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Restrukturierung: RAG-Chef Müller drängt es an die Börse

Der RAG-Konzern sieht sich mit einem Rekordgewinn im Rücken reif für die Börse. Jetzt steht der Kapitalisierung nur noch die Regelung des Kohle-Ausstiegs entgegen.

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Essen - Der neu geformte weiße RAG-Bereich mit Immobilien, Energie und Chemie, aber ohne die subventionierte Kohle, steigerte 2006 das Ergebnis von 200 Millionen auf 1,05 Milliarden Euro. "Der Konzern ist fit für die Börse", sagte RAG-Chef Werner Müller. Dieser Schritt sei im Frühjahr 2008 möglich. Zuerst müsse als Voraussetzung die Zukunft der Kohle geregelt sein. Das werde hoffentlich im Herbst mit der Verabschiedung des Kohlefinanzierungsgesetzes der Fall sein. Dann könne die noch zu gründende privat-rechtliche Stiftung den weißen Bereich, die NewCo", auf das Börsenparkett vorbereiten. "So etwas dauert rund ein halbes Jahr", sagte Finanzvorstand Heinz-Joachim Wagner.

Einer Zerschlagung der RAG durch einen Einzelverkauf erteilte Müller eine Absage. "Die Stiftung hat die Aufgabe, aus den Erlösen des Börsengangs und den Dividenden des börsennotierten Konzerns NewCo bis 2018 die gut acht Milliarden Euro zu erwirtschaften, die ansonsten der Steuerzahler für die Ewigkeitslasten des Bergbaus aufzubringen hätte", sagte der frühere Bundeswirtschaftsminister.

Das von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Gutachten mache deutlich, dass der Börsengang sichere 5,1 Milliarden Euro einbringe und eine Zerschlagung 5,9 Milliarden Euro. Aber allein mit der Dividende des 25-Prozent-Anteils, den die Stiftung erhalten soll, könne die Differenz von 800 Millionen Euro in fünf Jahren erwirtschaftet werden. "Die NewCo kann laut Gutachten jährlich um 13 Prozent wachsen", sagte Müller. Dazu sei ein Einzelverkauf der Bereiche Immobilien, Steag und Degussa mit Risiken behaftet. Wer wolle schon bei der Degussa fünf Milliarden Euro Schulden übernehmen, fragte er.

Politik in der Pflicht

Um die Klärung noch offener Fragen zu Kohle (schwarzer Bereich) und der Zukunft des weißen Bereichs voranzutreiben, forderte Müller die Politik auf, das im Februar zwischen Bundesregierung, NRW, Saarland, Gewerkschaft IGBCE und der RAG ausgearbeitete Eckpunktepapier mit weiterem Leben zu füllen. Die Politik sei jetzt am Zug.

Mit dem weißen Bereich steigerte die RAG 2006 den Umsatz um vier Prozent auf 14,8 Milliarden Euro. Im schwarzen Bereich blieb die Ergebnislage angespannt. Den Gewinn vor Ertragssteuern bezifferte die RAG auf Minus 398 Millionen Euro.

Kraftwerksneubau geplant

Während der Bergbau laut der Planung bis 2018 beendet wird, will Müller in den Chemie- und Energiebereich Milliarden investieren. Da gehe es um Zukäufe in der Chemie und den Kraftwerksbau. Ein dritter Kraftwerksneubau sei in Dortmund bereits in der Überlegung.

Im Immobiliengeschäft wird die RAG bald die bundesweite Nummer drei hinter der Deutschen Annington und Gagfah sein. Zu den 75.000 eigenen Wohnungen kommt die THS in Gelsenkirchen mit 80.000 Einheiten. Die THS werde den Bund, der Altansprüche besitzt, auslösen. 50 Prozent der THS, die einen Milliardenwert besitzt, gehen dann an die RAG. Die restlichen 50 Prozent will die RAG dann später von der IGBCE erwerben. (tso/dpa)

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