Wirtschaft: Nachwuchspflege im Klassenzimmer - grandioser Weg der Kundenbindung (Kommentar)
Das war so etwas ähnliches wie eine "Ruck-Rede", was Ron Sommer da in der Berliner Jägerstraße zum Besten gab: Deutschland müsse zur "Online-Nation" werden, reklamierte der Telekom-Chef in der neuen Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens. Die Zukunft des Landes, da war sich der Konzernchef mit dem Kabinettschef Gerhard Schröder einig, liege im Internet.
Das war so etwas ähnliches wie eine "Ruck-Rede", was Ron Sommer da in der Berliner Jägerstraße zum Besten gab: Deutschland müsse zur "Online-Nation" werden, reklamierte der Telekom-Chef in der neuen Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens. Die Zukunft des Landes, da war sich der Konzernchef mit dem Kabinettschef Gerhard Schröder einig, liege im Internet. Und doch auch immer noch in der Jugend. Oder anders gesagt: in den Schulen. Rund 12,5 Millionen Schüler gibt es im Lande - was für ein Potenzial für die Telekom, 12,5 Millionen Nachwuchssurfer, die alle über T-Online ihre ersten Interneterfahrungen machen könnten. Merkwürdig, dass die Telekom erst jetzt auf die Idee gekommen ist, die 40 000 Schulen anzuschließen. Aber das soll den Wert der Aktion nicht schmälern: Immerhin will die Telekom die Anschlüsse und Surfkosten jedes Jahr mit 125 Millionen Mark sponsern. Auch für einen Konzern ist das keine Selbstverständlichkeit.
Dass die Investition in die Ausstattung der Schulen respektive Ausbildung der Schüler nicht ganz selbstlos ist, liegt auf der Hand. Ein Unternehmen ist kein Wohlfahrtsverband. Die Kundenakquisition ist die Grundlage des Geschäfts; warum damit nicht in der Schule über den Weg des Sponsorings beginnen? Allerdings muss dieser Weg auch den Telekom-Konkurrenten offen bleiben. Die Nachwuchspflege im Klassenzimmer wird sich jedenfalls bezahlt machen, weil sich so die Entwicklung des Internets zum Massenmedium beschleunigt. Wenn nur nicht die Schüler wegen der vielen Surferei das Rechnen und Schreiben vernachlässigen. Was würde dann aus dem Standort Deutschland?