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Wirtschaft: Schlammschlacht um Karstadt-Sanierung

Aktionäre wehren sich gegen „Abzocke“-Vorwurf

Berlin – Vertreter von Kleinaktionären haben am Mittwoch die Führung des KarstadtQuelle-Konzerns heftig kritisiert. Der Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor Eckehard Wenger sagte auf Anfrage, „die Großaktionäre mit ihren Hilfstruppen und der Betriebsrat haben den Laden in den Dreck geritten“. Es sei nun „kein unsittliches Verlangen“, wenn einige Kleinaktionäre Widerspruch gegen die geplante Kapitalerhöhung erheben, um die Bedingungen der Kapitalerhöhungen „für alle Kleinaktionäre etwas großzügiger zu gestalten“. Wenger ist Mitgründer des Würzburger Vereins für Aktionärsdemokratie, der drei von sechs Karstadt-Aktionären vertritt, die gegen die geplante Kapitalerhöhung um 500 Millionen Euro Widerspruch erheben. Bis zum Freitag will sich der Handelskonzern mit den Aktionären einigen, damit die komplette Sanierung des Konzerns in Gang kommt.

Karstadt-Quelle kündigte unterdessen eine Erklärung zum Stand der Gespräche für Donnerstag an. Sprecher Jörg Howe sagte, den beteiligten Kleinaktionären gehe es „ausdrücklich nicht um Geld“. Der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt-Quelle, Wolfgang Pokriefke, äußerte sich optimistisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein paar Kleinaktionäre so verrückt sein können, 100000 Arbeitsplätze aufs Spiel zu setzen“, sagte Pokriefke, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Derzeit laufe ein „unwürdiges Schauspiel“ ab, sagte er der Deutschen Presseagentur. Auch bei der Fusion mit Hertie habe es ein vergleichbares „Theater“ gegeben. „Letzten Endes kam es denen darauf an, Geld abzuzocken.“

BWL-Professor Wenger warf daraufhin Pokriefke vor, „mit Dreck zu werfen und im Schlamm zu suhlen“. Die protestierenden Kleinaktionäre „wollen nichts blockieren, sondern sich ihre Rechte vorbehalten“, sagte Wenger. Den Medien warf er vor, „auf Konzernpropaganda hereinzufallen“. Grundsätzlich sei es nicht akzeptabel, wenn „Vorstand, Großaktionäre und Aufsichtsrat das Unternehmen in Grund und Boden wirtschaften und die Kleinaktionäre dürfen keinen Papp sagen“. Wenger, der seit Jahrzehnten auf Hauptversammlungen auftritt und mit Attacken gegen die Unternehmensführungen auffällt, hält die Zahlung von Schmiergeldern an renitente Aktionäre für unwahrscheinlich. Vor allem deshalb, weil solche Zahlungen nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zurückgefordert werden könnten.

Eine Lösung des Streits bei Karstadt-Quelle sieht Wenger in einer Privilegierung der Kleinaktionäre gegenüber den Großaktionären (Schickedanz und Allianz). „Es wäre möglich, die Bedingungen der Kapitalerhöhung zugunsten der Kleinaktionäre zu verbessern“, sagte Wenger. Beispielsweise könnten die „kleinen“ Anteilseigner für das gleiche Geld mehr neue Aktien bekommen als die „großen“.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) befürchtet hingegen, dass sich der Streit noch Monate hinzieht. „Wenn es zu einer Anfechtungsklage käme, müsste der Konzern mindestens ein halbes Jahr warten“, sagte DSW-Sprecher Jürgen Kurz dem Tagesspiegel. Um dies zu verhindern, werde der Konzern die „räuberischen Aktionäre“, bei denen es sich häufig um „Prozessanwälte und geschickte Aktienrechtler“ handele, wohl auszahlen. „Man hört, dass es in vergleichbaren Fällen um Summen in zweistelliger Millionenhöhe gegangen ist“, so Kurz. Wenger sprach daraufhin von „dunkelsten Verdächtigungen“. Im Übrigen sei die DSW „der schlimmste Laden von allen“, weil deren Vertreter in der Regel mit Unternehmensführungen fraternisierten. alf/mot

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