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Wirtschaft: Strategischer Berater: Ex-Kartellamtschef Joel Klein wechselt zu Bertelsmann

In der Geschäftswelt gibt es sie öfter als im wirklichen Leben: die Liebe auf den ersten Blick. Vor etwa drei Jahren begegneten sich Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff und der damalige Chef der amerikanischen Kartellbehörde Joel I.

In der Geschäftswelt gibt es sie öfter als im wirklichen Leben: die Liebe auf den ersten Blick. Vor etwa drei Jahren begegneten sich Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff und der damalige Chef der amerikanischen Kartellbehörde Joel I. Klein zum ersten Mal. Das war bei einem Abendessen bei einem gemeinsamen Bekannten in Washington. Erst wurde Freundschaft daraus, dann Zuneigung. Am Mittwoch hat Bertelsmann die Liaison auf feste Füße gestellt. Klein wird eine Art strategischer Berater des Unternehmens. Das nennt man einen Coup. Wenn du sie nicht schlagen kannst, kaufe sie einfach ein: Diese Logik besticht. Denn wer könnte einem international operierendem Medien-Unternehmen besser bei weiteren Aufkäufen zur Seite stehen als ein Kartellrechtsexperte? Bertelsmann hat derzeit ungefähr 12 Milliarden Dollar übrig und liebäugelt insbesondere mit der britischen Musikfirma EMI, die wiederum viele Geschäftsanteile in den USA besitzt. Die Plattenfirmen Arista und RCA gehören Bertelsmann bereits. Middelhoffs großes Ziel ist es jedoch, seine Bücher und Musik über das Internet zu verkaufen. "Joel kennt sich in der Internet-Branche hervorragend aus, und ich freue mich darüber, dass er in Zukunft das Image von Bertelsmann in Amerika prägen wird", sagt Middelhoff.

Ethische Probleme sieht der 54-jährige Klein mit seinem Seitenwechsel nicht verbunden. In seiner Amtszeit habe er nie dienstlich mit Bertelsmann zu tun gehabt, sagt er. In der Tat fallen Medien-Unternehmen in Amerika unter die kartellrechtliche Zuständigkeit der Handelskommission (Federal Trade Commission), während Klein in der Justizbehörde (antitrust division) gegen unlautere Kartellbildung gekämpft hat.

Berühmt wurde Klein vor allem durch seine Klage gegen die Monopolstellung von Microsoft. Durch seine enge Zusammenarbeit mit europäischen Kartellrechtsexperten kennt er sich allerdings auch gut auf dem alten Kontinent aus. Bevor er 1992 als Berater im Weißen Haus zur Clinton-Administration kam, arbeitete er 20 Jahre lang als Anwalt. 1994 wechselte er in die Justizbehörde. In seiner Zeit als Kartellrechtswächter habe er tiefe Einblicke in die Geschäftswelt gewonnen, sagt er. Außerdem hat er einen persönlichen Kontakt aufbauen müssen zu diversen Unternehmensspitzen. So ist es eben: Wer die richtigen Leute kennt, braucht keine Beziehungen mehr.

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