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Wer mit dem Smartphone zahlen will, braucht es nur kurz ans Kartenlesegerät halten.

© V.Barretoimago

Smartphone statt Bares: So geht mobiles Bezahlen

Noch zahlen nur wenige Deutsche an der Kasse mit mobilen Bezahl-Apps. Banken und Techkonzerne wollen das in Zukunft ändern.

Von Carla Neuhaus

An das Bezahlen mit dem Smartphone hat sich Jessica Rahm schnell gewöhnt. Noch während sie im Drogeriemarkt in der Kassenschlange steht, öffnet sie die Bezahl-App. Auf dem Display taucht das Bild ihrer Sparkassenkarte auf. Als Rahm dran ist, hält sie ihr Smartphone kurz an den Kartenleser. Es piept. Fertig. Für Beträge unter 25 Euro muss sie nicht einmal ihre Pinnummer eingeben. Rahm findet das praktisch. „Mein Smartphone habe ich eh immer griffbereit“, sagt die 29-Jährige. Nach dem Portemonnaie suche sie in der Handtasche dagegen schon mal länger. Wo immer es möglich ist, zahlt sie deshalb inzwischen per Smartphone.

So aufgeschlossen wie sie sind aber längst noch nicht alle in Deutschland. Lediglich 36 Prozent der Verbraucher können sich einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts EHI zufolge damit anfreunden, an der Kasse das Smartphone zu zücken. Erschwert wird das mobile Zahlen dadurch, dass es dafür keine einheitliche Lösung gibt. Ob und wie Verbraucher mobil bezahlen können, hängt sowohl von ihrer Bank ab als auch von ihrem Smartphone. Manche Geldinstitute bieten das mobile Zahlen zum Beispiel nur für Android-Geräte an. Andere machen bei Apple Pay mit, nicht aber bei Google Pay. Da ist die Verwirrung vorprogrammiert. Ein Überblick.

Wer kann mobil bezahlen?

Theoretisch kann jeder mobil bezahlen, der ein NFC-fähiges Smartphone besitzt. NFC steht für Near Field Communication und meint die Technik, die auf kurze Distanz Daten vom Smartphone ans Kartenterminal und zurück überträgt. Ein solcher NFC-Chip steckt inzwischen in fast jedem neueren Smartphone. Zusätzlich braucht man dann noch eine Bezahl-App. Bekannte Anbieter sind etwa Apple Pay und Google Pay. Nutzen kann man sie allerdings nur, wenn man Kunde bei einer Bank ist, die mit ihnen kooperiert. Und bislang trifft das nur auf einen Teil der deutschen Institute zu.

So arbeitet die Deutsche Bank zum Beispiel mit Apple Pay zusammen, nicht aber mit Google Pay. Wer bei ihr Kunde ist und ein Android-Gerät hat, kann mobil stattdessen über die eigene App „Deutsche Bank mobil“ bezahlen. Die Commerzbank wiederum kooperiert mit Google Pay, nicht aber mit Apple Pay. Die iPhone-Besitzer unter ihren Kunden bleiben beim mobilen Bezahlen vorerst außen vor.

Die Sparkassen und Volksbanken arbeiten hingegen bislang mit keinem der beiden Anbieter zusammen. Nutzen können ihre Kunden das mobile Bezahlen stattdessen ausschließlich über die hauseigenen Apps. Im Fall der Sparkassen nennt sich die Anwendung „Mobiles Bezahlen“, die Volksbanken haben den Dienst in ihre „VR Banking-App“ integriert. In beiden Fällen kann man allerdings ebenfalls nur mit einem Android-Gerät bezahlen. iPhone-Nutzer sind auch in diesem Fall noch ausgeschlossen. Hintergrund ist, dass Apple externen Anbietern keinen Zugriff auf die NFC-Schnittstelle gewähren will. Der Konzern erlaubt Banken also nicht, ihre eigenen Bezahl-Apps aufs iPhone zu bringen. Die Sparkassen haben das anfangs lautstark kritisiert und Zugang zur Schnittstelle gefordert. Nun scheinen aber auch sie einzuknicken. Ein Sprecher des Sparkassenverbands lässt sich diese Woche mit den Worten zitieren, man führe „sehr positive Gespräche mit Apple, um herauszufinden, wie wir Apple Pay für alle unsere Kunden einführen können“. Auch die Volksbanken sollen mit dem US-Konzern verhandeln.

