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Gute Zahlen meldete der Konzern am Freitag aus Wolfsburg.

© dpa

Zahlen für drittes Quartal: VW hebt trotz Dieselskandal Gewinnprognose an

Die Dieselaffäre kostet VW Milliarden. Dennoch fährt der Konzern satte Gewinne ein.

Volkswagen hat inmitten des Dieselskandals und laufender Kartellermittlungen einen Rekordgewinn eingefahren und traut sich eine höhere Ertragskraft zu. Der um Sondereinflüsse bereinigte Betriebsgewinn kletterte im dritten Quartal überraschend deutlich um 15 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Freitag mitteilten.

Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis knapp unter vier Milliarden gerechnet. Abzüglich weiterer Rückstellungen für den Dieselskandal in den USA halbierte sich das operative Ergebnis fast auf 1,72 Milliarden Euro. Auch hier hatten Experten weniger erwartet. Der Quartalsumsatz erhöhte sich um rund sechs Prozent auf 55 Milliarden Euro. An der Börse zählte die Volkswagen-Aktie mit einem Plus von rund zwei Prozent zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax.

Bei der operativen Rendite erwartet der weltgrößte Autobauer nun, dass die bisher für 2017 in Aussicht gestellte Spanne von 6,0 bis 7,0 Prozent "moderat" übertroffen wird. Mehrere Analysten hatten bereits mit einer Prognoseerhöhung gerechnet, da Volkswagen schon zur Jahresmitte über dieser Spanne gelegen hatte. Den Ausblick für den Umsatz bekräftigte das Management um Konzernchef Matthias Müller. Demnach sollen die Erlöse in diesem Jahr um mehr vier Prozent zulegen.

In den ersten neun Monaten kletterte der Betriebsgewinn vor Sondereinflüsse um 17 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro. "Das ist ein starkes Fundament, auf das wir aufbauen können," betonte Finanzchef Frank Witter. Mit einer Nettoliquidität von mehr als 25 Milliarden Euro im Kerngeschäft habe Volkswagen zudem ein ausreichendes Finanzpolster.

Konzern stockt Rückstellungen auf

Das ist auch nötig, denn ein Ende von "Dieselgate" ist noch nicht absehbar. Auch gut zwei Jahre nach Bekanntwerden der Manipulation von Abgaswerten musste Volkswagen seine Rückstellungen aufstocken, weil die Nachrüstung und der Rückruf der betroffenen rund 500.000 Fahrzeuge mit 2,0-Liter-Dieselmotor stockt. Im dritten Quartal schlug deswegen bisher nicht kalkulierte Kosten von knapp 2,6 Milliarden Euro zu Buche, die den Betriebsgewinn schmälerten.

Woran es in den USA im Einzelnen hakt, ist bisher nicht bekannt. Volkswagen hat bisher lediglich mitgeteilt, dass die Umsetzung des Rückkauf- und Nachrüstprogramms zur Entschädigung der Autobesitzer der betroffenen 2,0-Liter Fahrzeuge erheblich langwieriger und technisch anspruchsvoller sei als erwartet. Analysten vermuten, dass der Konzern den Wert Tausender Fahrzeuge, die auf Sonderparkplätzen abgestellt sind, abschreiben musste.

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr mit Anwälten und US-Behörden einen Milliarden-Kompromiss ausgehandelt, der die Reparatur und den Rückkauf von betroffenen Fahrzeuge sowie Entschädigungen vorsieht. Einschließlich Strafen und Investitionen in die Elektromobilität, die Volkswagen als Teil der Wiedergutmachung in den USA zusagen musste, beliefen sich die Rückstellungen bisher auf 25,1 Milliarden Euro. Davon haben die Wolfsburger allein in diesem Jahr 14,5 Milliarden Euro ausgegeben.

Auch VW stellt bei EU Antrag auf Kronzeugenregelung

Im Fall des Kartellverdachts in der deutschen Autoindustrie hat auch Volkswagen einen Antrag auf Kronzeugenregelung gestellt. Der Konzern sowie die betreffenden Marken kooperierten bereits seit längerem „vollumfänglich“ mit der EU-Kommission, teilte VW im Quartalsbericht mit.

Die Behörde habe Unterlagen in Wolfsburg und von Audi in Ingolstadt gesichtet. Auch Daimler hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Anfang der Woche hatte der VW-Konzern bestätigt, dass sich die laufenden kartellrechtlichen Untersuchungen auch gegen ihn richten.

Bei der EU-Kommission läuft derzeit eine Voruntersuchung. BMW sowie Daimler und VW samt den Töchtern Audi und Porsche sollen sich jahrelang in geheimen Zirkeln über ihre Autos und Zulieferer ausgetauscht haben. Solche Absprachen sind durchaus üblich - zum Beispiel, um Standards für die Ladung von Elektroautos abzusprechen. Die Frage ist aber, ob in diesem Fall Grenzen überschritten wurden. Nach Angaben von VW-Konzernchef Matthias Müller ging es bei den Gesprächen deutscher Autobauer nicht um Preise. Man respektiere das Kartellrecht. "Von Preisabsprachen beispielsweise, die ein Kartellvergehen darstellen würden, ist mir nichts bekannt", sagte er. (Reuters, dpa)

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