Wirtschaft: Wie sich die Kunden wehren können
Um zu sparen, können Verbraucher ihren Lieferanten wechseln oder bei ihrem alten Versorger einen billigeren Tarif wählen
Berlin – Aribert Peters platzt der Kragen. Der Chef des Bundes der Energieverbraucher ruft die Stromkunden zur Rebellion auf. Die jüngsten Preiserhöhungen der Stromkonzerne sollten die Kunden einfach ignorieren, meint der Verbraucherschützer: „Kürzen Sie die neue Rechnung auf den alten Preis, zahlen Sie nicht mehr als vorher“, rät Peters. Einen entsprechenden Musterbrief will er jetzt ins Internet stellen (www.energienetz.de). Peters sieht das geltende Recht auf seiner Seite. Er beruft sich auf das „Billigkeitsgebot“ im Paragrafen 315 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Abzocke der Stromunternehmen sei alles andere als „billig“, meint Peters. Daher müssten die Kunden die neuen Forderungen nicht zahlen.
„Einen Volksaufstand wird es nicht geben“, glaubt jedoch Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv). Von der Rebellion des Einzelnen hält Krawinkel nichts: „Die Strompreise sind eine politische Sache, mit der man nicht den einzelnen Verbraucher belasten sollte.“ Kunden, die eigenmächtig ihre Rechnung kürzen, müssten zudem mit Mahngebühren und sonstigem Ärger rechnen, warnt Verbraucherschützer Krawinkel.
Seinen Ärger über die Selbstbedienung der Stromkonzerne braucht dennoch niemand zu schlucken. Wer seinem Anbieter einen Denkzettel verpassen und dabei noch ein paar Euro sparen will, sollte seinen Lieferanten wechseln. Heizen oder kochen Sie mit Gas, haben Sie leider das Nachsehen. Zwar ist auch der Gasmarkt liberalisiert, praktisch finden Sie jedoch keinen Versorger von außerhalb, der Sie beliefert.
Informieren. Beim Strom ist der Wechsel dagegen kein Problem mehr. Praktisch funktioniert das so: Informieren Sie sich im Internet (www.stromtip.de) über die billigsten Anbieter, die ihre Energie nach Berlin liefern. Einen Überblick über die „Top Fünf“ für Single- und Familienhaushalte finden Sie auch in unserer Übersicht. Während die Preisunterschiede bei Singles kaum ins Gewicht fallen, liegen bei Familien zwischen dem billigsten Bewag-Tarif „Multiconnect“ und der auf Platz fünf liegenden Energie AG immerhin 50 Euro Differenz im Jahr. Bewag-Kunden, die viel verbrauchen und jetzt noch einen anderen, teureren Tarif gewählt haben, können sparen, indem sie zu „Multiconnect“ wechseln.
Der richtige Tarif. Um den richtigen Tarif zu wählen, sollten Sie einen Blick auf Ihre jüngste Rechnung werfen. Dort können Sie Ihren Verbrauch ablesen. Wer wenig verbraucht, sollte einen Tarif mit niedriger Grundgebühr und höheren Verbrauchspreisen wählen. Wer viel verbraucht, sollte umgekehrt vorgehen.
Kündigen. Wollen Sie nicht bei Ihrem bisherigen Versorger bleiben, müssen Sie kündigen. Prüfen Sie, ob das nach Ihrem Vertrag möglich ist. Einige Unternehmen bieten Verträge an, in denen das Kündigungsrecht für ein oder zwei Jahr ausgeschlossen ist. Sollten Sie einen solchen Vertrag unterschrieben haben, ist das Wechselthema für Sie vorerst erledigt. Für alle anderen gilt:
Neuen Anbieter aussuchen. Nehmen Sie Kontakt mit dem Versorger Ihrer Wahl auf. Dieser erledigt dann sämtliche Formalitäten für Sie und kündigt Ihren Vertrag beim alten Versorger. In aller Regel dauert es sechs bis zehn Wochen, bis der Wechsel unter Dach und Fach ist.
Kurze Laufzeiten wählen. Bei der Auswahl des neuen Anbieters sollten Sie nach Meinung von Verbraucherschützer Krawinkel folgende Punkte beachten: Wählen Sie immer kurze Laufzeiten, um auf Preiserhöhungen reagieren zu können, und lassen Sie sich nicht auf Preisänderungsklauseln ein, nach denen der Strompreis steigt, wenn die Erzeugerpreise erhöht werden. Wer Strom sparen will, kann aber auch zur Verbraucherzentrale gehen. Dort informieren Sie Energieberater über individuelle Energiespartipps. Telefonische Anmeldungen: 030/21485-260 und 030/3016090.