
US-Notenbank senkt Leitzins erneut: Trump wirft der Fed Versagen vor
„Kein Mut, kein Sinn, keine Vision“: Der US-Präsident wettert gegen die US-Notenbank - obwohl die den Leitzins um einen Viertelpunkt senkt.
Angesichts wachsender Konjunktursorgen senkt die US-Notenbank den Leitzins zum zweiten Mal binnen weniger Wochen. Sie kappte ihn am Mittwoch um einen Viertelpunkt - auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Die Entscheidung war jedoch umstritten: Drei Währungshüter stimmten gegen die Senkung. Zuletzt hatte die Fed Ende Juli den Leitzins gesenkt - erstmals seit der Finanzkrise 2008/09. Sieben von 17 Währungshütern signalisierten nun zugleich, dass sie dieses Jahr noch ein Mal nachlegen wollen.
US-Präsident Donald Trump reagierte prompt auf den Zinsentscheid. Auf Twitter schrieb er, Fed-Chef Jerome Powell und die Fed hätten erneut versagt: "Kein Mut, kein Sinn, keine Vision. Ein schrecklicher Kommunikator."
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Die unabhängig von der Politik agierende Fed steht seit längerem unter dem Druck des Weißen Hauses, immer wieder fordert die US-Regierung eine weitaus lockerere Geldpolitik. Trump, der Ende 2020 seine Wiederwahl anstrebt, verlangt den geldpolitischen Schlüsselsatz auf "null oder weniger" zu senken. "Ironischerweise wird die vom US-Präsidenten viel geschmähte Fed mit ihren Bemühungen zur Belebung der US-Wirtschaft im kommenden Jahr nun zu seinem wichtigsten Wahlkampfhelfer", meint Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

"Ob es sich beim jüngsten Zinsschritt nur um eine weitere Vorsichtsmaßnahme handelte oder ob die Fed tatsächlich einen längerfristigen Zinssenkungstrend verfolgt, ist unklar", meint Chefvolkswirt Otmar Lang von der Targobank. Die Notenbanker seien sich in dieser Frage offenbar nicht einig. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Märkte auf die jüngste Senkung vorbereitet, die in Zeiten erhöhter Nervosität an den Finanzmärkten vollzogen wird. Die US-Aktien bauten in der Folge des Fed-Zinsentscheids ihre Verluste aus.
Neue Spannungen im Verhältnis der USA mit Iran und der schwelende Handelskrieg mit China lasten derzeit ebenso auf der Stimmung an den Börsen wie Rezessionssignale vom Kapitalmarkt. Zuletzt musste die Fed erstmals seit der Finanzkrise am Geldmarkt intervenieren, um Liquiditätsengpässe zu lindern. Sie senkte nun zudem die Zinsen auf Überschussreserven der Banken, damit das Parken von nicht benötigtem Geld weniger attraktiv wird. (Reuters)