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Wirtschaft: Preiskampf bei DSL-Anbietern

Schnelle Internet-Zugänge werden immer billiger. Der Wettbewerb nimmt zu

Berlin – Für die Anbieter ist es richtig teuer geworden, aber die Kunden profitieren vom Preiskampf: Wer jetzt auf einen schnellen Internetanschluss (DSL) umsteigt, kann sich das Modem schenken lassen, zahlt für eine Weile keine Grundgebühr und ihm wird auch der Einrichtungspreis für die neue Technik erstattet. Auch die Deutsche Telekom offeriert gerade so ein „drei mal null Euro“- Angebot. „Dieses neue Angebot der Telekom kann man mit Sicherheit als eine Reaktion auf die Marktentwicklung werten: Der Markt belebt sich deutlich“, sagt Thomas Künstner, Partner der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton.

Ein Grund für die Belebung ist, dass Konkurrenten der Telekom jetzt DSL-Anschlüsse bei der Telekom zu Großhandelspreisen einkaufen und unter eigenem Namen und mit eigener Preisgestaltung an ihre Kunden weiterverkaufen können. „Resale“ nennt die ins Englische verliebte Branche den Wiederverkauf. Bisher mussten die Kunden der Wettbewerber bei der Telekom den DSL-Anschluss beziehen und erhielten nur den Zugang ins Netz von dem alternativen Anbieter. Jetzt verfügen die Wettbewerber über die vollständige Kundenbeziehung. Bisher nutzen zwar erst die Unternehmen United Internet mit der Marke 1&1, QSC und Arcor diese Möglichkeit. Tiscali steht in den Startlöchern. Auch AOL, Freenet und Lycos bestätigten dem Tagesspiegel, dass sie derzeit mit der Telekom über einen Großhandelsvertrag verhandeln.

„Es wird mehr Vielfalt in den Angeboten geben und auch die Preise werden sich weiter nach unten bewegen“, sagt Künstner. „Allerdings ist der Spielraum bei den Preisen nach unten nicht beliebig. Er wird beschränkt durch den Großhandelspreis der Telekom.“ Nach Brancheninformationen liegt der Großhandelspreis für den Anschluss zwischen zehn und 13 Prozent unter dem Endkundenpreis. Dennoch gehen die Anbieter sehr aggressiv vor. „Derzeit wird um Marktanteile gekämpft“, sagt Künstner.

Denn im Gegensatz zum schmalbandigen Internetzugang versprechen DSL- Verbindungen den Anbietern wesentlich höhere Margen. Zudem erwarten sie, den Kunden dann wesentlich mehr verkaufen zu können: Erst mit DSL macht Telefonieren über das Internet Spaß, kann man Filme und andere Dienstleistungen über das Netz beziehen. Breitbandkunden nutzen das Internet deutlich intensiver als andere. Und es ist ein echter Wachstumsmarkt: Bei der Zahl der Breitbandanschlüsse liegt Deutschland noch weit unter dem EU-Durchschnitt.

Noch beherrscht die Telekom-Tochter T-Online mit großem Abstand den Markt. Ende März hatte T-Online 2,44 Millionen DSL-Kunden. Die Nummer zwei am Markt, United Internet, hatte zu dem Zeitpunkt 750000 Kunden, Ende Juni waren es 825000. Dass T-Online seinen hohen Marktanteil künftig nicht wird halten können, das sagt auch T-Online- Chef Thomas Holtrop.

Doch dass die Konkurrenz für T-Online wächst, ist dem Gesamtkonzern Telekom nicht unrecht. Denn auch die Wiederverkäufer sind Kunden der Festnetztochter T-Com, der die Anschlüsse gehören. „Die Telekom profitiert in jedem Fall davon, dass sich der DSL-Markt jetzt belebt“, sagt Künstner. „Sie wird der dominante Spieler bleiben, auch wenn sie im Endkundenmarkt Marktanteile abgeben muss.“ So muss die Telekom auch nicht fürchten, von der Regulierungsbehörde wegen ihrer marktbeherrschenden Stellung unter Druck gesetzt zu werden.

Doch der Wettbewerb wächst auch von anderer Seite, von Stadtnetzbetreibern wie Hansenet etwa. Hansenet hat in Hamburg und Umgebung bei DSL-Anschlüssen schon einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent. 2005 will Hansenet sein Angebot auch auf fünf weitere Städte, darunter Berlin, ausdehnen. Im Prinzip könnte auch das Fernsehkabel der Telekom und den Stadtnetzbetreibern Konkurrenz machen. Im Ausland wird das TV-Kabel häufig für den schnellen Zugang ins Netz verwendet. „Mehr Wettbewerb bei DSL ist für die Telekom nicht so dramatisch“, sagt Künstner. „Mehr Wettbewerb durch das Kabel, wo die Telekom ganz außen vor ist, wäre problematisch.“

Doch um das Kabel für das Internet aufzurüsten sind Milliarden-Investitionen nötig. Bisher ist der Internetzugang über das Kabel in Deutschland ein Nischenmarkt. „Das Kabel ist der Markt der Zukunft – und wird es immer bleiben, wenn es so weiter geht“, sagt Künstner. Nicht zuletzt weil sich die DSL-Preise auf ein Niveau zubewegten, das neuen Angeboten den Einstieg schwer mache.

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