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Überangebot. Die Ölproduzenten fördern derzeit weit mehr Rohöl als von Unternehmen und Verbrauchern nachgefragt wird.
© dpa

Prognose der Internationalen Energieagentur: Öl bleibt billig – vorerst

Die Internationale Energieagentur rechnet frühestens 2017 mit steigenden Preisen. Flugzeugreisende dürften dennoch nicht so schnell profitieren.

Die Erdölpreise dürften nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) erst im kommenden Jahr wieder ansteigen. Erst 2017 werde es wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geben, erklärte die in Paris ansässige Agentur am Montag in einer Fünfjahresprognose. Die großen Erdölreserven würden aber auch dann verhindern, dass die Preise rasch ansteigen.

„Die derzeitigen Erdölmarkt-Bedingungen lassen nicht darauf schließen, dass die Preise in der unmittelbaren Zukunft scharf ansteigen können – außer natürlich, es gibt ein großes geopolitisches Ereignis“, erklärte ein Sprecher der IEA. „Erst 2017 werden die Nachfrage nach Öl und das Angebot wieder auf einer Linie liegen. Die gewaltigen Reserven, die sich ansammeln, werden aber wie ein Dämpfer auf die Geschwindigkeit der Erholung des Ölpreises wirken.“

Die IEA betonte zugleich, Vorhersagen seien derzeit nur sehr schwer zu treffen. Die Erdölpreise sind in den vergangenen eineinhalb Jahren dramatisch eingebrochen – von rund 100 Dollar pro Barrel im Juli 2014 auf derzeit rund 30 Dollar. 159 Liter Rohöl sind derzeit also für umgerechnet rund 27 Euro zu haben. Die Internationale Energieagentur berät knapp 30 westliche Staaten in Energiefragen, darunter auch Deutschland und die USA. Der Ölpreisverfall wird derzeit von Ökonomen als eines der Hauptrisiken für das Gleichgewicht der Weltwirtschaft angesehen.

Am Montag allerdings trieb der Rückgang der Ölbohrungen in den USA den Preis für den Rohstoff zwischenzeitlich nach oben. Die richtungsweisende Rohölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 5,6 Prozent auf 34,85 Dollar je Barrel. Der Ölindustrie-Dienstleiter Baker Hughes hatte am Freitagabend bekannt gegeben, dass die Zahl der US-Ölbohrungen in der vergangenen Woche auf 413 gefallen sei – den niedrigsten Stand seit Dezember 2009.

Vor einem Jahr wurde das „schwarze Gold“ noch an mehr als doppelt so vielen Stellen gefördert. „Die aktuelle Zahl der aktiven Bohrlöcher impliziert im Jahresdurchschnitt einen Rückgang der US-Produktion um 445 000 Barrel pro Tag“, schrieben die Analysten von Goldman Sachs in einem Kommentar. Ihre Kollegen von Morgan Stanley warnten jedoch vor überzogenen Erwartungen. Schließlich schwächele die Nachfrage, vor allem in China.

Unabhängig von der rückläufigen US-Produktion übertrifft das weltweite Rohölangebot die Nachfrage weiterhin. Daran ändere auch die von einigen Staaten geplante Deckelung der Fördermengen nichts, betonte Amos Hochstein, Sonderbeauftragter des Außenministeriums für Energieangelegenheiten. Schließlich pumpten viele Länder derzeit so viel Öl aus dem Boden wie noch nie.

Während sich vor allem Autofahrer seit Monaten darüber freuen, an der Tankstelle für vergleichsweise wenig Geld viel Benzin tanken zu können, geben die Fluggesellschaften die günstigen Spritpreise kaum an ihre Kunden weiter. Dem Airlineverband Iata zufolge kostete Kerosin Anfang Februar 2016 rund 40 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Ausgaben für Benzin machen bei Flugreisen nur einen Teil der Gesamtkosten aus, Experten schätzen zwischen 25 Prozent bei Netzcarriern wie Lufthansa und 40 Prozent bei Billiganbietern, die von sinkenden Kerosinpreisen stärker profitieren. Am meisten sparen Fluggesellschaften, die in US-Dollar abrechnen, mit dem auch das Kerosin bezahlt werden muss. Die Europäer stellen sich wegen des schwachen Euro etwas ungünstiger.

Zwar sind die Flugtarife laut Iata im vergangenen Jahr weltweit um rund fünf Prozent zurückgegangen. Die Flug-Suchmaschine Kayak aber hat bei den Millionen Preisabfragen ihrer Nutzer in den vergangenen zwei Jahren nur für innerdeutsche Flüge einen Preisrutsch um etwa 15 Prozent registriert. Bei internationalen Flügen seien die Preise „de facto konstant“ geblieben, sagt Firmensprecher Jan Valentin. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat in seinem Monitor für Billigflüge in Deutschland zuletzt im Herbst 2015 deutlich gesunkene Preise zwischen 45 und 115 Euro festgestellt. Im Jahr zuvor reichte die Spanne noch von 70 bis 140 Euro. Am teuersten ist es weiterhin dort, wo nur eine Gesellschaft eine gefragte Verbindung bedient. mit rtr

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