zum Hauptinhalt
Signa-Gründer René Benko trifft im österreichischen Parlament ein. Er ist in einem parlamentarischen Ausschuss geladen, der die mutmaßliche Bevorzugung von Unternehmern durch die Kanzlerpartei ÖVP untersucht.

© dpa/APA/Georg Hochmuth

Noble Villa N in Innsbruck nur gemietet?: Ermittlungsakten wecken erhebliche Zweifel an Darstellung von René Benko

Der Milliardenpleitier René Benko hatte angegeben, die Villa N in Innsbruck mitsamt Ausstattung nur gemietet zu haben. Die Ermittlungen legen eine andere Version nahe.

Stand:

Im Zuge der Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien gegen den früheren Investor René Benko gibt es Zweifel an dessen Darstellung, wonach er die luxuriöse Villa N in Innsbruck mitsamt Ausstattung nur gemietet habe. Der „Spiegel“ berichtet unter Verweis auf die Ermittlungsakten, dass der Milliardenpleitier umfangreich Einfluss auf die Ausstattung genommen haben soll.

Benko soll 2023 rund zwei Millionen Euro für die Villa ausgegeben haben und für ein weiteres Familienhaus in der österreichischen Stadt eine weitere halbe Million. Die offiziellen Besitzer waren den Angaben zufolge Firmen der Laura Privatstiftung, in der Benkos Mutter offenbar die Begünstigte ist.

Den Aussagen von Benko nach soll die Stiftung die Villa mitsamt der Ausstattung an die Signa Holding vermietet haben. Die wiederum habe sie an Benko untervermietet. Die Ermittler halten dies allerdings für unwahrscheinlich.

Denn aus den Ermittlungsakten gehe hervor, dass die Benkos selbst entschieden, was für die Villa angeschafft werden soll. So soll Benko etwa mit seiner Ehefrau zusammen den Architekten getroffen haben. Dieser habe ihm Pläne für eine riesige Spa-Landschaft im Untergeschoss geschickt, die der Blauen Grotte von Capri nachempfunden sein sollte.

Dazu gab es demnach die Option, hellgraue Felsen installieren zu lassen. Auch hätten die Benkos wählen können zwischen einem „James-Bond-Stil“ oder einem „Capri-Stil“.

Kino geplant, T-Rex im Garten

Darüber hinaus deuteten die Dokumente daraufhin, dass das Paar die Muster der Marmorplatten bestimmte. Außerdem sollen ein Kino mit zehn Plätzen und ein Billardraum geplant gewesen sein. Für den Garten habe Benko einen Drei-Meter-T-Rex und eine 2,20-Meter-Skulptur des französischen Künstlers Philippe Pasqua gekauft, heißt es unter Verweis auf die Aussage einer Signa-Assistentin. Acht Millionen Euro soll das Inventar gekostet haben.

Als ein Marmorlieferant im August 2021 wegen unbezahlter Rechnungen die Arbeit einstellen wollte, schrieb ihm Benko laut „Spiegel“, dass er Eigentümer der Firma sei, die die Villa besitze. Er habe mit Kooperationsmöglichkeiten gelockt.

Hinzu kommt: Für die Finanzierung des Villenbaus soll ein Mitarbeiter den Dokumenten zufolge Benko um „deine Freigabe“ gebeten haben. Demnach sollte die Laura Privatstiftung eine Million Darlehen geben. Benko habe darauf geantwort: „Macht sinn“.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien hatte am Dienstag erstmals Anklage gegen den ehemaligen Immobilien-Milliardär Benko erhoben. Die Behörde wirft Benko vor, bei seiner Insolvenz als Einzelunternehmer Vermögenswerte zuungunsten der Gläubiger beiseitegeschafft zu haben. Eine entsprechende Anklage sei beim Landgericht Innsbruck eingebracht worden. 

Der Vorwurf lautet auf betrügerische Krida, ein Begriff aus dem österreichischen Strafrecht, der in etwa dem Bankrott in Deutschland entspricht. Das Verfahren ist einer unter insgesamt zwölf Verfahrenssträngen rund um die gescheiterte Signa-Gruppe. Benko befindet sich seit Januar in Untersuchungshaft.

Konkret wirft die Staatsanwaltschaft dem 48-Jährigen vor, dass er „unter dem Eindruck zunehmender Zahlungsschwierigkeiten und einer absehbaren Konkurseröffnung“ Angehörigen noch 300.000 Euro geschenkt habe. Außerdem soll Benko eine – wirtschaftlich und sachlich unvertretbare – Miet- und Betriebskostenvorauszahlung für ein Mietobjekt in Höhe von 360.000 Euro geleistet haben. (Tsp, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })