Wirtschaft: Währungskrise in der Türkei: An einer Abwertung führt kein Weg vorbei
Was bringt es einem wirtschaftlich schwachen Land, das eigene Geld an eine stabile Währung zu koppeln?Ein fester Wechselkurs hat den Vorteil, dass Unternehmer und Bürger bei allen Käufen und Verkäufen mit dem Ausland mit einer konstanten Größe rechnen können.
Was bringt es einem wirtschaftlich schwachen Land, das eigene Geld an eine stabile Währung zu koppeln?
Ein fester Wechselkurs hat den Vorteil, dass Unternehmer und Bürger bei allen Käufen und Verkäufen mit dem Ausland mit einer konstanten Größe rechnen können. Weit wichtiger für schwache und oft von hohen Inflationsraten geplagte Länder ist aber der Druck auf die Wirtschaftspolitik. Um den Wechselkurs zur Leitwährung - etwa dem Dollar - stabil zu halten, müssen die Politiker ebenfalls eine stabilitätsorientierte Geldpolitik fahren. Das ist auch der Grund, warum der Internationale Währungsfonds (IWF) diesen Weg oft vorschlägt.
Hat der IWF auch anderen Ländern als der Türkei zu einer solchen Politik geraten?
Die Türkei ist nicht das erste Land. Auch in Brasilien, Thailand und anderswo hat der IWF der Regierung geraten, die eigene Währung an den Dollar, den Euro oder - wie im Fall der Türkei - an verschiedene Währungen zu koppeln. Am Anfang ist diese Politik oft erfolgreich: Die Länder bekommen die Inflation in den Griff. Doch meistens ist das nicht von Dauer.
Warum müssen viele Länder früher oder später doch abwerten?
Die Staaten halten es nicht durch, die gleiche Wirtschaftspolitik zu verfolgen wie das Land, an dessen Währung sie gekoppelt sind. So schaffen sie es oft nicht, ihre hohen Staatsschulden abzubauen. In solchen Fällen ist die Versuchung groß, die Staatsschuld auf anderem Weg zu mindern - die Geldentwertung wird in Kauf genommen und eben keine restriktive Geldpolitik betrieben. Das führt aber dazu, dass die inländischen Produkte auf dem Weltmarkt teurer werden und sich schlechter verkaufen. Wo keine Käufer sind, bleibt die Nachfrage nach der inländischen Währung aus. Sie gerät immer mehr unter Druck. Das betroffene Land und seine Notenbank muss massiv die eigene Währung aufkaufen und dafür die Leitwährung - also Dollar oder Euro - verkaufen. Die Devisenreserven sind aber nicht unbegrenzt. Ländern wie der Türkei bleibt daher nichts anderes übrig, als die feste Bindung schon nach wenigen Tagen aufzugeben und eine Abwertung der eigenen Währung in Kauf zu nehmen.
Nutzen Spekulanten Krisen aus?
Für einen Spekulanten wird es interessant, wenn er damit rechnen kann, dass eine Währung abgewertet wird. Dann macht er sich ans Werk: Er geht etwa zu einer türkischen Bank und nimmt einen Kredit auf. Zum Beispiel über eine Milliarde türkische Lira - das entspricht rund 3000 Mark. Dieses Geld tauscht er sofort in Mark und legt es an. Werden die Lira dann etwa um das Zehnfache abgewertet hat er Glück. Er tauscht die Mark zurück in Lira und bekommt dann das Zehnfache dafür. Der Kredit ist leicht zurückbezahlt, alles andere ist ein satter Spekulationsgewinn.
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