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Der bisherige Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen.

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Der alte Karstadt-Eigentümer: Nicolas Berggruen, der Gescheiterte

Er war einst als Heilsbringer begrüßt worden, erfüllte die Erwartungen aber nicht und zieht sich nun vollständig aus dem Unternehmen zurück: Nicolas Berggruen

Von Antje Sirleschtov

Als Nicolas Berggruen vor fast genau vier Jahren auf der Rolltreppe der Karstadt-Niederlassung am Berliner Kurfürstendamm stand, sahen die Mitarbeiter des Handelskonzerns und mit ihnen die deutsche Öffentlichkeit einen Investor, der so gar nicht zum bisher bekannten Bild eines Kapitalisten passen wollte. Offenes Hemd, Dreitagebart und ein Blick, der eher schüchtern und zurückhaltend war als forsch. Der steinreiche Mann schuf eine Aura um sich, die ihn eher wie einen Heilsbringer als einen Investor mit ausschließlich finanziellen Interessen erscheinen ließ.

Das Bild hatte ein wenig Wahrheit und war dennoch verzerrt. Berggruen, deutsch-amerikanischer Sohn des legendären Mäzens und Kunstsammlers Heinz Berggruen (1914-2007), hat mit zahlreichen Firmen- und Industriebeteiligungen ein weit verzweigtes Netz von Finanzanlagen gestrickt, das ihm die Vermehrung seines Milliardenvermögens sichert. Er selbst gibt zwar gern Richtlinien seiner Investorentätigkeit kund, hält sich aber im operativen Geschäft heraus. Bittet man ihn um ein Interview, lässt Berggruen gern vorher ausrichten, dass er wohl über Gerechtigkeit und politische Hemmnisse bei der Rettung der Welt sprechen möchte. Zu den konkreten Auswirkungen seiner unternehmerischen Tätigkeit schweigt er indes, weshalb schnell der Eindruck entsteht, dieser Mann liebt das Geld, lässt das schmutzige Geldverdienen jedoch andere erledigen. Wahrscheinlich sieht er das sogar selbst so, wenn er sagt, Geld sei für ihn immer nur „Mittel zum Zweck“. Schillernd könnte man das Verhalten des Mannes auch nennen, der für seine Investitionen harte Sanierungsziele für Kosten und Rendite vorgibt, gleichzeitig aber betont, er rette gern Unternehmen und Arbeitsplätze. Böse Zungen nennen Berggruen denn auch einen Wolf im Schafspelz.

Die deutsche Politik zieht der weltläufige 53-Jährige mit den gebrochenen Deutschkenntnissen und dem Ruf, er wohne überall auf der Welt, seit langem magisch an. Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stand an seiner Seite, als er eine Denkfabrik ins Leben rief, das Berggruen Institute of Governance. Und Ursula von der Leyen (CDU) flog als Arbeitsministerin mit ihm durch Europa, als es darum ging, nach politischen Wegen aus der Krise der westlichen Demokratien und Wirtschaften zu suchen. Sie war es übrigens auch, die im September 2010 neben Nicolaus Berggruen stand, als er am Kurfürstendamm den Applaus der Karstadt-Mitarbeiter entgegennahm, die ihn als den Retter ihrer Jobs sahen. Antje Sirleschtov

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