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Wirtschaft: Warten auf die Spargelstecher

BERLIN .Wann es losgehen wird, weiß keiner.

BERLIN .Wann es losgehen wird, weiß keiner."Das ist eine Lotteriefrage", sagt Karl-Ludwig Syring, Bauer in Beelitz.Seit Tagen klingelt bei ihm das Telefon: Wie weit denn der Spargel sei, wollen seine Kunden wissen.Syring wiegelt ab: "Für die Ernte reicht es noch nicht." Wie im vergangenen Jahr hat er über das Arbeitsamt rund 80 Hilfskräfte aus Polen bestellt - die kommen am 16.April.Und auch die Quote für inländische Saisonarbeiter wird er erfüllen: Zehn deutsche Helfer sind schon bestellt.

Rund 4100 ausländische Saisonhelfer werden im Arbeitsamtsbezirk Potsdam erwartet - das entspricht etwa der Zahl vom Vorjahr.1998 war die Forderung des Bundesarbeitsministeriums, mindestens 15 Prozent deutsche Saisonarbeitskräfte zu beschäftigen, nicht ganz ohne Probleme zu erfüllen."Die Leute sind teilweise mit 1200 DM netto nach Hause gegangen - für harte Arbeit", berichtet Jörg Linders, Arbeitsvermittler in Potsdam, "da war es schwer, die Leute zu motivieren".Ludwig Syring hat festgestellt, daß die deutschen Erntehelfer eher ausfallen als die Polen.Im vergangenen Jahr hatte er zwanzig deutsche Aushilfskräfte beschäftigt - im Schnitt seien jeden Tag rund sechzehn von ihnen zur Arbeit gekommen."Die Leute sind oft schon sehr lange raus", sagt er, "und dann sollen sie in der Hitze auf den Feldern arbeiten - von sechs Uhr morgens an".Für ihn sind die Probleme verständlich, begeistert davon ist er nicht."Die Saisonkräfte berechnen wir immer ganz knapp - Ausfälle können wir uns nicht leisten."

Damit es in diesem Jahr mit den deutschen Erntehelfern besser klappt, lockt das Arbeitsamt Potsdam mit einem Extra-Bonbon: 17 DM Flexibilitätshilfe pro Tag zahlt das Amt jedem, der Arbeitslosenhilfe bekommt, für den Einsatz bei der Ernte."Damit können die Leute mit Nettolöhnen zwischen 1500 und 2000 DM nach Hause gehen", hat Linders ausgerechnet.Die Initiative zeigt bereits erste Erfolge: Rund zwei Drittel der Arbeitslosen, die Linders zusammen mit dem Arbeitsamt informiert hat, hätten sich zum Ernteeinsatz gemeldet."Im vergangenen Jahr kamen nur 50 von rund 500 Besuchern", berichtet Linders.

Aber nicht nur das Geld soll locken.Zusammen mit dem Arbeitsamt Potsdam versucht Linders, den Menschen auch eine Zukunftsperspektive zu bieten."Meine Vision ist es, den Leuten einen festen Arbeitsrhythmus zu geben." Nach der Spargelernte in die Erdbeeren, danach in die Kirschen - auf diesem Weg, so Linders, könnten Leute mehrere Monate lang beschäftigt werden.Schon im vergangenen Jahr hat Linders zehn Helfer von März bis Oktober vermittelt.

Geschadet hat die harte Arbeit anscheinend keinem."Die Leute haben wieder Mut geschöpft und sind in diesem Jahr wiedergekommen", berichtet Linders.Vor allem die sozialen Kontakte durch die gemeinsame Arbeit seien wichtig: "Die Leute haben richtige Freudentänze aufgeführt, als wir die Teams zusammenstellten und sie sich im Büro wiedergetroffen haben."

KATHARINA VOSS

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