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Wirtschaft: US-Unternehmen hängen Europäer ab

Finanzexperten erwarten 2006 zweistellige Wachstumsraten – getrieben durch die Ölkonzerne

New York/Düsseldorf - US-Amerikanische Unternehmen werden nach Ansicht von Analysten im laufenden Jahr ihr Wachstum ungebrochen fortsetzen. „Die Hoffnung auf weiter zweistellige Wachstumsraten erscheint realistisch angesichts der starken Gesamtkonjunktur“, sagt Michael Thompson, Research-Chef des US-Finanzdatendienstes Thomson Financial.

Hingegen erwarten Experten, dass die Europäer Schwierigkeiten bekommen, an die guten Raten anzuknüpfen. Das zeichnet sich vor Beginn der Bilanzsaison zum ersten Quartal ab. Während die meisten europäischen Konzerne ihre Berichte erst nach Ostern abliefern, legt in den USA mit dem weltgrößten Aluminiumhersteller Alcoa heute der erste große Konzern seine Daten vor.

Von Thomson Financial befragte Analysten erwarten, dass die 500 Großunternehmen im Aktienindex Standard & Poor’s im ersten Quartal 11,3 Prozent mehr Nettogewinn eingefahren haben als im Vorjahreszeitraum. Damit dürften die Gewinne der führenden US-Unternehmen im elften Quartal hintereinander mit zweistelligen Raten wachsen. Dies gelang der US-Wirtschaft seit 1950 nur einmal zwischen 1992 und 1995.

Wie in der Vergangenheit treiben die Ölkonzerne das Ertragswachstum an. Angesichts eines Rekord-Ölpreises überrascht das nicht. Die Energiekonzerne dürften im ersten Quartal durchschnittlich um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Ab der zweiten Jahreshälfte werden nach Einschätzung von Thomson Financial dagegen Finanzkonzerne, Grundstoffhersteller (Chemie, Bau, Papier) und zyklische Konsumindustrien (Autos, Einzelhandel) die höchsten Gewinnsprünge schaffen.

Die Situation in Europa ist umgekehrt. Hier sind die Erwartungen geringer als in den USA, dafür die Chancen für positive Überraschungen groß. Nach einem starken Gewinnwachstum von 30 Prozent im abgelaufenen Jahr rechnet der Finanzdatenspezialist JCF für 2006 nur noch mit einem Plus von 3,6 Prozent. Allerdings mussten die Analysten in den vergangenen Jahren ihre Prognosen stets nach oben revidieren. 2005 hatten die 50 größten börsennotierten westeuropäischen Unternehmen die Prognosen um gut zehn Prozentpunkte geschlagen. „Angesichts des guten Konjunkturumfelds dürften auch diesmal die Schätzungen zu niedrig sein“, erwartet Carsten Klude von der Privatbank M. M. Warburg.

Die Investmentbanken erwarten, dass der Technologiesektor bezogen auf die 600 größten Firmen Europas im Gesamtjahr die stärksten Zuwächse meldet. Nach 20 Prozent im Vorjahr sollen es nun 21 Prozent werden. Starke Zuwächse von mehr als 15 Prozent dürften auch Chemie- und Industrieunternehmen erzielen. Sie profitieren vom robusten Aufschwung in der Eurozone. tmo/som/HB

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