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Autobranche: Porsche bereitet Pflichtangebot vor

Nach Erhöhung des Anteils an der Volkswagen-Stammaktie auf 30,9 Prozent kümmert sich Porsche um sein Pflichtangebot für die Aktionäre. Eine komplette Übernahme von VW ist vorerst nicht geplant.

Stuttgart - Die Angebotsunterlagen würden innerhalb von vier Wochen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zugeleitet, sagte ein Porsche-Sprecher. Nach eigenen Angaben strebt Porsche derzeit keine Übernahme von Europas größtem Autobauer an. "Ob, wann und zu welchen Konditionen" weitere Zukäufe erfolgen, stehe "gegenwärtig noch nicht fest". Porsche will im Pflichtangebot lediglich den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestpreis offerieren, der sich für Stammaktien auf voraussichtlich 100,92 Euro beläuft.

Das von Porsche angestrebte Gebot liegt deutlich unter dem derzeitigen Börsenkurs der VW-Aktie von 113,15 Euro je Stammaktie. Die Aktie verlor am Montag gleichwohl mehr als 4,5 Prozent und war der schwächste Wert im Deutschen Aktien-Index (Dax).

Zerschlagung von VW soll verhindert werden

Porsche hatte den Schritt am Samstag in einem spektakulären Kurswechsel angekündigt. Der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking, will damit eine Zerschlagung des Volkswagen-Konzerns verhindern. "Wenn ein Hedge-Fonds den VW-Konzern in seine Einzelteile aufteilt und an die Börse bringen würde, könnten wir unseren wichtigsten Partner verlieren", sagte Wiedeking der "Bild"-Zeitung. "Eine solche Zerschlagung dürfen wir nicht zulassen. Deshalb haben wir gehandelt."

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück begrüßte das verstärkte Engagement von Porsche bei VW. Dies sei eine gute Strategie, wie man deutsche Unternehmen auch in Deutschland halten könne, sagte er stern.de. "Wir alle wollen nicht zulassen, dass Heuschrecken kommen, uns abfressen und dann wieder verschwinden - und bei uns bleiben dann die Probleme und die Hartz-IV-Empfänger zurück", sagte Hück.

VW-Gesetz vor dem Aus

Branchenbeobachter gehen aber auch davon aus, dass VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit VW, Porsche und einer Allianz aus den Nutzfahrzeugbauern Man und Scania und der VW-Nutzfahrzeugsparte einen auf allen Feldern agierenden weltweiten Firmenverbund schaffen will. Die milliardenschweren Familien Piëch und Porsche besitzen alle Stammaktien von Porsche.

Im Zusammenhang mit dem VW-Gesetz wird darüber spekuliert, dass Finanzinvestoren VW übernehmen, den Konzern zerlegen und die Einzelteile Gewinn bringend verkaufen könnten. Das Gesetz mit seiner Stimmrechtsbegrenzung auf 20 Prozent gilt bislang als Bollwerk gegen "fremde" Aktionäre - dürfte aber im Sommer nach einer Klage der EU-Kommission vom Europäischen Gerichtshof gekippt werden.

Noch Anfang März hatte Wiedeking auf dem Genfer Autosalon bekräftigt, dass die VW-Beteiligung unter der 30-Prozent-Marke gehalten werden soll. Porsche war im September 2005 bei VW eingestiegen und hatte damals zunächst maximal 20 Prozent des stimmberechtigten Kapitals angepeilt. Auch damals war schon betont worden, dass "auf keinen Fall" die Schwelle erreicht werde, bei der ein öffentliches Übernahmeangebot nötig sei. (tso/dpa)

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