Klimaschock? Wir doch nicht!
Viele Menschen in den Golfstaaten zucken nur mit den Schultern, wenn sie auf die Folgen des globalen Klimawandels angesprochen werden. Der Tenor: Ein paar Grad mehr machen in der brüllenden Sommerhitze sowieso nichts aus – wir haben doch eh alle Klimaanlagen! Im Winter sind es genau diese Grade, die zum Baden im Meer bisher noch fehlen. Auch Paul, seit 15 Jahren in Dubai, macht sich keine Sorgen.
Vor ein paar Tagen saßen wir in seinem lastwagengroßen Geländewagen an der Tankstelle und redeten über den Klimaschock. Durch die schwarz getönten Scheiben beobachten wir das Team bei der Arbeit: Ein junger Asiat in Uniform hält den Rüssel in den Monstertank, einer wischt die Frontscheibe mit ordentlich viel Wasser, ein anderer das Fenster am Heck. Der Motor mit seinen acht Zylindern läuft wegen der Klimaanlage weiter.
Ich sage, dass all die künstlichen Inseln vor unserer Küste, all die schönen Hotels in Gefahr wären, stiege der Meeresspiegel weiter. Da Paul Engländer ist, bin ich nicht sicher, ob er den folgenden Vorschlag ernst meint: „Die Straße von Hormus ist ja der einzige Zugang zu den Ozeanen, und sie ist nur knapp 150 Kilometer breit.“ Da ist es wieder, dieses Schulterzucken. „Da lassen die Scheichs dann einfach eine Schleuse bauen und regulieren so den Wasserstand am gesamten Persischen Golf.“
Eines ist sicher: Die Vereinigten Arabischen Emirate bleiben erst einmal der offizielle Weltmeister im Pro-Kopf-Verbrauch von Ressourcen. Mülltrennung? Da lachen ja die Hühner! Frischwasser? Wird mittels Öl aus Meerwasser gewonnen, und jeder von uns verbraucht im Schnitt pro Tag 365 Liter – die Bewässerung der Blumenrabatten auf den Mittelstreifen der Highways mitgerechnet. Benzin? Soooo schön billig, was kümmert es, wie viele Liter unsere Autos pro 100 Kilometer schlucken. Strom? Wird aus Öl gemacht! Deswegen beleuchten auch Peitschenlampen die Wüstenstraßen, die nachts allerdings kaum jemand benutzt.
Immerhin: Vor kurzem gab es eine Diskussion in einem lokalen Radiosender, Hörer durften Tipps zum Energiesparen geben. Einer der häufigsten Empfehlungen: Man solle doch sein Auto nicht mehr täglich waschen lassen.
Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.
ein Geschäftsmann
aus Berlin, erzählt von Arabien
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