Was sind die Alternativen?

Wer vom mobilen Bezahlen aktuell noch abgeschnitten ist, weil seine Bank zum Beispiel nicht mit Apple Pay kooperiert, hat noch andere Möglichkeiten. So bieten verschiedene Finanzdienstleister für diesen Zweck virtuelle Kreditkarten an. Bei ihnen eröffnet man ein Nutzerkonto, das man dann per Überweisung oder klassische Kreditkarte mit Guthaben auflädt. Dafür bekommt der Kunde dann eine virtuelle Kreditkarte ausgestellt, die er zum Beispiel bei Apple Pay hinterlegen kann. Diese Dienste wollen daran aber natürlich verdienen. So zahlt man für Boon, die virtuelle Kreditkarte von Wirecard, 1,45 Euro im Monat. Konkurrent Bunq verlangt sogar 7,99 Euro pro Monat. Vimpay ist in der Basisvariante zwar kostenlos, allerdings ist die Nutzung begrenzt: Maximal kann man das Konto pro Tag mit 100 Euro aufladen, maximal ausgeben kann man 2500 Euro im Jahr.

Wie sicher ist mobiles Bezahlen?

Neben dem Wirrwarr bei den Anbietern hält auch die Frage der Sicherheit Verbraucher vom mobilen Bezahlen ab. Nach Angaben des Bundesjustizministeriums machen sich 28 Prozent der Deutschen Sorgen darüber, was beim Zahlen per Smartphone mit ihren Daten passiert. Tatsächlich gibt es dazu bislang kaum Studien. Die Verbraucherzentralen jedoch halten das mobile Bezahlen für eine „vergleichsweise sichere Technologie“. So soll es für Kriminelle beim Smartphone schwerer sein, Bankdaten abzugreifen, als das bei einer funkfähigen Kredit- oder Girokarte der Fall ist. Solche Karten sind ebenfalls mit dem Symbol für kontaktloses Zahlen versehen – an der Kasse muss man sie nur noch kurz ans Terminal halten, statt die Karte ins Gerät zu schieben. Die Verbraucherzentralen schreiben: „Eine funkfähige Kreditkarte kann – wenn wirklich kriminelle Hände am Werk sind – mittels manipulierter Lesegeräte ausspioniert werden.“ Beim Smartphone dagegen sei das nicht so einfach, weil die Bankdaten dabei nur als verschlüsselte Kopie übertragen würden.

Das Bundesinstitut für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät Nutzern trotzdem, die NFC-Funktion im Smartphone nur zu aktivieren, wenn man sie gerade braucht – also nicht dauerhaft. Auch könnte man in manchen Fällen die Apps so einstellen, dass sie automatisch gesperrt werden, wenn man zu oft das falsche Passwort eingibt. Wieder freischalten lassen sie sich nur mit einer Tan. Wird das Smartphone gestohlen, sollten die Nutzer sowohl ihre Sim- wie auch ihre Bankkarte sperren lassen.

Bankkundin Jessica Rahm versucht inzwischen, bei jedem Einkauf mit dem Smartphone zu bezahlen. In etwa sieben von zehn Fällen, sagt sie, klappt das schon gut.

Verschiedene Bezahl-Apps in der Übersicht

Wer mit dem Smartphone zahlen will, braucht es nur kurz ans Kartenlesegerät halten.
Wer mit dem Smartphone zahlen will, braucht es nur kurz ans Kartenlesegerät halten.

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Apple Pay

Gestartet ist Apple mit seinem Bezahldienst in Deutschland erst im Dezember 2018. Mit dem iPhone bezahlen können allerdings nur Verbraucher, deren Bank bereits bei Apple Pay mitmacht (siehe Tabelle). Zwar wirbt der US-Konzern damit, dass auch die beiden großen Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa Apple Pay unterstützen. Das gilt aber eben nur, wenn auch die eigene Bank mitzieht. Und mehrere Institute verhandeln derzeit noch mit dem US-Institut. Die Berliner Direktbank DKB etwa schreibt auf ihrer Internetseite, dass auch ihre Kunden „bald“ Apple Pay nutzen können. Hinterlegen kann man bei dem Bezahldienst bislang nur eine Kreditkarte. Perspektivisch soll das aber auch mit der Girokarte gehen. Auch darüber wird derzeit verhandelt.

