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Der Vorstandsvorsitzende von Beiersdorf Stefan Heidenreich.

© Daniel Reinhardt/dpa

Rekordverdienst für Spitzenmanager: So viel Geld bekommen Dax-Vorstände

Eine Studie listet auf, wie viel deutsche Top-Manager im vergangenen Jahr verdient haben. Der Beiersdorf-Chef verbuchte mit gut 23 Millionen einen neuen Rekord.

23,45 Millionen Euro – diesen Rekordverdienst hat 2018 der Chef des Konsumgüterherstellers Beiersdorf in seinem letzten Jahr an der Spitze des Unternehmens erhalten. Das geht aus einer Studie der Beratungsfirma hkp hervor. Damit habe Stefan Heidenreich einen neuen Rekord als Chef eines der 30 im Deutschen Aktienindex Dax gelisteten Konzerne verbucht. Hauptgrund ist ein Bonus von rund 21 Millionen Euro Heidenreichs siebenjährige Amtszeit. Das Grundgehalt des Ex-Beiersdorf-Chefs belief sich 2018 auf nur 1,25 Millionen Euro.

„Das ist die absolute Ausnahme. Eine solch hohe Vergütung hat es im Dax noch nie gegeben“, sagt Michael H. Kramarsch, Chef der auf Vergütungsfragen spezialisierten Beratungsfirma hkp. Er legte am Montag in Frankfurt die Auswertung über die Vergütung der Dax-Chefs im vergangenen Jahr vor. 2017 noch war SAP-Chef Bill McDermott mit 21,1 Millionen Euro der Spitzenverdiener. Er musste sich 2018 mit 9,97 Millionen Euro begnügen. Im Schnitt erhielten die Vorstandschefs 7,5 Millionen Euro und damit 3,6 Prozent mehr als 2017.

Die Analyse von hkp zieht all das in Betracht, was den Vorstandschefs (eine Frau ist nicht darunter) im vergangenen Jahr tatsächlich gezahlt worden ist. Im Schnitt war das ein Fixgehalt von 1,5 Millionen Euro, ein Ein-Jahres-Bonus von 1,4 Millionen, ein Langfrist-Bonus für mehrere Jahre von 3,7 Millionen Euro, 824.000 Euro für die Altersvorsorge und 99.000 Euro an weiteren Nebenleistungen.

Hinter Heidenreich rangiert 2018 unter den 23 das gesamte Jahr über tätigen Top-Managern Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte mit 10,33 Millionen Euro vor SAP-Chef McDermott (9,97) Siemens-Chef Joe Kaeser (9,59) und Bernhard Scheifele von Heidelberg Cement mit 9,43 Millionen. Am Ende der Skala stehen Fresenius-Chef Stephan Sturm (4,49), Reinhard Ploss von Infineon (3,59) und Rolf Martin Schmitz von RWE (3,10 Millionen Euro).

Im Schnitt hält Kramarsch die Vergütung für angemessen. Vor allem auch weil der einjährige Bonus wegen der 2018 gesunkenen Ergebnisse der Konzerne deutlich um 13,4 Prozent gesunken ist. Dagegen sind die Mehrjahres-Boni um fast 15 Prozent gestiegen. Insgesamt erhalten die Vorstandschefs damit 3,6 Prozent mehr obwohl der Gewinn der Konzerne im Schnitt stagnierte. Damit ist der Anstieg auch höher als bei den Bruttolöhnen und -gehältern, die nur 2018 nur um 2,6 Prozent zugelegt haben.

International müssen sich die deutschen Top-Manager nach wie vor mit deutlich weniger zufrieden geben als Kollegen in der Schweiz und Großbritannien, wo im Schnitt das 1,2-Fache gezahlt wird. In den USA ist es sogar mehr als drei Mal so viel. Das Bedauern über diese Lücke hält sich bei Kramarsch allerdings in Grenzen. Deshalb seien deutsche Top-Manager jedenfalls nicht in die USA gewechselt.

Dax-Chefs zahlen nicht für Altersvorsorge

Im übrigen verwundert es den Vergütungs-Experten, dass die 30 Dax-Chefs nach wie vor nicht nur nicht selbst für ihre Altersvorsorge aufkommen müssen, sondern dafür im Schnitt immer mehr erhalten. Waren es 2013 noch rund 590.000 Euro ist der Betrag 2018 auf 824.000 Euro gestiegen. Für Daimler-Chef Dieter Zetsche summieren sich die zugesagten Altersbezüge nach Angaben von Kramarsch auf mehr als 40 Millionen Euro, andere Chefs kämen auf mehr als 20 Millionen. „Eine Altersvorsorge brauchen Menschen in diesen Vergütungsniveaus nicht zusätzlich“, sagt der hkp-Chef. „Dass sie das selbst übernehmen, darf man ihnen durchaus zumuten.“

Während Deutschland aktuell im Blick auf die Transparenz der Vorstandsvergütung international nach Ansicht von Kramarsch eine Vorbildrolle einnimmt, will die EU dem mit neuen Regelungen einen Riegel vorschieben. Entsprechende Vorschläge aus Brüssel bezeichnet Kramarsch als „Schrott“. Damit drohe in Deutschland der Rückschritt in die „Transparenz-Steinzeit“. Dann sei nicht mehr erkennbar, wie viel die Top-Manager tatsächlich erhalten hätten. Mehrjahres-Boni und der Beitrag zur Altersversorge seien nicht mehr nachvollziehbar. Darauf entfallen derzeit rund 60 Prozent der Bezüge der Dax-Chefs.

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