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Zeitgemäß modernisiert: Elegante Linie mit längerer Motorhaube.

© Foto: Volvo

Volvo XC90: Die Kristallkugel strahlt weiter

Volvo bringt mit dem umfassend modernisierten, eleganten und dynamischen Oberklasse-SUV eine hausinterne Konkurrenz zum vollelektrischen Bruder EX90

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Eigentlich sollte es dieses Auto gar nicht geben. Eigentlich. Denn Volvo hat erst kürzlich den vollelektrischen EX90 als neues Topmodel vorgestellt. Doch der Weg zur vollständigen Elektromobilität ist offenkundig beschwerlicher als gedacht. So hat auch Volvo sein Ziel revidiert, ab 2025 nur noch vollelektrische Modelle auf den Markt zu bringen - die neue Zielmarke ist 2030. Deswegen haben sich die schwedischen Autobauer entschieden, ihr bisheriges Topmodell XC90 zukunftssicher aufzurüsten - schließlich wurden davon bislang schon über eine Million Fahrzeuge verkauft und die Nachfrage ist weiterhin vorhanden. Die neue Generation des komfortablen und serienmäßig siebensitzigen Premium-SUV mit Verbrennermotor wurde umfangreich modernisiert und wird als Plug-in- oder Mild-Hybrid angeboten. Damit sind der XC90 und der EX90 also Brüder und Konkurrenten in der gleichen Topliga - „das Beste aus zwei Welten“, sagte Volvo-Chef Jim Rowan bei der Präsentation des neuen XC90.

Eigenständige Charaktere sind beide Modelle, äußerlich und unterm Blech, das zeigte sich bei der Testfahrt, zu der Volvo eingeladen hatte. Der neue XC90 basiert weiterhin auf der bisherigen SPA1-Plattform, die noch für Verbrenner ausgelegt ist, während der EX90 auf einer für elektrische Modelle gänzlich neu entwickelten Plattform montiert wird. Die Designer achteten darauf, bei der hausinternen Konkurrenz zum neuen EX90 das eigenständige Design des XC90 beizubehalten und weiterzuentwickeln. Deshalb ist die Mittelkonsole mit dem Kristallkugel-Schalthebel für die Achtgang-Automatik nahezu unverändert geblieben.

Neu gestaltete, dynamische Front mit verändertem Grill und breiteten Scheinwerfern

© Foto: Volvo

Zugleich haben die Konstrukteure es geschafft, dem zuweilen als zu wuchtig empfundenen XC90 trotz seiner 4,95 Meter Länge eine zeitgemäß dynamische und elegantere Linie zu schneidern. Das fängt an mit der komplett neuen Frontpartie mit breiterem und verändertem Kühlergrill, schlankeren Matrix-LED-Scheinwerfern im Thors-Hammer-Design und Lufteinlässen. Durch die längere Motorhaube und die nach vorn gerückte Vorderachse, die den Innenraum vergrößert, wirkt der Wagen schlanker. Das Heck hat nun eine breitere - und serienmäßig sensorgesteuerte - Klappe und dynamischer wirkende Rückleuchten. Innen geht es weiter mit einem sorgfältig überarbeiteten Innenraum mit aktualisiertem Design, nachhaltigen Materialien, größerem Touchscreen und benutzeroptimierten Funktionen.

Vollelektrisch 71 Kilometer weit

Der XC90 T8 AWD Plug-in-Hybrid ist mit Frontantrieb und einem effizienten Vierzylinder-Benziner ausgerüstet. Die Maschine mit zwei Liter Hubraum sowie einer kombinierten Kompressor- und Turbo-Einheit leistet 220 kW (310 PS). Im Elektro-Modus wird das rund 2,3 Tonnen schwere Fahrzeug vom 107 kW (145 PS) starken Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor an der Hinterachse angetrieben. Die 400 Volt-Dreischicht-Lithium-Ionen-Batterie mit 14,7 kWh kann bei 16 Ampere in drei Stunden geladen werden. Rein elektrisch können nun bis zu 71 Kilometer zurückgelegt werden - in den meisten Fällen ist das ausreichend, um die täglichen Fahrten emissionsfrei zu erledigen.

Mehr Schwung für die Rückleuchten. Hinter der breiten Tür können bis zu 1.816 Liter Gepäck verstaut werden

© Foto: Volvo

Die Grundeinstellung Hybrid ist beim Start des Fahrzeugs aktiviert: In Abhängigkeit von der aktuellen Fahrsituation und den jeweiligen Leistungsanforderungen wechseln sich Vierzylinder-Motor und Elektromotor ab. Ist genügend Batteriekapazität vorhanden, übernimmt der E-Antrieb ganz. Ansonsten bleibt der Elektromotor bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h immer eingekuppelt, um bei starker Beschleunigung den Benzinmotor unterstützen zu können. Im Modus Pure arbeitet allein der Elektromotor - die gegenüber dem Normalbetrieb dann um zehn Millimeter abgesenkte Bodenfreiheit trägt zur Erhöhung der Reichweite bei.

