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„Stärkt Einzelhandel, Tourismus und entlastet Pendler“: Studie belegt hohen volkswirtschaftlichen Nutzen von ÖPNV-Angeboten
ÖPNV-Investitionen zahlen sich aus, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der Bahn zeigt. Jeder investierte Euro bringt demnach einen dreifachen Nutzen für die deutsche Volkswirtschaft.
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Der öffentliche Personennahverkehr ist einer Studie zufolge seine hohen Kosten wert: Jeder in Busse, Regionalzüge sowie U- und Straßenbahnen investierte Euro bringt der deutschen Volkswirtschaft demnach einen Nutzen von drei Euro. Der Chef der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio, Jan Schilling, sprach am Donnerstag von einem „echten Wirtschaftsbooster“.
Der ÖPNV-Betrieb kostet laut Untersuchung im Auftrag der DB-Initiative „Zukunft Nahverkehr“ bundesweit jährlich 25 Milliarden Euro. Demgegenüber haben die Studienautoren errechnet, dass diese Angebote jährlich für rund 75 Milliarden Euro Wertschöpfung sorgen.
Ein wesentlicher Teil davon fällt den Angaben zufolge direkt in der ÖPNV-Branche und damit zusammenhängenden Wirtschaftsbereichen wie der Fahrzeugherstellung oder Reinigungsdiensten an. Diese direkten und indirekten Auswirkungen beziffern die Studienautoren mit rund 21 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr.
Von den Fahrgästen des ÖPNV hänge ein Teil des Umsatzes des Einzelhandels ab. „Zahlreiche Studien und städtebauliche Untersuchungen legen nahe, dass sich Einzelhandelsstandorte bevorzugt in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen ansiedeln und dort deutlich höhere Umsätze erzielen“, führen die Studienautoren aus. Hier zahle sich der Nahverkehr mit etwa fünf Milliarden pro Jahr aus.
Auch der Tourismus „profitiert insbesondere in Städten und Ferienregionen von guter ÖPNV-Erreichbarkeit“, hieß es. Hier sei die Wertschätzung mit rund zwölf Milliarden jährlich zu beziffern. Auch ermöglichten es Bus und Bahn Beschäftigten, ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Hier geht die Studie von einer Wertschöpfung von rund 22 Milliarden aus.
Für den Immobiliensektor rechnen die Forscher mit einem Einfluss des Nahverkehrs von rund sechs Milliarden Euro. „Immobilien in der Nähe von ÖPNV-Knotenpunkten gelten als attraktiver und erzielen in der Regel höhere Transaktionspreise, was sich unmittelbar auf die wirtschaftliche Dynamik der Branche auswirkt“, heißt es.
Der Zukunftscluster MCube unter Leitung der TU München erarbeitete die Studie im Auftrag der DB-Initiative Zukunft Nahverkehr. Mitautor und MCube-Geschäftsführer Oliver May-Beckmann erklärte, der Nahverkehr „stärkt den Einzelhandel, den Tourismus, den Arbeitsmarkt und entlastet Pendlerinnen und Pendler.“
„Vor allem aber spart er volkswirtschaftliche Kosten – etwa durch weniger Verkehrsunfälle, geringeren Flächenverbrauch, weniger Lärm, Luftverschmutzung oder CO₂-Emissionen“, fuhr May-Beckmann fort. „Würde die heutige Verkehrsleistung des ÖPNV vollständig auf den motorisierten Individualverkehr verlagert“, entstünden den Berechnungen zufolge „jährlich rund neun Milliarden zusätzliche Kosten“.
„Das sollte ein weiterer Anreiz für Bund und Länder sein, das Angebot weiter auszubauen“, erklärte Schilling. Jeder in den ÖPNV investierte Euro „zahlt sich schon heute dreifach aus“. Mit der Untersuchung gebe es nun eine Fakten-Basis, auf deren Grundlage die Diskussion um Investitionen in den ÖPNV weitergeführt werden könne, sagte er weiter. Insbesondere im ländlichen Raum gebe es beim Angebot noch „eine Lücke, die es zu schließen gilt“, um Menschen zum Umstieg auf den Nahverkehr zu bewegen. (AFP)
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