiten der KI hervor: „Im Rahmen von Project Beyond und anderen Programmen nutzen wir die Fähigkeiten der Software, um die Grenzen zwischen ‚jetzt‘ und der Zukunft schnell zu erforschen und zu verwischen; in der Software gibt es keine Generationen, nur Geschwindigkeit.“
Der Vize-Präsident von „Artificial Intelligence“ bei Helsing, Antoine Bordes, bewarb den neuen KI-Agenten als „eine beispiellose Leistung“ für sogenanntes Reinforcement Learning im Luftkampf. „Die Centaur-Technologie läutet eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ein“, so Bordes. Bereits im jetzigen Entwicklungsstadium biete „Centaur“ menschenähnliche Fähigkeiten zur Steuerung von Flugzeugen bei komplexen Missionen.
Was kann die Piloten-KI „Centaur“?
Auf seiner Unternehmenswebseite schreibt das Münchener Softwareunternehmen Helsing, dass die „Centaur“-KI über das Äquivalent von hunderttausende Stunden lang trainiert wird, „um die Feinheiten des Luftkampfs zu erlernen, einschließlich Kampftaktiken, Verteidigungsmanöver und kreativer, unkonventioneller Ansätze.“ Ebenjene Taktiken sollen auch bei den Testflügen beobachtet worden sein. Damit „Centaur“ entsprechend agieren kann, wird das Programm den Angaben zufolge in Trainingsphasen jede Woche mit Daten gefüttert, die einer Flugerfahrung von 30 Jahren entsprechen.
Helsing schreibt weiter, dass die Fähigkeiten und vor allem die Intuition menschlicher Kampfpiloten „bisher für KI unerreichbar waren.“ Mit „Centaur“ wolle man endlich KI-Piloten in die Cockpits bestehender und zukünftiger Kampfflugzeuge bringen und „Leistungen auf menschlichem Niveau erreichen.“
Sobald der Pilot des „Gripen“ den KI-Agenten „Centaur“ einschaltet, übernimmt dieser die volle Kontrolle über das Flugzeug. Die KI verarbeitet kontinuierlich Sensordaten, um die nächsten Flugmanöver zu planen und durchzuführen. Bei Manövern mit dem Kampfjet soll „Centaur“ in der Lage sein, Kampftaktiken außerhalb der Sichtweite umsetzen, Gegner anzugreifen und Bedrohungen auszuweichen. (mit Reuters)
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