Extrem laufruhiger Verbrenner

Der Turbobenziner arbeitete bei der Testfahrt so laufruhig, dass im normalen Fahrbetrieb kaum zu unterscheiden ist, ob der XC90 gerade elektrisch oder im Verbrennermodus unterwegs ist. In den Allradmodus geht der T8 bei starker Beschleunigung oder im wählbaren Power-Modus. Dann arbeiten der an der Vorderachse anpackende Verbrennermotor und der Elektroantrieb im Heck zusammen und bringen die 450 PS eindrucksvoll auf die Straße - bis Tempo 100 geht es dann in 5,4 Sekunden. Entsprechend der Volvo-Philosophie ist aber Schluss bei Tempo 180 - rein elektrisch schon bei 140 km/h. In den reinen elektrischen Betrieb kann jederzeit gewechselt werden - per Tastendruck auf den Bildschirm in den Pure-Modus.

Anders als der EX90 hat die XC90-Plattform noch einen Kardantunnel, der sich durch den Fahrgastraum zieht. Weil eine Kardanwelle beim T8 aber nicht mehr benötigt wird, hat Volvo im Mitteltunnel nun das Batteriepaket untergebracht. Die Batterie kann im Verbrennermodus vom integrierten Generator aufgeladen werden. Etwas störend ist, so zeigte sich im Fahrtest, dass diese Ladefunktion bei jeder einzelnen Fahrt über die „Charge“-Taste am Bildschirm wieder neu aktiviert werden muss.

Effizienter Mild-Hybrid

Als Alternative wird neben der Plug-in-Version auch eine Mild-Hybrid-Benzinvariante angeboten. Im XC90 B5 AWD kommt ein Mild-Hybrid Vierzylinder-Benzinmotor mit variabler Turboaufladung mit 184 kW (250 PS) zum Einsatz. Die 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie soll den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen im Fahrbetrieb um 15 Prozent senken, sagt Volvo. Zudem verbessert das neue MP-Miller-Brennverfahren mit einem höheren thermischen Wirkungsgrad und innovativer Ventilsteuerung noch einmal die Effizienz.

Elegantes Design, nachhaltige Materialien und größeres Display prägen den Innenraum – der Kristall-Schalthebel auf der Mittelkonsole aber ist unverändert

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Volvo hat den XC90 für eine bessere Fahrdynamik umfänglich überarbeitet. Die Vorderachse hat zugunsten mehr Laufruhe und gegen Untersteuerung und Wankneigung in Kurven eine zusätzliche Doppelquerlenker-Aufhängung bekommen, und die Hinterachse einen neuen Integrallenker mit Querblattfeder. Dieser soll insbesondere für mehr Stabilität im Anhängerbetrieb sorgen. Neu ist auch die empfindsamere frequenzielle selektive Dämpfertechnik (FSD). Dabei passt jeder Dämpfer seine Eigenschaften mechanisch an die aktuellen Fahrbahnbedingungen an, um sowohl den Komfort als auch die Stabilität zu optimieren.

Verbesserte Fahrdynamik

Alle Veränderungen machten sich beim Fahrtest positiv bemerkbar. Fahrbahnunebenheiten und Schlaglöcher wurden auch bei schnellerer Fahrt souverän geschluckt. Die Servolenkung arbeitet geschwindigkeitsabhängig: Bei niedriger Geschwindigkeit oder beim Einparken sehr leichtgängig bis schwammig, wird sie bei höherem Tempo immer fester und direkter. Beim Fahrtest erwies es sich trotzdem als angenehm, zusätzlich im Fahrzeugmenü das straffere Lenkungsverhalten auszuwählen.

Im normalen Alltagsbetrieb scheint wegen des guten Fahrwerksverhaltens die auch schon bislang angebotene adaptive Luftfederung verzichtbar zu sein, für die immerhin zusätzliche 2.430 Euro fällig werden. Die sorgt freilich im raueren Gelände für eine gleichbleibende Bodenfreiheit unabhängig von der Beladung. Sie kann zudem einige Zentimeter abgesenkt oder angehoben werden, was beim Beladen oder beim Ankoppeln eines Anhängers hilfreich ist. Das Ein-Pedal-Fahren, bei dem ein aktives Bremsen im Stadtverkehr nahezu überflüssig wird, weil die starke Rekuperation beim Loslassen des Fahrpedals den Wagen sofort abbremst, steigert den Fahrkomfort.

Skandinavisches Wohnzimmer

Umfassend überarbeitet und aufgewertet im aufgeräumt wirkenden skandinavischen Design wurde auch der Innenraum. Am auffälligsten ist die neu gestaltete, in Leder-Optik und Naturholz-Einlagen verkleidete Armaturentafel mit dem dominanten Bildschirm in der Mitte und das überarbeitete Lenkrad. Die horizontale Ausrichtung macht die Front optisch breiter und verstärkt das großzügige Raumgefühl. Auch die Mittelkonsole bietet nun mehr Stauraum und eine besser erreichbare kabellose Ladeschale. Verwendet werden verantwortungsvoll gefertigte und nachhaltige Materialien wie das angenehm weiche Leder-Imitat Nordico mit Bio-Anteil oder recycelte Premium-Textilien für Polsterungen und Sitzbezüge.

