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Wirtschaft: Strom soll noch teurer werden

RWE plant offenbar Anhebung der Preise / Vattenfall verspricht für Berlin stabile Tarife bis Mitte 2007

Berlin - Für Millionen Verbraucher könnte Strom zum Jahreswechsel deutlich teurer werden. Entsprechende Berichte wurden zwar am Mittwoch von RWE, dem größten deutschen Stromkonzern, als „pure Spekulation“ zurückgewiesen. „Unsere Experten müssen noch rechnen“, hieß es. Doch die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet unter Berufung auf Konzernquellen, dass eine Reihe regionaler RWE-Versorger Anträge für Preiserhöhungen bei den Behörden stellen wollten. Strom würde demnach um insgesamt elf Prozent teurer. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) forderte die Konzerne in einem Gespräch mit der „Saarbrücker Zeitung“ zum Verzicht auf Preiserhöhungen auf.

Durch die Sommerhitze ist bereits der Strompreis an der Leipziger Energiebörse (EEX) drastisch gestiegen (siehe Grafik). Zum einen musste die Stromerzeugung in einigen Atomkraftwerken gedrosselt werden – unter anderem, weil es nicht ausreichend Kühlwasser gibt. Zum anderen werden Wasser- und Windkraftanlagen durch fehlenden Wind und einen niedrigeren Wasserstand in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings werden an der Strombörse – ähnlich wie an den Ölbörsen – vor allem Erwartungen für die Zukunft gehandelt. Die Preise schwanken kräftig. In der Regel besitzen Versorger aber langfristige Verträge. Deshalb beruhigt der Branchenverband VDEW auch, private Verbraucher müssten wegen der hohen Börsenpreise nichts befürchten. Nur wenn die Notierungen langfristig hoch blieben, würden sie auf die Endpreise durchschlagen.

Ein Preistreiber zum Jahreswechsel ist jedoch bereits klar: die Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent. Diese Steigerung werde an die Kunden weitergegeben, sagte eine Sprecherin von Vattenfall Europe dem Tagesspiegel. Davon abgesehen wolle der Konzern seine Endkundenpreise aber auf jeden Fall bis Mitte 2007 stabil halten. Vattenfall versorgt insbesondere Kunden in Berlin und Hamburg. Der baden-württembergische Stromkonzern EnBW plant nach eigenen Angaben ebenfalls „derzeit keine Preiserhöhungen“. Ein Unternehmenssprecher betonte: „Es sind auch keine angedacht.“ Angesichts der „dynamischen Energiemärkte“ sei aber eine langfristige Prognose nicht möglich.

Positiv für die Verbraucher könnte sich die Überprüfung der Netzentgelte der Versorger durch die Bundesnetzagentur auswirken. Vattenfall muss zum Beispiel seine Preise für die Benutzung des Übertragungsnetzes um 18 Prozent senken. Der Verbraucherpreis fällt dadurch um 0,6 Prozent. Sollte die Behörde auch Senkungen beim Verteilnetz – dem letzten Stück auf dem Weg zum Verbraucher – durchsetzen, könnte der Effekt noch größer sein.

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