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Wirtschaft: Scheich Mo, mächtig und klug

Mein Herrscher lächelt mir jeden Tag mehrfach milde zu: Mal auf der Schnellstraße als großes Abziehbild auf dem Rückfenster einer Limousine. Mal als Porträt in Öl in einer Hotellobby.

Mein Herrscher lächelt mir jeden Tag mehrfach milde zu: Mal auf der Schnellstraße als großes Abziehbild auf dem Rückfenster einer Limousine. Mal als Porträt in Öl in einer Hotellobby. Neulich wohl siebzig Meter groß von einer Wolkenkratzer-Fassade – die Post feierte mit dem Riesentransparent eine neue Briefmarke, die sein Gesicht mit dem gepflegten Bart und dem weißen Kopftuch zeigt. Erscheint sein Name in den örtlichen Zeitungen – das tut er sehr, sehr oft – dann stets mit diesem kompletten Zusatz „Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Premierminister und Herrscher Dubais“. Sein Name ist Mohammad Bin Rashid Al Maktoum. Sollte ich ihn einmal treffen, bräuchte ich aber nur „Eure Hoheit“ zu sagen. Sprechen wir unter Freunden über ihn, nennen wir ihn schlicht und zärtlich „Scheich Mo“.

In diesen Tagen seines ersten Thronjubiläums sind die Zeitungen voller Jubel, Dankbarkeit und Anerkennung: Seine Visionen lassen uns alle im Wohlstand leben (haben wir Ausländer, mehr als eine Million sind es in Dubai, nicht alles, was wir brauchen?). Er ist so gütig und modern (fördert er doch die Frauen und ihre Rechte). Er ist einer der besten Reiter der Welt und natürlich ein Familienmensch.

Auf seiner offiziellen Internet-Seite kann der Leser seine Gedichte lesen und die Kritiken dazu, die durchweg positiv ausfallen. Mein Herrscher ist ebenfalls einer der reichsten Männer der Erde. Für eine Milliarde Dollar kaufte seine Firma Anteile am Automobilkonzern Daimler-Chrysler, seine Hafenbetriebsgesellschaft ist weltweit führend, und für das Personal seiner privaten Flugzeugflotte ist in Dubai extra ein mittleres Villenviertel gebaut worden.

Meckerer beklagen, dass wir Ausländer zwar den enormen Wirtschaftsboom von Dubai mittragen, aber gar keine politischen Mitspracherechte haben. Na und, schleudere ich ihnen in inbrünstiger Verteidigung meines Herrschers entgegen: Die Einheimischen können ja auch nicht wählen! Mein Herrscher wird so lange herrschen, bis er eines Tages stirbt. Und wie hieß es so richtig in der Zeitung vom Jubiläumstag: „Gott möge ihm ein langes Leben schenken!“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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