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Wirtschaft: Weniger iPod, mehr iMac

Apple setzt wieder stärker auf Computer – die gibt es ab sofort mit Intel-Chips

Berlin - „Macs only“, das ist die Losung, die Apple-Chef Steve Jobs am Dienstag auf der MacWorld in San Francisco ausgegeben hat. „Macs only“ heißt, dass sich Apple 2006 verstärkt um sein eigentliches Kerngeschäft kümmern wird: die Computersparte. Und so war es für die Besucher der Apple-Leitmesse nicht die ganz große Überraschung, als Jobs zum Höhepunkt seiner Rede Paul Otellini, den Vorstandschef des Prozessorherstellers Intel, auf die Bühne rief. Apple hatte 2005 die langjährige Zusammenarbeit mit IBM gekündigt. Bis Ende des Jahres sollen nun alle Prozessoren von Intel stammen, kündigte Jobs am Dienstag an.

Dieser Wechsel hat es in sich. Intel galt für viele eingefleischte Mac-Fans bislang als ebenso indiskutabel wie der Erzfeind Microsoft. Um so wichtiger war es nun, dass Jobs die Skeptiker besänftigen kann. Nach vielen Gerüchten über die diesjährige Apple-Sensation präsentierte er dazu nun den ersten iMac-Rechner mit eingebautem Intel-Prozessor – und der ist nach Apple-Angaben zwei- bis dreimal so schnell wie der IBM-Vorgänger und das bei gleichem Preis. Möglich macht dies die neueste Intel-Entwicklung eines Doppelkernprozessors, der seine Leistung wahlweise auf einem 17- oder 20-Zoll-Breitbildschirm ausspielen kann. Während die neuen iMacs sofort verfügbar sind, muss man auf den ebenfalls mit einem Intel-Chip ausgestattete Laptop MacBook Pro bis Februar warten.

Auch wenn die erfolgreichen iPod-Musikspielgeräte in diesem Jahr nicht im Mittelpunkt stehen, sie und das Musikgeschäft bleiben die wichtigsten Säulen des Apple-Erfolgs. Im abgelaufenen Quartal erzielte Apple einen Rekordumsatz von 5,7 Milliarden Dollar, wie Jobs am Dienstag mitteilte. In dieser Zeit verkaufte Apple allein 14 Millionen iPods. Täglich werden drei Millionen Songs über den iTunes-Dienst abgesetzt. Auch das 2005 gestartete Videogeschäft läuft offenbar gut an. Mehr als acht Millionen Videos wurden bereits online verkauft. Die Börse honorierte diese Zahlen. Die Aktie stieg nach Jobs Rede zeitweise um mehr als sieben Prozent auf 81,89 Dollar.

Auch 2006 geht Apple weiter in Richtung Multimedia. Jobs kündigte neben den neuen Computern unter anderem Softwareverbesserungen beim Bearbeiten von Videos und für deren Nutzung auf dem iPod an. Eine neue Funktion namens Photocasting setzt beim Erfolg des Podcasting an, mit dem Unterschied, dass diesmal statt eigenen Radiobeiträgen Fotos einfach mit anderen Nutzern ausgetauscht werden können. Auch die iPods werden weiter aufgewertet, unter anderem durch einen UKW-Radioempfänger.

Wie wichtig diese Neuigkeiten für Apple und seine Kunden sind, zeigt unter anderem, dass vor dem Beginn der Jobs-Rede sogar die Online-Shops von Apple abgeschaltet wurden, um sich nicht später den Ärger von Internet-Käufern einzuhandeln, die gerade einen neuen Rechner kaufen, während Jobs die schnelleren Intel-Maschinen vorstellt.

Die Rede von Jobs stellt den Abschluss der Ankündigungswelle in der Branche dar, die mit der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas in der vergangenen Woche begonnen hatte und nun mit der MacWorld zu Ende geht. Vor allem das gestiegene Interesse an digitaler Unterhaltungstechnik hat die Unternehmen aus der IT- und der Internet-Welt sowie der Kommunikations- und Unterhaltungstechnik beflügelt. Besonders die Großen der Branche haben deutlich gemacht, dass man in keinem Markt die Dominanz eines Konkurrenten dulden werde. Microsoft wird dazu neben der Veröffentlichung der neuen Windows- Version Vista einen neuen Internet-Musikdienst starten, zusammen mit MTV. Google plant für 2006 den Einstieg ins Video-on-demand- Geschäft, unter anderem mit dem US-Sender CBS. Zudem soll es ein Google-Softwarepaket geben, das sämtliche Programme enthält, die Windows für eine vernünftige Nutzung des Internets fehlen.

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