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Wirtschaft: Premiere bleibt vorerst auf Sendung

München/Berlin (fo/tmh). Der Bezahlsender Premiere hat durch eine neue Kreditlinie über rund 100 Millionen Euro bis Herbst Spielraum.

München/Berlin (fo/tmh). Der Bezahlsender Premiere hat durch eine neue Kreditlinie über rund 100 Millionen Euro bis Herbst Spielraum. Die Bayerische Landesbank und die Hypovereinsbank (HVB) gewähren dem zur Kirch-Gruppe zählenden Abokanal nach Tagesspiegel-Informationen einen Überbrückungskredit. Die stufenweise Auszahlung ist aber an Auflagen geknüpft, heißt es in Verhandlungskreisen. Dazu nahmen weder die Kreditinstitute noch Premiere Stellung.

Premiere muss sich den Informationen zufolge unter anderem mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) über die Senderechte für die kommende Bundesligasaison einigen. Die Verhandlungen laufen seit Wochen, wobei auch der langjährige Kirch-Konkurrent Herbert Kloiber mitbietet. Die DFL vergibt die Senderechte Anfang kommender Woche, heißt es in Verhandlungskreisen.

Sollte Kloiber das Rennen machen, könnte er damit maßgeblich über die Zukunft des hochdefizitären Senders Premiere entscheiden, sagen Insider. Er könne bei Premiere in großem Stil als Lieferant oder sogar als Miteigner mitmischen. Bislang machte Kloiber, der nach Kirch über die zweitgrößte Filmbibliothek Deutschlands verfügt, mit Kirch-Sendern keine Geschäfte. Neben den Bundesligarechten verlangen die Banken von Premiere auch eine Einigung über die Altforderungen ihres bisherigen Hauptlieferanten für Senderechte aller Art, der insolventen Kirch Media. Details dazu sind nicht zu erfahren. Auch mit US-Filmstudios muss Premiere bessere Konditionen aushandeln, um das bisher hoch defizitäre Bezahlfernsehen profitabel zu machen. Selbst wenn diese Hürden überwunden werden, sei die Gefahr einer Insolvenz für Premiere aber nicht grundsätzlich vom Tisch, warnen Banker. Nachdem es für Premiere vorige Woche kurzfristig ganz schwarz ausgesehen habe, stünden die Chancen für eine Vermeidung der Insolvenz und die Suche nach neuen Investoren nun wieder recht gut. Premiere gehört zur Kirch Pay-TV-Gruppe, die bereits Insolvenzantrag gestellt hat.

Auf der Routinesitzung des Gläubigerausschusses von Kirch Media informierte am Donnerstag die Investmentbank UBS Warburg über den Stand der Gespräche mit Kaufinteressenten für das Kerngeschäft der zusammengebrochenen Kirch-Gruppe. Das erst zwei Tage zuvor bekannt gewordene Konsortium mit den Verlagen Heinrich Bauer und Axel Springer wird nach Informationen aus Bankenkreisen als „sehr ernsthafter“ Bewerber eingestuft. Aber auch die Sony-Filmstudiotochter Columbia Tristar im Verein mit der Commerzbank hat nach wie vor Interesse daran, ein Bieterkonsortium zusammenzustellen. Nach dem Ausstieg der Zeitungsgruppe WAZ wird jetzt ein neuer Partner gesucht.

Für Irritationen sorgt derweil die Doppelrolle der Commerzbank. Sie ist einerseits einer der größten Gläubiger von Kirch Media, wird aber zugleich als Käufer auftreten, falls ihr Konsortium ein konkretes Angebot zu Stande bringt. Das sei eine „sensible Konstellation“ hieß es im Anschluss an die Sitzung am Donnerstag. Möglicherweise muss die Commerzbank ihren Vertreter im Ausschuss austauschen, damit es keine Interessenkollisionen gibt.

UBS Warburg wird in den nächsten Wochen im Auftrag des Gläubigerausschusses und des Insolvenzverwalters zunächst „unverbindliche Angebote“ für Kirch Media einholen. Die als ernsthaft angesehenen Interessenten müssen dann ein Angebot abgeben. Der Wert von Kirch Media (Filmbibliothek, Lizenzrechte und Beteiligung an Pro Sieben Sat 1) liegt nach Einschätzung der Commerzbank zwischen 1,8 Milliarden und 2,5 Milliarden Euro. Entscheidungen fallen frühestens am 1. August, wenn sich alle Gläubiger des insolventen Unternehmens treffen.

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