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Trumps Zollpolitik schlägt noch nicht durch: US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal
Der Rückgang der Wirtschaftsleistung ist zwar etwas niedriger als zunächst angenommen. Doch die Aussichten sind keineswegs rosig. Schon jetzt belasten stark gestiegene Importe das US-BIP.
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Belastet von stark gestiegenen Einfuhren ist die US-Wirtschaft zum Jahresstart geschrumpft – allerdings etwas weniger als zunächst geschätzt. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 0,2 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington nach einer zweiten Schätzung mitteilte.
Eine erste Schätzung hatte Ende April ein Minus von 0,3 Prozent ergeben. Im vierten Quartal hatte die größte Volkswirtschaft der Welt noch um 2,4 Prozent zugelegt.
Der Rückgang der Wirtschaftsleistung sei hauptsächlich auf höhere Importe und weniger Ausgaben der Regierung zurückzuführen. Dem gegenüber stünden jedoch höhere Investitionen sowie Verbraucherausgaben und Exporte.
Die Investitionen in den USA fielen laut Handelsministerium im ersten Quartal höher aus als erwartet. Allerdings wurde der positive Effekt demnach „teils durch nach unten korrigierte Verbraucherausgaben ausgeglichen“.
Die Verunsicherung durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollkonflikt trübt die Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft nach Einschätzung der US-Notenbank Federal Reserve deutlich ein.
Bislang sei aber noch keine Abkühlung der Wirtschaft zu erkennen, teilte die Federal Reserve (Fed) in ihrem unlängst veröffentlichten Konjunkturbericht „Beige Book“ mit. Dieser basiert auf Befragungen und Daten der zwölf regionalen Fed-Ableger.
Die US-Notenbank hatte bei ihrer jüngsten Zinssitzung Anfang Mai auf aktuelle Indikatoren hingewiesen, die trotz des Rucklers zu Jahresbeginn für ein weiterhin solides Wachstumstempo sprächen.
Importe steigen kräftiger als erwartet
Allerdings spiegelt sich die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Trump in den Daten noch nicht voll wider. Trump hatte Anfang April seine Zölle gegen fast allen Ländern dieser Erde angekündigt. Für China und die Europäische Union wurden sie vorübergehend teilweise zurückgenommen. Ein US-Bundesgericht hat die Zölle jetzt vorerst gestoppt.
Die Importe waren aber schon vor der Zollentscheidung im März deutlich gestiegen. US-Unternehmen wollten sich offenbar nochmal mit ausländischen Produkten eindecken. Dies belastete das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal.
So stiegen die Importe im ersten Quartal um 42,6 Prozent. Dies ist noch etwas mehr, als in einer ersten Schätzung ermittelt. Der Außenhandel belastete das Wirtschaftswachstum um fast fünf Prozentpunkte.
Aber auch der wichtige private Konsum schwächelte. Die Konsumausgaben stiegen mit annualisierten 1,2 Prozent so wenig wie seit Mitte 2023 nicht mehr. Zunächst waren 1,8 Prozent ermittelt worden. Die leichte Aufwärtsrevision der BIP-Zahlen erfolgte, da die Investitionen etwas stärker als zunächst ermittelt gestiegen sind.
US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte.
In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen. (dpa, AFP, Reuters)
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