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VW: Pischetsrieder fordert Sparkurs

VW-Chef Bernd Pischetsrieder schwört den Autokonzern nach seiner Vertragsverlängerung bis 2012 auf einen noch härteren Sparkurs ein. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wurde von Aktionärsvertretern zum Rückzug aufgefordert.

Hamburg - Man sei "meilenweit" von den eigenen Zielen entfernt, betonte Pischetsrieder am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Hamburg. Details der Sparpläne hielt Pischetsrieder unter Hinweis auf laufende Gespräche weiter geheim. Laut früheren Angaben könnten bis zu 20 000 Jobs betroffen sein, rund ein Fünftel aller Stellen in westdeutschen VW-Fabriken. Der Vertrag des 58-jährigen VW-Chefs war am Vortag um fünf Jahre bis April 2012 verlängert worden. Der Aufsichtsrat entschied einstimmig, obwohl zuvor wochenlang über massiven Widerstand der Arbeitnehmerseite spekuliert worden war.

Piëch wurde vor allem vorgeworfen, mit seinen öffentlichen Zweifeln an einer Vertragsverlängerung Pischetsrieders den Vorstand geschwächt zu haben. Auch Interessenkonflikte angesichts des Einstiegs von Porsche bei VW wurden angeprangert. Der langjährige VW-Chef Piëch sitzt auch im Porsche-Aufsichtsrat. Die Piëch-Familie ist ein wichtiger Porsche-Aktionär. Pischetsrieder betonte, der Aufsichtsrat habe bereits im Februar einen Ausschuss eingerichtet, der die Geschäftsbeziehungen von Volkswagen mit Aktionären überwachen soll, die mehr als fünf Prozent der Stimmrechte halten. Porsche ist größter VW-Aktionär mit einem Anteil von rund 21 Prozent.

Eindringlich forderten Aktionärsvertreter ferner eine lückenlose Aufklärung der VW-Affäre um Schmiergelder und Lustreisen auf Konzernkosten sowie eine rasche Sanierung der spanischen Tochter Seat.

Volkswagen müsse weltweit mit schärferem Wettbewerb rechnen, warnte Pischetsrieder. «Es geht nicht darum, dass der Konzern heute in seiner Existenz gefährdet ist. Aber trotzdem müssen wir heute handeln, um morgen den verschärften Angriffen unserer Wettbewerber erfolgreich begegnen zu können.» Dabei werde der Konzern ohne eine Sanierung der ertragsschwachen Kernmarke VW nicht erfolgreich sein. Kostenstrukturen, die weit über denen der Wettbewerber lägen, könnten nicht dauerhaft «durch Quersubventionen gesundgerechnet werden», sagte Pischetsrieder. Vor allem die Produktion in den westdeutschen VW-Werken ist teilweise deutlich teurer als im Branchendurchschnitt.

Effizienz-Programm zeigt Wirkung

Mit dem bisherigen Effizienz-Programm «ForMotion» hatte VW im vergangenen Jahr Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro erzielt - 400 Millionen mehr als geplant. Ohne «ForMotion» wäre VW in die roten Zahlen gerutscht, betonte Pischetsrieder. Der Preisdruck im Markt und die Wechselkurse hätten den Nettoeffekt der Sparmaßnahmen jedoch geschmälert. Ziel des Nachfolgeprogramms «ForMotion plus» ist ein Vorsteuergewinn von 5,1 Milliarden Euro im Jahr 2008, gegenüber 2004 ein Plus von vier Milliarden. Als eine treibende Kraft hinter dem harten Sparkurs gilt VW-Markenchef Wolfgang Bernhard.

Pischetsrieder bekräftigte, es sollen eine höhere Produktivität, eine volle Auslastung der Werke auch durch Kapazitätsminderung und «wettbewerbsfähigere Arbeitskosten» erreicht werden. Bei der geplanten kompletten Neuordnung der Komponentenfertigung, in deren Zuge einzelne Bereiche auch ausgelagert werden können, stehe die Produktion von Motoren und Getrieben nicht zur Disposition. Auch in diesen Bereichen sei aber eine höhere Produktivität «zwingend» notwendig.

Der Konzernchef bestätigte das Ziel, im laufenden Jahr Absatz, Umsatz und das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen zu steigern. Bei den Sondereinflüssen werde es sowohl Kosten durch die Restrukturierung - etwa für Vorruhestandsregelungen - als auch positive Beiträge aus Veräußerungen geben. Im ersten Quartal hatte VW zwar deutliche Steigerungen bei Umsatz und Gewinn erzielt, lag nach eigener Einschätzung aber noch weit hinter den gesetzten Zielen zurück. (tso/dpa)

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