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Wirtschaft: Privatpolicen für Kassenpatienten

Welche Zusatzversicherungen sinnvoll sind und bei welchem Anbieter Sie am besten unterschreiben

Welches Kassenmitglied möchte nicht gern mal ein bisschen Privatpatient sein? Kein Problem, sagen die gesetzlichen Kassen und bieten ihren Mitgliedern private Zusatzversicherungen an – zum Schnäppchenpreis, wie sie betonen. Denn Teil der exklusiven Vereinbarungen, die die Kassen mit privaten Anbietern getroffen haben, sind Preisnachlässe zu Gunsten ihrer Mitglieder. Diese sollen die Versicherten an ihre Krankenkasse binden. Doch jetzt warnt die Stiftung Warentest: „Die Preisvorteile halten sich in Grenzen“, heißt es in einer neuen Untersuchung der Verbraucherschützer (Finanztest 11/2004). Die Ersparnis gegenüber dem, was man für dieselbe Police auf dem freien Markt zahlen müsste, liege gerade einmal zwischen einem und zehn Prozent, haben die Tester herausgefunden. Als Marketing-Argument für die Kasse taugen die Kooperationen mit den Privatanbietern daher wohl nicht, dennoch werden sie munter ausgebaut.

Zwei Euro weniger. Bei den Versicherungen für Zahnersatz, Brillen und Heilpraktikerbehandlung sei die Ersparnis so minimal, dass die Unterschiede allein durch die Rundung auf volle Euro-Beiträge verschwinden, kritisiert „Finanztest“. Aber auch bei Krankenhaus-Zusatzversicherungen, die dem Kassenpatienten eine Chefarzt-Behandlung garantieren, seien für 33-jährige Neukunden nur zwei Euro Ersparnis im Monat drin – „im Idealfall“ –, haben die Tester ausgerechnet. Wer älter ist und daher als Neukunde höhere Beiträge zahlen muss, profitiert allerdings mehr vom Kassenrabatt.

Angebote vergleichen. Bevor Kassenpatienten auf das Kooperationsangebot eingehen, sollten sie sich auf dem freien Markt über Alternativen informieren, empfiehlt die Stiftung Warentest. Beispiel: Ein 33-jähriger Mann, der bei der BKK Essanelle versichert ist, würde für eine „befriedigende“ Krankenhaus-Zusatzversicherung mit Einbettzimmer beim Kooperationspartner Axa 43 Euro im Monat zahlen. Der von Finanztest mit „sehr gut“ bewertete Tarif der Concordia, der jedermann zugänglich ist, kostet nur 29 Euro im Monat. Fazit der Tester: „Viele Kooperationsangebote sind schlechter oder teurer als die besten Angebote auf dem freien Markt.“

Testsieger. Und das sind die Testsieger: Wer sich bei einer Krankenhaus-Zusatzversicherung die Unterbringung im Ein-Bett-Zimmer sichern möchte, ist bei der Huk-Coburg und der Concordia am besten aufgehoben. Sowohl bei den Tarifen für Männer als auch bei denen für Frauen schnitten beide Gesellschaften mit „sehr gut“ ab. Die getesteten Angebote stehen Versicherten aller Kassen offen. Bei den Zwei-Bett-ZimmerTarifen hatten die Debeka und die Concordia bei Männern und Frauen mit „sehr guten“ Urteilen die Nase vorn, bei den Männern außerdem noch die Arag. Den Debeka-Tarif bekommen Mitglieder der Innungskrankenkasse Südwest Direkt sowie der „BKK der Partner“ günstiger, beim Arag-Angebot profitieren Kassenpatienten der BKK Hoechst von der Kooperation – sie sparen aber nur einen Euro im Monat.

Sinnvoll oder nicht. Während eine Krankenhaus-Zusatzversicherung nach Meinung der Tester eine sinnvolle Ergänzung des gesetzlichen Schutzes sein kann, raten die Verbraucherschützer von anderen Zusatzpolicen eher ab. Ambulante Zusatztarife, mit denen man beim Arzt oder Zahnarzt als Privatpatient behandelt wird, sind „sehr teuer“, warnt die Stiftung Warentest. Bereits 33-Jährige müssten mit Monatsbeiträgen zwischen 70 und 120 Euro rechnen.

Krankentagegeld statt Krankenhaustagegeld. Auch Krankenhaustagegeld-Versicherungen, bei denen man für jeden Tag eines stationären Aufenthalts eine Entschädigung erhält, sind nach Ansicht der Tester nicht sonderlich nützlich. Stattdessen sollte man lieber eine Krankentagegeld-Police abschließen, um damit das von der gesetzlichen Kasse gezahlte Krankengeld aufzubessern. Da dieses deutlich unter dem Nettogehalt liegt, sind besonders Gutverdiener mit einer Krankentagegeld-Versicherung gut bedient.

Pflegezusatzversicherungen. Empfehlenswert seien auch Auslandsreise-Krankenversicherungen, meinen die Verbraucherschützer. Zudem empfehlen sie auch private Pflegezusatzversicherungen. Da die Leistungen der gesetzlichen Pflegekasse oft nicht reichten, um Heim oder Pfleger zu bezahlen, sei eine Pflegezusatzpolice sinnvoll, um später nicht den Kindern zur Last zu fallen oder zum Fall fürs Sozialamt zu werden.

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