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Der XC90 hat serienmäßig sieben Sitze in drei Reihen

Die in der ersten Reihe beheizbaren und elektrisch einstellbaren Sitze geben den Insassen noch mehr Halt durch die ausgeprägten Wangen am Sitz und Rückenlehne; bei Nachtfahrten sorgt eine indirekte Ambientebeleuchtung für eine behagliche Stimmung. Ein - freilich teures - Highlight der optionalen Ausstattung ist das High-End Audiosystem Premium Sound von Bowers & Wilkins, welches mit 19 Lautsprechern ein tolles Klangerlebnis erzeugt - und wahlweise die Akustik einer Bühne, des eines Konzertsaals oder eines Jazzclubs originalgetreu nachbilden kann. Die serienmäßige High Performance Soundanlage bringt mit 10 Lautsprechern aber ebenfalls viel Hörvergnügen.

Die Sitze der zweiten und dritten Reihe sind auch für Erwachsene gut zu erreichen; der Kardantunnel fällt kaum störend auf. Durch die horizontale Dachlinie gibt es auch mehr Kopffreiheit als im EX90 mit dessen leicht abfallendem Dach. Bei Bedarf sind die Sitze komplett flach umlegbar. Dadurch fasst der dann über zwei Meter lange und ebene Stauraum bis zu 1.816 Liter Gepäck.

Mit weniger Schritten zur gewünschten Funktion

Lass dich nicht beim Fahren ablenken. Leicht gesagt, doch zuweilen machen es Hersteller durch Touchscreens mit zu kleinen Symbolen und umständlicher Menüführung schwer, bestimmte Funktionen aufzurufen. Einen Hinweis darauf, wie sehr die Touchscreens ablenken, und damit die Unfallgefahr steigt, ergab kürzlich eine Untersuchung von Dekra.

Deswegen will es Volvo beim XC90 den Fahrern leichter machen, der Straße die volle Aufmerksamkeit zu geben. Der freistehende Bildschirm ist mit 11,2-Zoll nun deutlich größer geworden. Wie bei den vollelektrischen Modellen EX30 und EX90 werden beim umfassend aktualisierten Infotainmentsystem auf Android-Basis nun die gängigsten Apps und Funktionen wie Google-Maps, Spracherkennung, Medien und Telefon direkt auf dem Startbildschirm angezeigt.

Sieben hochwertige Sitze in drei Reihen sind serienmäßig. Verwendet werden nachhaltige Materialien

© Foto: Volvo

Nutzer gelangen insgesamt schneller und in weniger Schritten als bisher zu den am häufigsten genutzten Funktionen. Wer etwa in der Navigationsansicht die Musik wechseln möchte, kann dies tun, ohne die Navigation zu verlassen. Darüber hinaus gibt es eine sogenannte Kontextleiste, die die Anzeige je nach Situation ändert und die zuletzt verwendeten Apps anzeigt. Nervige Suchfahrten mit dem Finger durch verwirrende Untermenüs entfallen. Volvo bietet zudem ein kostenloses Over-the-Air-Software-Update für das Infotainmentsystems oder andere aktualisierte Funktionen und veränderte Layouts.

Dazu gibt es ein 12,3 Zoll großes Fahrerinfo-Display hinterm Lenkrad mit allen wichtigen Anzeigen und der Navigationskarte. Sehr hilfreich ist das Head-up-Display, das alle notwendigen Infos direkt ins Blickfeld der Fahrer einblendet, um möglichst wenig Ablenkung zu erzeugen. Nützlich ist auch die 360-Grad-Kamera mit automatischer Einparkhilfe, die beim Manövrieren auf engem Raum wertvolle Hilfe leistet. Beides gibt es aber nur gegen Aufpreis oder ist in der Top-Ausstattungslinie Ultra enthalten. Darin enthalten ist dann auch das riesige Panorama-Glasschiebedach, das den Fahrgastraum zum lichtdurchfluteten Wohnzimmer macht.

Bei Ohnmacht hält der Wagen selbsttätig

Der XC90 verfügt über eine Vielzahl von Sicherheitsfunktionen, etwa das schon ab vier Stundenkilometern Geschwindigkeit aktive automatische Notbremssystem. Zusätzlich gibt es eine zusätzliche Notbremsfunktion bei Gegenverkehr auf der eigenen Spur, um die Unfallfolgen zu mildern. Andere Präventionssysteme verhindern das Abkommen von der Fahrbahn nach rechts oder die Oncoming Lane Migitation, die ein versehentlich auf die Gegenfahrbahn kommendes Fahrzeug selbsttätig zurücklenkt. Der Emergency Stop Assist registriert abgelenkte oder ohnmächtig gewordene Fahrer und bremst und lenkt notfalls selbsttätig bis zu Stillstand am Straßenrand.

Der XC90 wird in fünf Ausstattungslinien und sieben Farben angeboten und kann sofort bestellt werden. Der Volvo CX90 B5 AWD startet bei 79.890 Euro; der XC90 T8 AWD Plug-in-Hybrid ist ab 87.490 Euro erhältlich.

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