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Wirtschaft: Porsche gibt Gas

Für das laufende Geschäftsjahr zeichnet sich eine weitere Gewinnsteigerung ab – Streit um Quartalsberichte

Leipzig/Düsseldorf (tas/Tsp). Trotz schleppendem Absatz bei seinen beiden Sportwagenmodellen steuert Porsche auch im laufenden Geschäftsjahr auf neue Rekordergebnisse zu. Das versprach PorscheChef Wendelin Wiedeking seinen Aktionären am Freitag auf der Hauptversammlung in Leipzig: „Gehen Sie davon aus, dass wir alles tun werden, um beim Gewinn nochmals einen Tick besser auszusehen.“ Grund für die Zuversicht ist die Bilanz des ersten Halbjahres, das von August bis Januar läuft. Nach ersten Prognosen übertraf der Gewinn nach Steuern mit 118 Millionen Euro den Vorjahreswert um 15,7 Prozent. Auch der Konzernumsatz konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 28 Prozent auf 2,82 Milliarden Euro gesteigert werden. Ursache hierfür ist der höhere Fahrzeugabsatz. Er legte um rund 31 Prozent auf mehr als 32 000 Autos zu.

Wie stark der Erfolg des Unternehmens mit dem neuen Geländewagen Cayenne verknüpft ist, zeigen die Verkaufszahlen der einzelnen Baureihen: Die Sportwagen-Modelle 911 (10 250 Stück) und Boxster (5250 Stück) brachen beim Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 Prozent beziehungsweise 44 Prozent ein. Dies konnte nur durch den Cayenne, der sich fast 17 000 mal verkaufte, aufgefangen werden. Im Vorjahreszeitraum wurde der Geländewagen knapp 1500-mal abgesetzt. Seit August 2002 montiert Porsche den aktuellen Hoffnungsträger mit rund 300 Beschäftigten in einem neuen Werk in Leipzig.

Absatz soll noch zulegen

Für das gesamte Geschäftsjahr, das am 31. Juli endet, erwartet Wiedeking 75 000 (Vorjahreszeitraum: 66803) verkaufte Fahrzeuge. „Das wäre immerhin eine ordentliche zweistellige Steigerungsrate, die auch positive Auswirkungen auf die Ergebnissituation hätte“, sagte er. Noch im Herbst hatte der Vorstandschef die Erwartungen auf 70 000 gesenkt, im Dezember sprach er von 70000 bis 75 000. Wiedeking räumte ein, dass die beiden Sportwagen-Baureihen 911 und Boxster einen „nicht unbeträchtlichen Teil ihres Lebenszyklus bereits hinter sich haben“, nannte aber keinen Termin für die Neuauflage der Modelle. Die Börse reagierte promt, der Kurs der Aktie gab um 3,2 Prozent auf 475,95 Euro nach.

Hauptangriffspunkt der Aktionäre war die Haltung des Autobauers, auch in Zukunft keine Quartalsberichte (siehe Lexikon Seite 18) zu veröffentlichen. Der Investmentfonds-Verwalter DWS rügte Wiedeking auf Grund der fehlenden Transparenz. „Die Porsche-Aktie kann wegen fehlenden Quartalsberichten nicht die Bewertung erreichen, die ihr aufgrund der überragenden Unternehmenssituation zustehen sollte“, sagte Susan Levermann, Portfoliomanagerin der DWS. Die Berichterstattung entspreche weder in der Häufigkeit, noch in der Tiefe dem, was man von einem börsennotierten Unternehmen dieser Größe erwarten könne.

Zurück in den Dax

Weil sich Porsche, im Gegensatz zu allen anderen großen deutschen Konzernen nicht an der üblichen Quartalsberichterstattung beteiligt, hatte die Frankfurter Börse Porsche im Jahr 2001 aus dem M-Dax gestrichen und verwehrt dem Autobauer die Wiederaufnahme in die Dax-Indizes bis heute. Porsche wäre nach Börsenkapitalisierung klar unter den größten 30 Unternehmen in Deutschland und hätte bei Vorlage von Quartalsberichten gute Chancen auf den Einzug in den Dax-30. Wiedeking stellte klar, dass Porsche wieder zurück in den Dax wolle, sich aber nicht zwingen lasse, von der bisherigen Auskunftsstrategie abzuweichen. Dies will der Autobauer durch Gerichte entscheiden lassen. Eine Klage gegen die Deutsche Börse wurde bereits im vergangenen Jahr beim Verwaltungsgericht Frankfurt eingereicht. Bislang ist darüber noch nicht entschieden.

Rückendeckung bekommt Wiedeking auch aus Brüssel. Dort zeichnet sich ab, dass Ministerrat und Europaparlament noch vor der Europawahl im Juni eine EU-Richtlinie verabschieden werden, die Porsche den Weg in alle wichtigen Aktien-Indizes ebnen könnte. Diese neue Richtlinie über die Anforderungen an die Berichterstattung mit Quartalsberichten verlangt von den Firmen keine konkreten Zahlen mehr, sondern gibt sich mit qualitativen Aussagen zufrieden. Ein Börsen-Sprecher sagte, die Börse sei hieran nicht gebunden. „Der Entwurf der EU-Richtlinie stellt es den Börsen frei, Zulassungsbeschränkungen für ihre Segmente einzuführen. Nach diesem Grundsatz verfahren wir schon länger.“

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