zum Hauptinhalt
Luxus mit Mängeln? Auch Modelle der Nobelmarke Lexus rief Toyota in die Werkstätten.

© AFP

Pannenserie: Toyota-Fahrer verwechselten oft Gas mit Bremse

Mehr als acht Millionen Autos beorderte Toyota in die Werkstätten, weil angeblich Gaspedale klemmten. Das Image der Japaner ist ramponiert. Doch erste Untersuchungen entlasten den Konzern.

Im August vergangenen Jahres starben in Kalifornien ein Polizist und drei seiner Verwandten bei einem Autounfall. Ursache: Die Fußmatte des Toyotas war verrutscht und hatte die Pedale blockiert. Der Fall erregte in den USA großes Aufsehen und brachte eine beispiellose Rückrufwelle bei Toyota ins Rollen. Doch bislang hat die US-Behörde für Verkehrssicherheit nur diesen einzigen Fall sicher ausmachen können, bei dem eine rutschende Fußmatte zu einem Unfall führte. Das berichtet das "Wall Street Journal" und beruft sich dabei auf noch laufende Studien.

Die US-Behörde nimmt insgesamt 75 schwere Unfälle unter die Lupe, bei denen 93 Menschen starben. Nach bisherigen Erkenntnissen sind viele Fahrer in heiklen Situationen aufs Gas statt auf die Bremse gestiegen, was zu zahlreichen Unfällen mit Toten führte. Technische Defekte waren die Ausnahme. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der Auswertung dutzender Datenrekorder in Toyota- und Lexus-Wagen. Allerdings hat die Verkehrssicherheitsbehörde ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.

Der Schaden geht in die Milliarden

Angesichts des nationalen Aufschreis hatte Toyota weltweit mehr als acht Millionen Wagen wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten zurückgerufen. Das Unternehmen ramponierte sein Image, die Verkäufe brachen ein, der Schaden geht in die Milliarden. Toyota musste überdies eine Strafe in den USA zahlen, weil der Hersteller die Probleme mit den klemmenden Gaspedalen nicht rechtzeitig gemeldet hatte.

Zumindest in den anstehenden Gerichtsverhandlungen über Schadenersatz für die Unfallopfer und Hinterbliebenen dürften die Studienergebnisse Toyotas Position stärken. Der Hersteller hält sich bei Schuldzuweisungen auffällig zurück und vermeidet es, Fahrer anzuschwärzen. Das Unternehmen befürchtet weiteren Imageschaden.

Vorwürfe vom US-Verkehrsminister

Auch gegenüber der Politik dürfte Toyota nun wesentlich besser dastehen. Insbesondere Verkehrsminister Ray LaHood hatte Toyota mehrfach unterstellt, der Konzern verheimliche den wahren Grund für das ungewollte Beschleunigen. LaHood hatte die komplexe Elektronik der modernen Wagen im Verdacht. Er hatte nicht nur die National Academy of Sciences auf den Fall angesetzt, sondern auch die Raumfahrtbehörde Nasa.

Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums wollte die Ergebnisse nicht kommentieren, die Untersuchungen liefen noch. Bereits Ende vergangenen Monats hatte aber ein Mitarbeiter der Verkehrssicherheitsbehörde vor Experten eingeräumt, dass die Nachforschungen bis dato keine Defekte in der Elektronik zu Tage gefördert hätten. Mit einem Abschlussbericht ist erst in einigen Monaten zu rechnen, einen genauen Termin gibt es nicht.

Toyota versucht händeringend, sein Image aufzupolieren. Dazu nimmt der Konzern viel Geld in die Hand und stellt unter anderem neue Ingenieure für die Qualitätssicherung ein. Jedes noch so kleine Problem wird öffentlich gemacht, die Zahl der Rückrufe stieg in den vergangenen Monaten merklich an. Die ganze Branche reagiert seit dem Toyota-Debakel sehr sensibel auf technische Patzer. (sf/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false