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Wirtschaft: Rohstoffbörse: Ölpreis steigt nach Bombenangriffen auf Irak

Nach dem jüngsten Angriff amerikanischer und britischer Kampfflugzeuge auf Irak ist der Ölpreis an der Londoner Rohstoffbörse spürbar angezogen. Londoner Händler nannten für das Barrel (159 Liter) der marktführenden Nordseesorte Brent am Montag einen Preis von 27,35 Dollar.

Nach dem jüngsten Angriff amerikanischer und britischer Kampfflugzeuge auf Irak ist der Ölpreis an der Londoner Rohstoffbörse spürbar angezogen. Londoner Händler nannten für das Barrel (159 Liter) der marktführenden Nordseesorte Brent am Montag einen Preis von 27,35 Dollar. Das sind 46 US-Cents mehr als am Freitag. Im frühen Handel war der Preis zunächst um 66 Cents geklettert. Händler begründeten den höheren Preis mit Befürchtungen, die Öllieferungen aus dem Nahen Osten könnten behindert werden. Zudem befürchten Marktteilnehmer, die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) könnte bei ihrer Konferenz im März eine weitere Exportdrosselung beschließen, um die Preise zu stabilisieren.

Am Freitag hatten 24 britische und amerikanische Kampfjets nach US-Angaben fünf militärische Ziele nahe Bagdad bombardiert. Iraks Präsident Saddam Hussein hatte daraufhin Vergeltung angekündigt. Nun wächst an den Märkten die Sorge, dass die ohnehin nur sporadisch fließenden Rohölausfuhren Iraks von rund zwei Millionen Barrel täglich ganz versiegen könnten. "Die Nachricht hat die Märkte in Unruhe versetzt," sagte Lawrence Eagles vom Londoner Brokerhaus GNI. Es sei jedoch fraglich, inwieweit sich eine Lieferunterbrechung auf die Märkte auswirken werde. Schon bislang seien die Lieferungen des Irak unsicher gewesen. "Außerdem wird das von geringerer Bedeutung für die Verbraucherländer sein, da diese sich auf die nachfrageschwächere Zeit des zweiten Quartals zu bewegen", sagte Eagles. Darüber hinaus belasteten Händlern zufolge Spekulationen über eine weitere Drosselung der Erdölförderung durch die Opec den Markt. Die Opec werde Nachfrage und Angebot sehr genau beobachten, hatte der Ölminister von Katar vor kurzem gesagt.

Diese Unsicherheiten bedeuten jedoch nicht zwingend höhere Benzinpreise. "Ob sich die höheren Beschaffungskosten der Ölkonzerne an den Verbraucher weitergeben lassen, ist noch unklar", sagte Birgit Layes vom Mineralölwirtschaftsverband in Hamburg. Aber schon jetzt ist das Benzin in Deutschland nach einigen entspannten Wochen wieder teurer geworden. Normalbenzin kostet mit durchschnittlich 2,04 Mark je Liter wieder fast so viel wie zu den Höchstwerten im vergangenen September. Ein Liter Super kostet 2,08 Mark, ein Liter Diesel 1,65 Mark. Die deutsche Ölwirtschaft führte am Montag den Preisanstieg auf die Opec-Konferenz Mitte Januar zurück, als das Kartell eine Förderkürzung von 1,5 Millionen Barrel pro Tag festsetzte. Dadurch hätten sich die Rohöl- und Benzinpreise wieder deutlich erhöht. Zudem sei auch der Euro wieder schwächer geworden.

Anders als Benzin ist Diesel an der Zapfsäule etwa drei Pfennig billiger als zu Jahresbeginn. "Es war ein cleverer Schachzug der Opec, schon im Winter 1,5 Millionen Barrel Öl aus dem Markt zu nehmen", sagte Karl-Heinz Schult-Bornemann von Exxon-Mobil. "So kann sich im traditionell schwachen zweiten Quartal gar nicht erst ein Mengenüberschuss aufbauen." Nach dem Winter und vor der Urlaubszeit verbrauchen die Industrieländer am wenigsten Heizöl und Diesel. Diesel war zu Beginn des Winters sehr teuer, weil die Läger leer waren und die Märkte mit Knappheit rechneten.

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