Wirtschaft: Plötzliche Rettung durch den Kanzler
Gerhard Schröder wird am Sonntagabend einen liebenswürdigen Gastgeber abgegeben haben. Doch Charme und Überzeugungskraft gelten so viel nicht in der rauen Welt des Kapitals; da geht es mehr um Wirtschaftlichkeit und kalkulierbares Risiko.
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Gerhard Schröder wird am Sonntagabend einen liebenswürdigen Gastgeber abgegeben haben. Doch Charme und Überzeugungskraft gelten so viel nicht in der rauen Welt des Kapitals; da geht es mehr um Wirtschaftlichkeit und kalkulierbares Risiko. Umso überraschender also, dass der Kanzler den Präsidenten von Bombardier von einer weit reichenden Entscheidung abbringen konnte: Der Bahntechnik-Konzern will sein Werk im sachsen-anhaltinischen Ammendorf nicht mehr schließen, knapp 900 Arbeitnehmer haben damit eine große Sorge weniger. Bombardier-Mitarbeiter in allen möglichen Weltregionen bangen sei Monaten um ihren Job. Der Grund der Angst ist einfach: Der kanadische Konzern hat im vergangenen Sommer Adtranz übernommen und einige Jahre zuvor bereits die Deutsche Waggonbau (DWA). In dem zusammengekauften Konzern gibt es naturgemäß Überschneidungen im Programm einzelner Werke; bei 56 Standorten in 23 Ländern sind vermutlich einige entbehrlich. So die Fabrik im brandenburgischen Vetschau, so das Werk in Halle-Ammendorf. Jedenfalls bis Sonntag, als der Kanzler den Konzernboss traf. Schröder und das Dasa-Werk Lemwerder, Schröder und Philip Holzmann und nun Schröder und Ammendorf - drei Monate vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hilft der Kanzler Ministerpräsidend Höppner und sich selbst. Aber wie? Die vom Kanzler angeführten Argumente müssen schon gewichtig gewesen sein. Vielleicht hat ja Schröder-Freund und Bahn-Chef Mehdorn mit einem Auftrag für Bombardier mitgeholfen? Wie auch immer: Kanzler und Konzern tun gut daran, die Gründe des Meinungsumschwungs zu nennen.
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