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Die 47-jährige Managerin Eva-Lotta Sjöstedt soll das Traditionsunternehmen Karstadt wieder auf Kurs bringen. Es könnte die letzte Chance für den Warenhauskonzern sein.

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Führungswechsel bei Karstadt: Welche Probleme die neue Chefin lösen muss

Die Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt soll Karstadt führen. Sie muss viele Probleme lösen - aber ohne Geld wird es nicht gehen

Die neue Karstadtchefin Eva-Lotta Sjöstedt steht vor einer schwierigen Aufgabe, wenn sie den Warenhauskonzern wieder flottmachen will. Viele Handelsexperten meinen sogar, dass sie unlösbar ist. „Wenn die jüngsten Presseberichte stimmen, halte ich die wirtschaftliche Situation Karstadts für so angespannt, dass ich an den Erfolg von Frau Sjöstedts Aufgabe nicht glauben kann“, sagt Thomas Roeb, Professor für Handelsbetriebslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Auch Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein ist skeptisch: „Es ist keine Besserung in Sicht“, sagt er.

Karstadt muss viel aufholen.

Der Investitionsstau, der sich in den vergangenen Jahren bei Karstadt aufgebaut hat, ist dabei nur ein Teil der Probleme, die die Warenhauskette hat. Die Ausstattung vieler Häuser sei veraltet, sagt Heinemann. Auch das Warenwirtschaftssystem sei vollkommen überholt. Hinzu komme aber vor allem auch, dass bei Karstadt das Zusammenspiel von Online- und stationärem Verkauf nicht funktioniere. Den Kaufhäusern in den USA oder Großbritannien gelinge es dagegen viel besser, das Internet für das stationäre Geschäft zu nutzen etwa nach dem Prinzip: online bestellen und im Laden abholen.

Macy's zeigt: Das Konzept Warenhaus ist nicht tot.

Dabei ist Heinemann überzeugt, dass das Konzept Warenhaus keinesfalls tot ist. „Der US-Konzern Macy’s ist das erfolgreiche Vorbild – und davon ist Karstadt meilenweit entfernt“, sagt der Handelsexperte. Macy’s ist auch deswegen ein gutes Beispiel, weil die amerikanische Warenhauskette vor wenigen Jahren noch selbst in einer tiefen Krise steckte, aber die Wende inzwischen geschafft hat. Heute erziele der Konzern zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz und eine zweistellige Rendite. „Die neue Karstadt-Chefin müsste so radikal vorgehen wie Macy’s-Chef Terry Lundgren“, sagt Heinemann. „Aber in Deutschland ist ein so radikales Vorgehen wegen des starken gewerkschaftlichen Einflusses wohl nicht möglich.“

In der Ära des noch amtierenden Karstadt-Chefs Andrew Jennings seien wichtige Schritte, etwa beim Online-Geschäft, versäumt worden. „Diese Jahre waren verlorene Jahre“, sagt Heinemann. Sein Fazit: „Ohne Geld geht gar nichts“, sagt Heinemann. Es sei bestimmt mehr als eine Milliarde Euro nötig, um das Unternehmen zu modernisieren.

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