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Wirtschaft: Viel Schrecken und ein gutes Ende

Es war ein bewegter Monat – aber ein guter für die Anleger. So turbulent könnte es weitergehen

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Berlin – Ein ruhiger Börsenmonat war der März nicht gerade. Die Nerven der Anleger wurden durch ein ständiges Auf und Ab auf die Probe gestellt. Begonnen hatte der deutsche Leitindex Dax den Monat bei gut 6700 Zählern, also rund 350 Punkte unter dem Jahreshoch vom Februar. Die Mehrheit der Investoren war auf eine längere oder zumindest ausgedehntere Korrektur eingestellt und erwartete einen weiteren Rückgang auf 6000 bis 6200 Zähler, zumal in der US-Wirtschaft und an den amerikanischen Immobilienmärkten dunkle Wolken aufzogen. Doch es kam, wie immer, anders. Bei 6440 Punkten drehte der Markt, stieg auf 6750, fiel binnen zwei Tagen erneut auf 6440 und wechselte dann wieder die Richtung. Gestern waren zum Börsenschluss wieder 6917 Punkte auf dem Dax-Konto, so dass der Monat März noch mit einem Plus von drei Prozent in die Annalen eingeht. Vorschub geleistet hatte dabei vor allem der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke, der die Leitzinsen zwar bei 5,25 Prozent beließ, erstmals aber Hoffnungen auf jene Zinssenkung schürte, die sich der Markt so sehnlich wünscht.

Getragen wurden die unter dem Strich positiven Dax-Vorzeichen hauptsächlich von nur vier Aktien: VW, Daimler-Chrysler, die Deutsche Börse und Adidas verwöhnten ihre Aktionäre in den vergangenen vier Wochen mit Kursgewinnen zwischen zehn und 20 Prozent. Der Hintergrund: Aggressiv agierende Anteilseigner der Deutschen Börse, vor allem Hedgefonds, hatten einen Konzernumbau und eine Neuordnung der Führungsstruktur durchgesetzt. Bei den Autobauern und bei Adidas wiederum sorgten Verkaufsgerüchte beziehungsweise Kaufabsichten für festere Kurse. Während Daimler-Chrysler nun offenbar mehrere Interessenten für die US-Tochter Chrysler an der Hand hat, die angeblich knapp fünf Milliarden Dollar bieten, erhöhte Porsche seinen stimmberechtigten Anteil an Volkswagen von 27,4 auf bis zu 31 Prozent. Zusammen mit dem 20,5-Prozent-Paket des Landes Niedersachsen halte man dann mehr als 50 Prozent und könne Übernahmen aus dem Ausland verhindern, hieß es. Adidas profitierte von dem alten Gerücht, Dauerkonkurrent Nike sei an einem Kauf interessiert, zudem werfen die Olympischen Spiele 2008 in China bereits ihre Schatten voraus und sorgen für Kursfantasie bei den Anlegern. Schlusslichter im Dax blieben im März die Deutsche Telekom, die Post, die Allianz und SAP. Dem Softwareunternehmen aus Walldorf war in dieser Woche mit Technikvorstand Shai Agassi der Kronprinz und Visionär abhanden gekommen. Das gefiel den Anlegern gar nicht. Bei der Post machte ein verhaltener Ausblick die Investoren skeptisch. Sie sorgen sich zudem über den geplanten Wegfall des Briefmonopols Anfang 2008. Bei der Deutschen Telekom enttäuschten sowohl die Anfang März vorgelegten Geschäftszahlen als auch das Rettungskonzept des neuen Chefs René Obermann die Börsianer.

Insgesamt erzielten 22 Aktien im März ein Plus, acht verbuchten Kursverluste. Im Dow Jones sieht die Monatsbilanz mit plus 0,6 Prozent etwas schwächer aus, der japanische Nikkei liegt sogar mit 1,9 Prozent im Minus. Was erwartet die Märkte nun im April und Mai? Die Meinungen der Analysten sind geteilt. Während die einen die Korrektur endgültig für überwunden halten und nun einen schnellen Angriff auf das alte Jahreshoch bei 7040 Punkten sehen, mahnen die anderen weiter zur Vorsicht. Risiken lauerten, so meinen die Analysten der Landesbank Berlin, in der Zuspitzung des Konflikts zwischen dem Iran und Großbritannien, in den weiter schwachen US-Immobilienmärkten, im wieder stark anziehenden Ölpreis und der „ungemütlich hohen“ Inflation in den USA, die die Hoffnung auf Zinssenkungen vorerst zunichte machen könnte. Zwar spreche die gute fundamentale Situation der deutschen und europäischen Unternehmen sowie die hohe Liquidität an den Märkten für die Rückkehr zu einer stabilen Aufwärtsbewegung. Trotzdem sei die „ungemütliche Börsenphase“ noch nicht beendet, vermuten die Landesbank-Analysten: In drei Monaten werde der Dax bei 6550 Punkten liegen, in einem halben Jahr bei 6700. Auch der Commerzbank sind Kursverfall und anschließende Erleichterungsrallye zu rasch verlaufen. Die Bank rechnet daher mit weiter hohen Schwankungen. Das Kursziel von 7400 Punkten zum Jahresende sei aber nicht gefährdet.

Veronika Csizi

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