Google Pay

Google ist mit seinem Bezahldienst für Android-Geräte in Deutschland seit Juni 2018 aktiv. Wie bei Apple gilt aber auch bei dem Konkurrenten: Noch bieten nur einzelne Banken die Nutzung an. Anders als Apple kooperiert Google allerdings auch mit dem Bezahldienst Paypal. Wer ohnehin schon ein PaypalKonto hat, weil er damit seine Onlinekäufe bezahlt, kann das inzwischen auch bei Google Pay hinterlegen. Das heißt: Man zahlt an der Kasse mit seinem Smartphone über die Google-App, abgebucht wird das Geld dann aber via Paypal. Nutzen kann man das aber nur, wenn man Paypal wiederum mit dem eigenen Bankkonto verbunden oder bei Paypal Guthaben aufgeladen hat. Über eine bei Paypal hinterlegte Kreditkarte funktioniert der Dienst bislang nicht.

Banking-Apps

Um den Techkonzernen den Markt nicht alleine zu überlassen, haben einige Banken eigene Bezahl-Apps entwickelt. Nutzen können die bislang allerdings nur Besitzer von Android-Geräten, da Apple seine NFC-Schnittstelle nicht für externe Anbieter freigibt. Solch eigene Bezahl-Apps haben zum Beispiel die Deutsche Bank, die Sparkassen und die Volksbanken im Angebot. Noch werden die allerdings eher verhalten angenommen. Die Sparkassen etwa berichten von 405000 App-Downloads – bei 50 Millionen Kunden. Die Volks- und Raiffeisenbanken sprechen von mehr als 70000 Giro- und Kreditkarten, die bislang fürs mobile Bezahlen genutzt werden – bei 30 Millionen Kunden. Sparkassen wie Volksbanken sind im Sommer 2018 mit dem Angebot gestartet.

Anbieter verschiedener Bezahl-Apps im Vergleich.
Anbieter verschiedener Bezahl-Apps im Vergleich.

© Bartel/Tsp

Supermarkt-Apps

Um Kunden das mobile Bezahlen zu ermöglichen, haben manche Händler inzwischen eigene Apps entwickelt. In der Smartphone-Anwendung von Edeka muss man dafür zum Beispiel seine Bankdaten hinterlegen. Bezahlt man dann an der Kasse per Smartphone, wird das Geld automatisch vom Konto abgebucht. Netto bietet ebenfalls eine Bezahl-App an, die man mit dem eigenen Paypal-Konto verknüpfen kann. Alternativ kann man die Beträge per Lastschrift abbuchen lassen. Auch die Kaffeekette Starbucks hat eine eigene Bezahl-App, die man dafür aber mit Guthaben aufladen muss. Obwohl man damit ausschließlich in den Shops der Kaffeekette zahlen kann, hat die Starbucks-Bezahl-App in den USA mittlerweile mehr Kunden als Apple Pay.

QR-Code-Apps

Alternativ zur Datenübertragung per NFC-Chip kann man bei manchen Apps auch per QR-Code an der Kasse bezahlen. Dieser Code erscheint dabei auf dem Display des Smartphones und muss zum Bezahlen an der Kasse eingescannt werden. Auf dieses Verfahren setzt zum Beispiel der Punktesammler Payback, der mit Payback Pay ebenfalls eine App fürs mobile Bezahlen anbietet. Um das nutzen zu können, muss man allerdings seine Kontodaten hinterlegen. Zahlen kann man mit der App zudem bislang nur bei einzelnen Handelsketten wie zum Beispiel Rewe, Penny, dm und Real. Ebenfalls mit dem QR-Code funktioniert Bluecode, eine App aus Österreich, die hierzulande aber inzwischen auch einige Sparkassen ihren Kunden anbieten.

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