Wirtschaft: Zahlen müssen die Familien - und die Umwelt (Kommentar)
Die BVG wird ab August die Preise erhöhen, der Senat wird zustimmen - und sich dafür die Einführung eines Arbeitslosen- und Semestertickets durch die Verkehrsbetriebe zugute halten. Solidarität mit sozial Schwachen?
Die BVG wird ab August die Preise erhöhen, der Senat wird zustimmen - und sich dafür die Einführung eines Arbeitslosen- und Semestertickets durch die Verkehrsbetriebe zugute halten. Solidarität mit sozial Schwachen? Nein, es bemäntelt nur das Einknicken des Senats unter dem Druck der Verkehrsbetriebe. Eine überzeugende Konzeption für den Nahverkehr steht ebensowenig dahinter. Im Kern ist die zehnprozentige Verteuerung ein "Weiter so", ein fantasieloser Dreh an der Preisschraube. Das hat Bahnen und Busse nicht attraktiver gemacht, sondern dazu beigetragen, dass die BVG in den letzten zehn Jahren ein Drittel der Fahrgäste verlor. Wenn die Weichen nicht anders gestellt werden, wird dies so weitergehen. Die BVG braucht aber mehr Kunden, nicht weniger. Verkehrssenator Peter Strieder plädierte deshalb für Tarifsenkungen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Andere Nutzer müssen deshalb die Tickets für Arbeitslose und Studenten bezahlen. Ein Preis, der zu hoch ist. Eine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern, die auf die BVG angewiesen sind und eine Monatskarte haben, zahlt derzeit 318 Mark im Monat. Künftig werden es 350 Mark sein. Dafür kann man auch mit dem Auto zur Schule und zur Arbeit fahren. Umweltfreundlich? Gelebte Solidarität? Eine Mogelpackung.