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Die Porsche AG mit Sitz in Stuttgart liebäugelt schon länger mit einem Börsengang.

© Marijan Murat/dpa

Update

Nach monatelanger Prüfung: Porsche strebt Börsengang im Herbst an

Die Notierung der Volkswagen-Tochter an der Börse in Frankfurt soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Bereits Ende September könnte der Handel beginnen.

Die Porsche AG soll möglichst noch im Herbst an die Börse gehen. Von Ende September oder Anfang Oktober an könnte ein Teil der Papiere der Volkswagen-Tochter am Finanzmarkt gehandelt werden, wie VW am Montagabend nach Beratungen des Vorstands und des Aufsichtsrates mitteilte.

Angestrebt werde dabei eine Notierung in Frankfurt, vollständig umgesetzt sein könnte die Neuemission bis zum Jahresende. Diese Schritte seien „vorbehaltlich der weiteren Kapitalmarkt-Entwicklungen“ geplant, hieß es.

Der Wolfsburger Konzern und die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) hatten den Börsengang seit Februar geprüft. Europas größter Autohersteller will so zusätzliche Geldquellen anzapfen. Er erhofft sich eine Wertsteigerung und will mit den Einnahmen weitere Milliarden-Investitionen bezahlen.

Im Einzelnen wird das Kapital der Porsche AG jeweils zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugsaktien und in stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten. Bis zu ein Viertel der Vorzüge - also in etwa ein Achtel der Gesamtanteile - sollen dann in den Handel gehen.

Zugleich bekommt die PSE 25 Prozent plus eine Aktie der Stammpapiere, sie hat über eine Sperrminorität Einfluss auf wichtige AG-Entscheidungen.

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Die Stuttgarter sind schon länger eine Renditeperle der Mehrmarken-Gruppe. In der Porsche AG ist das operative Geschäft mit Modellen wie dem 911er, Cayenne, Macan, Panamera oder Taycan gebündelt. Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE hält hingegen den größten Teil der Stimmrechte bei Volkswagen.

Termin für Börsengang blieb lange unkonkret

Volkswagen und die PSE hatten zuvor bereits darauf hingewiesen, dass die konkrete Umsetzung eines Börsengangs „unter dem Vorbehalt der Marktentwicklung“ stehe. Insbesondere die Folgen des Krieges in der Ukraine, die weltweit starke Verteuerung von Energie und neue Probleme in den Lieferketten machten die Festlegung eines geeigneten Zeitpunkts aus Sicht der Unternehmen schwierig. Die aktuelle Entscheidung markiert nun aber eine zeitliche Konkretisierung.

Der Großaktionär Katar habe als drittwichtigster VW-Eigner „starkes Interesse bekundet“ und könnte knapp 5 Prozent der Porsche-Vorzüge erhalten, so VW. Aber auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien sollen zum Zuge kommen.

„Im Fall eines erfolgreichen Börsengangs wird die Volkswagen AG für Dezember 2022 eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen“, teilte VW weiter mit. Darin solle den Aktionären vorgeschlagen werden, „eine Sonderdividende in einem Umfang von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus der Platzierung der Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien an die Aktionäre Anfang 2023 auszuschütten“.

Die Porsche SE ergänzte, ihr Vorstand habe mit Zustimmung des eigenen Aufsichtsrats „beschlossen, die Transaktion weiter zu verfolgen und in die nächste Phase der Vorbereitungen einzutreten“.

Bereits mehrfach hatte sich ein möglicher Gang aufs Parkett angedeutet. Ein genauerer Plan zur Prüfung des Vorhabens war im vergangenen Winter noch unter dem alten VW-Konzernchef Herbert Diess angestoßen worden. Dessen seit dem 1. September amtierender Nachfolger Oliver Blume soll den Teil-Börsengang nun umsetzen - zusammen mit VW-Finanzvorstand Arno Antlitz, der außerdem eine ergänzende Funktion als „Chief Operating Officer“ übernimmt. Blume bleibt daneben Chef der Porsche AG.

VW baut darauf, Extra-Mittel für Investitionen in die Kasse zu bekommen. Eine hohe zweistellige Milliardensumme für die nächsten fünf Jahre ist schon verplant, wenn man allein die Projekte für Elektroautos, Software und Vernetzungsplattformen berücksichtigt.

Bewertung von bis zu 100 Milliarden Euro

Bei der Bewertung zum geplanten Handelsstart der Vorzugsaktien gingen manche Analysten im Fall eines normalen Marktumfelds für die Porsche AG zuletzt von 80 bis 100 Milliarden Euro aus. Sollten die gesamte Tranche der Vorzüge und damit 12,5 Prozent des Kapitals platziert werden, entspräche das am unteren Rand dieser Spanne einem Emissionsvolumen von gut 10 Milliarden Euro.

Den Familien Porsche und Piëch wird nachgesagt, der PSE durch die Umstrukturierung der Anteile und den Börsengang der AG wieder mehr direkten Zugriff auf den Autobauer mit ihrem Namen geben zu wollen. 2008/2009 hatte Volkswagen eine Übernahmeattacke des damaligen Porsche-Managements abwehren können.

Die Niedersachsen drehten den Spieß um und schluckten ihrerseits die profitable Konzerntochter, die beiden Familien bekamen im Gegenzug die Mehrheit an dem Autoriesen.

Einige Marktbeobachter hatten schon bei der Bekanntgabe der Prüfungen Kritik an einer Vermischung von Verantwortlichkeiten in der jetzt angepeilten neuen Konstruktion geäußert. So wiesen manche Investoren auf mögliche Interessenkonflikte hin, weil Blume zumindest vorläufig Porsche-Chef und Volkswagen-Konzernchef in Personalunion ist. (dpa)

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