Wirtschaft: Steuerschock lässt die Unternehmen kalt
Geschäftsklima steigt im März / Export läuft robust
Stand:
Berlin - Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im März überraschend verbessert. Der Ifo-Geschäftsklima-Index, das wichtigste Konjunkturbarometer des Landes, stieg von 107,0 auf 107,7 Punkte, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Dienstag in München mitteilte. Damit mehren sich die Anzeichen, dass die Anhebung der Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn den Aufschwung kaum beeinträchtigt haben dürfte. Zugleich berichtete der Außenhandelsverband BGA von einem weiterhin gut laufenden Exportgeschäft.
Der Ifo-Index, für den allmonatlich rund 7000 Unternehmen nach ihrer Stimmung und ihren Aussichten für das kommende Halbjahr befragt werden, sagt Auf- und Abschwünge meist präzise voraus. Nach einem 15-Jahres-Hoch im Dezember war er zuletzt zweimal in Folge gesunken. „Der Aufschwung ist stark und robust“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag in München. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe hellte sich die Stimmung auf. Die Firmen bewerteten sowohl ihre Lage als auch ihre Perspektiven für die nächsten sechs Monate positiver. Dies sei wegen fast unveränderter Erwartungen an das Auslandsgeschäft bemerkenswert, sagte Sinn. Dies dürfte auch ein positives Inlandsgeschäft signalisieren. Die Industrie erzielte nach offiziellen Angaben im Januar das stärkste Umsatzplus seit 15 Jahren. Beim Bau und im Großhandel kühlte sich das Geschäftsklima leicht ab, während es sich im Einzelhandel etwas verbesserte.
Auch das Bundeswirtschaftsministerium erwartet für Jahresanfang eine geringere Konjunkturdelle als befürchtet. Grund dafür sei die insgesamt starke Binnennachfrage, die sich auch in der spürbar besseren Stimmung des Einzelhandels niederschlage, erklärte das Haus von Minister Michael Glos (CSU). „Das ist eine positive Überraschung und stellt die allgemein erwartete Abschwächung der Wirtschaft in diesem Jahr in Frage“, sagte Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank. Vor allem die gute Stimmung in der Industrie sei bemerkenswert, denn global kühle die Konjunktur hier etwas ab. Es gebe die Chance, dass die deutsche Wirtschaft nach dem steuerlich bedingten Loch zum Jahresanfang wieder ähnlich stark wachse wie 2006. „Ein Crash der Stimmungsindikatoren ist nicht in Sicht“, kommentierte auch Andreas Rees, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank, die Zahlen.
Unterdessen hat der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) seine Exportprognose für das laufende Jahr deutlich angehoben. Der Verband rechnet bei der Warenausfuhr nun mit einem Plus von neun Prozent auf rund 977 Milliarden Euro. „Wir sind schwungvoll in das neue Jahr gestartet“, sagte BGA-Präsident Anton Börner am Dienstag in Berlin. Bislang lag die Prognose bei etwa sechs Prozent.Vor allem Ausfuhren in die Nicht-EU-Länder würden überproportionale Zuwächse verzeichnen. Die dynamischsten Wachstumsmärkte seien Russland und China.
Der Rekordzuwachs des vergangenen Jahres von 14 Prozent könne aber nicht noch einmal erreicht werden, sagte Börner. Als Ursache nannte er ein insgesamt schwächeres Wachstum des amerikanischen Marktes, der EU sowie Chinas und Japans in diesem Jahr.
Die Wareneinfuhren werden dem BGA zufolge ebenfalls um rund neun Prozent zunehmen und einen Wert von 797 Milliarden Euro erreichen. Daraus ergibt sich für das laufende Jahr ein Rekordüberschuss von 180 Milliarden Euro. „Auch den schmückenden Titel des Exportweltmeisters wird Deutschland in diesem Jahr gegenüber China verteidigen können“, sagte Börner. Dessen Exporte stiegen 2007 voraussichtlich auf knapp 900 Milliarden Euro, sagte der BGA-Präsident. 2008 werde man dann ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ungewissem Ausgang erleben. „Auch wenn China dies für sich entscheiden sollte, ist das eine gute Nachricht“, sagte Börner. „Je reicher unser Kunde, desto besser unser Geschäft.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: