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Rehe kennen keine Zeitumstellung: Um welche Uhrzeit für Autofahrer das Risiko für Wildunfälle steigt
Verstärkte Futtersuche, Brunftzeit, Wintervorbereitungen: Aktuell sind Wildtiere besonders aktiv und queren Landstraßen. Nun dürfte die Zeitumstellung die angespannte Lage noch verschärfen.
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In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag (26. Oktober) werden die Uhren um 3 Uhr nachts wieder um eine Stunde auf die Winterzeit zurückgestellt. Bis auf ein Jetlag-Gefühl am Tag danach mag der Mensch diese Zeitumstellung mehr oder weniger gut verkraften. Wen die Uhranpassung hingegen so gar nicht juckt, sind Wildtiere.
Hirsche, Rehe, Wildschweine und Füchse kennen keine Zeitumstellung – entsprechend werden sie auch ihre Gewohnheiten in puncto Nahrungssuche und Paarungsbedürfnis nicht ändern. Für Auto- und Motorradfahrer dürfte aber genau das zum Problem werden, denn sie müssen sich im Straßenverkehr auf einen verstärkten Wildwechsel einstellen.
Zeitumstellung verschärft eh schon angespannte Lage
Gerade in diesen Wochen suchen viele Wildtiere intensiv nach Nahrung, um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Um ihre Futterplätze zu erreichen, müssen Fuchs, Reh, Dachs und Co jetzt häufiger als sonst die Landstraßen queren.

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Doch damit nicht genug: Der Deutsche Jagdverband (DJV) warnt davor, dass Wildschweine und brunftige Damhirsche im Oktober wegen der Paarungszeit besonders aktiv sind. Der Verein betont, dass diese großen Wildtiere bei einer Kollision mit einem Fahrzeug enorme Schäden anrichten können. „Bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein bei 60 Kilometern pro Stunde wirken Kräfte, als würde sich ein dreieinhalb Tonnen schweres Nashorn unsanft auf die Motorhaube setzen“, so der DJV. Ein Rothirsch wirke bei einem Zusammenstoß etwa mit der Wucht von einem etwa 5-Tonnen-schweren Elefanten.
Die Zeitumstellung verschärft die eh schon angespannte Lage. Denn Wildtiere sind vornehmlich in der Morgen- und Abenddämmerung unterwegs. Nun verlagern sich Teile des Berufsverkehrs genau in diese Tageszeit.
Wildwechsel: Um welche Uhrzeit steigt das Risiko?
Aktuell ist das Unfallrisiko durch Wildwechsel erhöht. Wie Auswertungen des bundesweiten Tierfund-Katasters vom DJV und Angaben des ADAC Hessen-Thüringen zeigen, steigt das Risiko für einen Zusammenstoß zwischen etwa 6.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens erheblich an. Genau dann dürften viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit sein.
Abends beginnt die Dämmerungsphase wegen der Zeitumstellung nun eine Stunde früher und fällt damit ebenfalls in die Hauptberufsverkehrszeit. Am Tag nach dem Uhrendreh (Sonntag, der 26. Oktober) geht die Sonne bereits um 17 Uhr herum unter – in Berlin wird der Sonnenuntergang dann beispielsweise bereits um 16.47 Uhr sein.
Wie sollten Autofahrer bei Wildwechsel reagieren?
Grundsätzlich gilt: Für mehr Reaktionszeit bei spontaner Wildbegegnung immer mit angepasster Geschwindigkeit vorausschauend fahren und ausreichend Abstand zu Vorausfahrenden zu halten. Im Wald und an Feldrändern den Fuß vom Gas nehmen – das verschafft mehr Zeit zum Handeln.
Steht Wild an der Straße, sollten riskante Ausweichmanöver unbedingt vermieden werden. Als Regel gilt: Beim Auftauchen von Wild Fernlicht abblenden, bremsen, hupen und das Auto auf Spur halten. Zudem sollte man immer mit Nachzüglern rechnen, die aus dem Dickicht auf die Straße springen.
Warum das Licht abblenden? Weil die Augen von Wildtieren deutlich lichtempfindlicher als die von Menschen sind, blendet das Fernlicht die Tiere und macht sie orientierungslos. Warum Hupen? Das Signalhorn hilft den Wildtieren, sich akustisch zu orientieren, um in die richtige Richtung zu flüchten.
Was tun bei einem Wildunfall?
Zunächst sollte die Unfallstelle gesichert und die Polizei gerufen werden, selbst wenn die Autoinsassen unverletzt sind. In vielen Bundesländern muss bei einem Wildunfall zusätzlich noch ein Jäger informiert werden. Ein verletztes oder totes Tier sollte möglichst nicht angefasst werden. Die Bergung ist Sache des Försters oder Jagdpächters. Wer Wild mitnimmt, macht sich übrigens der Wilderei strafbar.
Wie viele Wildunfälle passieren?
Nach den aktuellsten Zahlen wurden den Autoversicherern im Jahr 2024 mehr als 276.000 Wildunfälle gemeldet. Im Schnitt kollidierten damit täglich rund 750 Autos mit einem Wildtier, wobei in den Monaten April und Mai sowie von Oktober bis Dezember das Risiko deutlich steigt.
Welche Wildtiere sind besonders betroffen?
Rehe kommen laut DJV-Erhebungen im Rahmen des Tierfund-Katasters am häufigsten unter die Räder. Zwischen 2019 und 2022 machten sie 49 Prozent aller Wildunfälle auf deutschen Straßen aus. 15 Prozent der getöteten Wildtiere waren demnach Fuchs, Waschbär, Dachs und Marderhund. Hasen und Kaninchen machten zehn Prozent aus. Marder, Iltis und Mauswiesel machten fünf Prozent der Wildunfälle aus, Wildschweine lediglich vier Prozent.
Weitere Tiere listet der DJV unter den „Sonstigen Arten“ zusammen, die immerhin noch zwölf Prozent aller Wildtiere ausmachen. Jedes siebte Tier innerhalb dieses Anteils sollen den Angaben folgend Katzen sein. (mit dpa, AFP)
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