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Ein Wahlsieg Donald Trumps respektive die Einführung von Zöllen würde den Welthandel belasten und Wachstum kosten.

© Ulrich Perrey/dpa

Studie der Böckler-Stiftung : Präsident Trump würde Rezession verschärfen

Aber vor allem die US-Wirtschaft würde leiden, da Preise und Zinsen steigen. Deutschland könnte sich mit höheren Investitionen gegen Trumps Politik wappnen.

Stand:

Ein Präsident Donald Trump wäre schlecht für die deutsche Wirtschaft. Jedenfalls dann, wenn der Kandidat der Republikaner seine Ankündigungen im Amt umsetzen würde. Für den Fall des Wiedereinzugs ins Weiße Haus hat Trump einen Zoll von 60 Prozent auf alle Waren aus China und zehn bis 20 Prozent auf alle anderen Importe angekündigt.

Käme es wirklich dazu, würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle gut ein Prozent niedriger ausfallen, haben Ökonomen ausgerechnet.  

Um die Auswirkungen der Handelspolitik unter Trump und der demokratischen Kandidatin Kamala Harris zu ermitteln, hat das wirtschaftswissenschaftliche Institut der Böckler-Stiftung (IMK) mehrere Szenarien simuliert.

Das „Harris“-Szenario enthält leichte Zollerhöhungen für Importe aus China und nur marginale Aufschläge auf Importe aus dem Rest der Welt; zwei sogenannte Trump-Szenarien variieren die Höhe der Zölle und entsprechend die Reaktion auf die Zölle. Vergeltungsmaßnahmen Chinas seien nach den Erfahrungen aus Trumps erster Amtszeit zu erwarten.

Alle drei Zollerhöhungspakete wirken zunächst wachstumsdämpfend in den USA, schreibt das IMK. Aufgrund der teureren Importe steigen die Preise für die Konsumenten, wodurch die Kaufkraft der Privathaushalte sinkt, was sich wiederum negativ auf den privaten Verbrauch auswirkt.

Zugleich dürfte die steigende Inflation die US-Notenbank zu einem restriktiveren Kurs veranlassen, was ebenfalls das Wachstum dämpft. Kommt die von Trump angekündigte Ausweitung und Erhöhung der Zölle, „dürfte es einen Verbraucherpreisschock geben“, schlussfolgern die IMK-Ökonomen.

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Prozent könnte die US-Wirtschaft schrumpfen-

Schlimmstenfalls („Trump-2-Szenario“) rutscht die US-Wirtschaft um bis zu fünf Prozent ab. Ende 2025 und damit ein knappes Jahr nach der in der Simulation angenommenen Einführung der Trump-Zölle, läge die Wirtschaftsleistung der USA um knapp vier Prozent niedriger als im Szenario ohne neue Zölle. Im vierten Quartal 2026 wären es sogar mehr als fünf Prozent. Dieser Einbruch würde bis zum Ende des Berechnungszeitraums 2028 anhalten.

Die IMK-Ökonomen räumen ein, dass Trump mithilfe der Zölle die heimische Produktion stärke. Das zeigten auch die Simulationsergebnisse. Da allerdings „die wachstumshemmenden Effekte für die US-Wirtschaft stärker sind, überwiegen unterm Strich die Bruttoinlandsprodukt-senkenden Effekte deutlich“.

Deutschland droht ein Zollschock in einem Moment, in dem sich die Industrie noch nicht erholt hat.

Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung

Zur deutschen Wirtschaft haben die Ökonomen des vom DGB finanzierten IMK berechnet, dass im Falle der Wahl von Harris „nur marginale Wachstumseinbußen“ zu befürchten sind. Kommt es hingegen zum Szenario „Trump 2“, werde die Wirtschaftsleistung hierzulande in den beiden Jahren nach Einführung der Zölle um mehr als ein Prozent schrumpfen. Ähnlich sei die Wirkung auf den Euroraum.

Für Deutschland drohe der „Zollschock in einem Moment, in dem sich die Industrie nicht vollständig von dem Energiepreisschock erholt hat und aufgrund der aggressiven Industriepolitik Chinas und der USA ohnehin unter Druck steht“. US-Zölle könnten „zu einer Verfestigung der aktuellen Stagnationsphase beitragen“, warnt das Institut und empfiehlt eine expansive Finanzpolitik als Gegenmaßnahme.

Ein kreditfinanziertes öffentliches Investitionsprogramm könnte den Zollschock abfedern. „Gerade Deutschland hat ja ohnehin einen enormen Investitionsbedarf, um die öffentliche Infrastruktur auf die Höhe der Zeit zu bringen“, meint IMK-Chef Sebastian Dullien. Die möglichen Folgen der US-Wahl seien ein zusätzlicher Grund, damit schnell anzufangen und „über eine Reform der Schuldenbremse für den notwendigen finanziellen Spielraum zu sorgen“.  

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