
© dpa/Annette Riedl
Das Straßennetz wächst, das Schienennetz kaum: So viele Kilometer neue Bahnstrecken wurden 2025 gebaut
Das Bahnnetz ist vielerorts viel zu voll. Doch der Ausbau kommt kaum voran. Auch 2025 wurden kaum neue Schienenwege gebaut.
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„Zu alt, zu voll, zu kaputt“ – unter diesem Dreiklang fassen Bahnmanager gerne die Probleme des Schienennetzes zusammen. Doch bisher bekämpfen Politik und Bahnkonzern nur zwei dieser Leiden.
Bis 2036 will die Bahn mit Milliarden an Steuergeld über 40 ihrer Hauptstrecken sanieren und modernisieren. Doch es passiert zu wenig, um die Überlastung vieler Gleisabschnitte zu beheben. Der Neu- und Ausbau des Schienennetzes kommt weiter kaum voran.
In diesem Jahr wird die Bahn nur 44 Kilometer neuer Schienenstrecke in Betrieb nehmen. Das ergibt eine Auswertung des Verbands Die Güterbahnen, die dem Tagesspiegel vorliegt. Das Straßennetz wachse dagegen erneut um etwa 9000 Kilometer, moniert der Verband der privaten Güterbahnen.
Seit Jahrzehnten versprechen Bundesregierungen den Ausbau der Schiene – und liefern Beton für die Straße.
Peter Westenberger, Geschäftsführer des Verbands Die Güterbahnen
„Seit Jahrzehnten versprechen Bundesregierungen den Ausbau der Schiene – und liefern Beton für die Straße“, sagt der Geschäftsführer Peter Westenberger dem Tagesspiegel. „Das Missverhältnis ist grotesk.“ Neben der lange ignorierten Alterung des bestehenden Netzes habe auch der minimale Ausbau das derzeitige Qualitätschaos mit verursacht, betont Westenberger.
Die neugebauten 44 Kilometer verteilen sich auf vier Strecken. 17 Kilometer lang ist der fertiggestellte Wiederaufbau der Dresdner Bahn von Berlin-Südkreuz nach Blankenfelde, mit der die Fahrt von Berlin zum Flughafen und nach Dresden beschleunigt wird. In Sachsen wurden zwischen Zeithain und Leckwitz zehn Kilometer neu gebaut, in Bayern sind zwischen Eggolsheim und Strullendorf elf Kilometer neu entstanden und in Baden-Württemberg zwischen Mühlheim und Schliengen sechs Kilometer.
Als der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) 2016 den aktuellen Bundesverkehrswegeplan vorstellte, versprach er ein deutlich ambitioniertes Ausbauprogramm für die Schiene. Demnach sollten bis 2030 im „vordringlichen Bedarf“ insgesamt 3121,5 Kilometer neue Schienenwege gebaut werden. Dieser Bundesverkehrswegeplan sei „das stärkste Programm für die Infrastruktur, das es je gab“, sagte Dobrindt.
Das Geld fließt in die Generalsanierungen
Doch bis heute wurden laut dem Verband Die Güterbahnen nur 540,5 Kilometer zusätzliche Schienenstrecke geschaffen. Dabei handele es sich teilweise aber auch um modernisierte Bestandsstrecken, die etwa elektrifiziert wurden, betonte der Verband.
Behindert wurde der Ausbau des Schienennetzes auch dadurch, dass die Ingenieure der Bahn bei der Bekanntgabe des Bundesverkehrswegeplanes 2016 kaum fertig geplante Strecken in der Schublade hatten. Denn Dobrindts Vorgänger hatten den Staatskonzern gezwungen zu sparen und den Ausbau des Schienennetzes weitgehend gestoppt. Erst nach und nach werden nun Neubauprojekte baureif.
Doch in den kommenden Jahren drohen nun Finanzierungsprobleme. Denn die Generalsanierung der bestehenden Hauptstrecken verschlingt Unsummen.
Das Verkehrsministerium gab deshalb im Sommer in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage an, dass bis 2029 insgesamt 2,3 Milliarden Euro fehlen, um alle baureifen Neubauprojekte bei der Bahn zu finanzieren. Wie diese Lücke geschlossen werden soll, ist bis heute offen.
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