Wirtschaftsboom: Vietnam auf dem Sprung
Edmund Stoiber hat die Zeichen der Zeit erkannt: Vietnam ist ein aufstrebender, attraktiver Wirtschaftsstandort. Adidas ist schon da und viele andere deutsche Unternehmen wollen folgen.
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Ho Chi Minh Stadt - Die Arbeiter im Werk des Sportartikelkonzerns Adidas am Rande von Ho Chi Minh Stadt in Vietnam verdienen überdurchschnittlich. Umgerechnet rund 70 Euro erhalten sie pro Monat für ihre Arbeit und damit deutlich mehr, als die Männer und Frauen in den meisten anderen Firmen in Vietnam. In Handarbeit schneiden und nähen die 8500 Beschäftigten rund 650.000 Paar Schuhe pro Monat, die weltweit verkauft werden. "Für uns ist das eine Mini-Fabrik", sagt Geschäftsführer Kur Wojciech - denn andere Adidas-Werke in Asien sind noch viel größer.
Der Sportartikelhersteller mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach lässt fast ausschließlich in Asien produzieren, einen Großteil davon in Vietnam. Inzwischen haben aber auch andere deutsche Firmen das kommunistische Land entdeckt, das lange Zeit im Schatten von China und Indien stand.
"Es hat ein Ansturm auf Vietnam eingesetzt", sagt der Leiter der Auslandshandelskammer in Vietnam, Jan Noether. Mehrere hundert deutsche Firmen sind bereits im Land aktiv, darunter auch Siemens und der nordrhein-westfälische Hemdenhersteller Van Laack, der schon seit mehr als zehn Jahren in Vietnam produzieren lässt.
Alternative zu China und Indien
Nachdem die Löhne in Indien und China inzwischen in manchen Bereichen westliches Niveau erreicht haben, suchen immer mehr Firmen nach Alternativen - und Vietnam bietet sich an: Mehr als 70 Prozent der Menschen sind jünger als 30 Jahre und wild entschlossen, das Land nach vorne zu bringen. "Wenn dieser Elan in ein paar Jahren gepaart ist mit Know-How, dann dürfen wir uns in Europa warm anziehen", sagt Noether.
Schon heute wächst die Wirtschaft mit mehr als acht Prozent so schnell wie sonst in der Region nur noch in China. Viele Besucher aus Deutschland sind überwältigt von der Dynamik des Landes. "Mich beschleicht die Sorge, ob wir da Stand halten können", sagte CSU-Chef Edmund Stoiber, der sich während einer Asien-Reise zwei Tage lang ein Bild von Vietnam machte. Das Beispiel Adidas zeige aber, dass trotz der Verlagerung der Produktion ins Ausland zahllose hoch qualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben und den Erfolg der Firmen sichern.
Aufbruchsstimmung
Deutsche Probleme wie Geburtenmangel und Überalterung wirken in dem Land der Jugend wie Legenden aus einer anderen Welt. Der Aufbruch in dem Land ist überall zu spüren. Auf den Straßen drängeln sich hupende Motorräder - man hat keine Zeit zu verlieren. Seit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO im Januar wird vor allem der Ausbau der Infrastruktur vorangetrieben.
In Ho Chi Minh Stadt, dem früheren Saigon, sollen ein neuer Flughafen und eine neue U-Bahn künftig dafür sorgen, dass der Menschenandrang bewältigt werden kann. Die nationale Fluggesellschaft Vietnam Airlines will neue Flugzeuge anschaffen - und die deutschen Konzerne Siemens und Airbus sind gut im Rennen für die Aufträge. Bis zum Jahr 2015, so die Erwartungen, wird die Zahl der Einwohner von derzeit rund 85 Millionen auf 100 Millionen wachsen - während die deutsche Bevölkerung schrumpft. (tso/dpa)
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