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Mehr Geld für weniger Ware: Die Inflation entwertet Einkommen.

© dpa/Sven Hoppe

Preise stiegen für sie um 5,5 Prozent: Inflation trifft Mittelschicht am härtesten

Forscher haben die Teuerungsraten für verschiedene Einkommen berechnet. Arme sind weniger stark betroffen. Luxusgüter können sie sich ohnehin nicht leisten.

Die hohe Inflation bedeutet für Haushalte mit mittleren Einkommen besonders starke Einschränkungen. Nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) betrug die Teuerung für Familien mit Kindern und kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen im Dezember 5,5 Prozent – bundesweit lag die Rate dagegen nur bei 5,3 Prozent.

In der Studie, die am Freitag veröffentlicht wurde, messen die Forscher die spezifische Teuerungsrate der Haushalte an einem für sie repräsentativen Warenkorb. Dieser enthält typische Konsumgüter und gewichtet die Haushaltsausgaben entsprechend. Die Haushalte werden nach Nettoeinkommen und Anzahl der Kinder kategorisiert. Die Daten dafür stammen aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts.

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Alleinstehende mit geringem Einkommen waren demnach mit einer haushaltsspezifischen Teuerungsrate von 4,4 Prozent vergleichsweise geringer betroffen. Auch Singles mit hohen oder mittleren Einkommen waren mit spezifischen Inflationsraten von 4,7 beziehungsweise fünf Prozent im Dezember weniger betroffen als der bundesweite Durchschnitt.

Auch bei Betrachtung des Gesamtjahres 2021 zeigt sich laut den IMK-Experten ein ähnliches Muster, jedoch auf niedrigerem Niveau. So schwankten die haushaltsspezifischen Inflationsraten über das ganze Jahr zwischen 2,6 Prozent für Singles mit niedrigem Einkommen und 3,3 Prozent für Familien mit zwei Kindern sowie niedrigem beziehungsweise mittlerem Einkommen. Die generelle Inflation betrug 2021 3,1 Prozent.

Preise steigen besonders für Energie und Lebensmittel

Aus den Ergebnissen lasse sich schließen, „dass die Inflation gegenwärtig nicht überproportional Haushalte mit geringem Einkommen trifft“, erklärte die Studienautorin Silke Tober. Jedoch: Einkommensschwächere Haushalte seien in anderer Hinsicht besonders betroffen.

[Lesen Sie auch: Hohe Strom- und Heizkosten. Was die Bundesregierung gegen die steigenden Preise tun könnte (T+)]

So stiegen gerade die Preise für Lebensmittel und insbesondere Haushaltsenergie stark an. Sie machen einen größeren Anteil der Ausgaben einkommensschwacher Haushalte aus – und sind darüber hinaus Güter des täglichen Bedarfs, deren Konsum sich nicht ohne weiteres reduzieren lässt.

Institut fordert Zuschüsse für Geringverdiener

Dass einkommensschwache Haushalte statistisch dennoch weniger deutlich von der gestiegen Inflation betroffen sind, liegt laut IMK an ihren spezifischen Konsummustern. So stiegen nämlich auch die Preise für Sprit, Autos und Reisen stark an – Güter, die sich einkommensschwache Haushalte laut IMK „ohnehin nicht leisten können“.

Ein weiterer deutlicher Anstieg der Energiepreise im neuen Jahr ist nach Einschätzung der IMK-Experten unwahrscheinlich. Tober forderte dennoch, dass die Politik die weitere Entwicklung im Blick behalten und über Entlastungen für ärmere Haushalte nachdenken solle, insbesondere solche mit Kindern. „Gerade für Menschen mit geringem Einkommen stellen die aktuell hohen Energiepreise eine große Belastung dar.“

Die Bundesregierung will voraussichtlich kommende Woche einen Heizkostenzuschuss für Bezieherinnen und Bezieher von Wohngeld beschließen. Der Zuschuss soll einmalig 135 Euro betragen. Haushalte mit zwei Menschen sollen 175 Euro bekommen. 35 Euro zusätzlich soll es für jeden weiteren Mitbewohner geben. (AFP)

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