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Wirtschaft: Riester-Boom geht an Geringverdienern vorbei

1,2 Millionen Neuabschlüsse gab es 2005 – aber noch immer halten sich 70 Prozent der Deutschen zurück

Berlin - Obwohl die Riester-Rente im vergangenen Jahr einen kräftigen Schub erlebt hat, steht die Mehrzahl der Deutschen der staatlich geförderten Zusatzrente noch immer skeptisch gegenüber. Nach dem am Montag in Berlin vorgestellten Rentenbarometer des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) wollen 70 Prozent der Befragten auch in Zukunft keinen Riester-Vertrag abschließen. Besonders Geringverdiener, die wegen ihrer kleinen Renten eine zusätzliche Absicherung im Alter nötig hätten, wollen von Riester nichts wissen. Das der Deutschen Bank nahe stehende Institut hatte im Januar 1000 Personen nach ihrer Einstellung zur staatlich geförderten Altersvorsorge befragt.

74 Prozent der Haushalte, die monatlich nicht mehr als 1500 Euro netto haben, verfügen weder über einen Riester-Vertrag noch über eine staatlich geförderte Betriebsrente und haben auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Anders sieht es bei den Haushalten aus, deren Nettoeinkommen monatlich zwischen 1500 und 3500 liegt. Hier haben bereits 30 Prozent eine staatlich geförderte Vorsorge abgeschlossen.

Ein Großteil des Riester-Booms des vergangenen Jahres dürfte daher auf die Bezieher mittlerer Einkommen entfallen sein. Für die Versicherer, Banken und Fondsgesellschaften, die staatlich geförderte Vorsorgeprodukte anbieten, ist das vergangene Jahr nämlich sehr gut gelaufen. 1,2 Millionen neue Riester-Verträge wurden 2005 abgeschlossen, derzeit gibt es insgesamt rund 4,5 Millionen Verträge, berichtete das DIA. Hinzu kommen drei Millionen Verträge, die im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge etwa über eine Pensionskasse oder einen -fonds abgeschlossen wurden. Damit haben sich insgesamt 23 Prozent der vom DIA Befragten bereits für eine staatlich geförderte Altersvorsorge entschieden, sieben Prozent wollen es noch tun. Das entspricht nach Berechnungen des Instituts einem weiteren Potenzial von 2,4 Millionen Abschlüssen.

Erfreulich ist nach Meinung von DIA-Sprecher Bernd Katzenstein, dass inzwischen immer mehr junge Menschen privat vorsorgen.Von den 18- bis 29-Jährigen hätten mittlerweile 22 Prozent eine Riester-Rente abgeschlossen, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist jedoch die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen, von denen knapp jeder Dritte einen staatlich geförderten Altersvorsorgevertrag hat. Mit der angesparten Rente werden die meisten jedoch später keine großen Sprünge machen können. Rund 70 Euro zahlen die Sparer durchschnittlich jeden Monat. Wer mit 30 Jahren einsteigt, kommt so aber nur auf eine Jahreszusatzrente von 1000 Euro.

Die meisten Deutschen haben aber nach wie vor überhaupt kein Interesse an der staatlich geförderten Vorsorge. Viele sind der Meinung, bereits genug für das Alter vorgesorgt zu haben, oder finden, dass es bessere Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt. Eine Riester-Pflichtrente lehnt die Mehrheit ab. 51 Prozent sind dagegen, nur 33 Prozent befürworten ein Obligatorium.

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