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Amokläufe, wie an der Robb Elementary School in Uvalde, Texas, im Mai 2022, finden in den USA so häufig statt, dass jeder 15. US-Bürger davon betroffen ist.

© AFP/CHANDAN KHANNA

„Betrifft beträchtlichen Teil der Bevölkerung“: Jeder 15te war in den USA schon von Massenschießereien betroffen

In keinem anderen Land der Welt kommt es so häufig zu Amokläufen wie in den USA. Eine Studie zeigt nun auf, wie viele Menschen verletzt oder anderweitig darunter zu leiden haben.

Stand:

Etwa sieben Prozent der US-Bürger waren in ihrem Leben schon einmal Betroffene einer Massenschießerei, zwei Prozent wurden dabei verletzt. Das ist das Ergebnis einer Studie der University of Colorado Boulder, veröffentlicht im Fachblatt „JAMA Network“. Überdurchschnittlich häufig seien jüngere Erwachsene der „Generation Z“, die nach 1996 Geborenen, die Leidtragenden.

Massenschießereien seien demnach keine „isolierten Tragödien“, sondern „eine Realität, die einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung betrifft und tief greifende physische und psychische Folgen hat“, wird Studienleiter David Pyrooz, Professor für Soziologie und Kriminologe am Institut für Verhaltenswissenschaften, in einer Mitteilung der Universität zitiert.

In der landesweiten, repräsentativen Befragung im Januar 2024 sollten die 10.000 Erwachsenen beantworten, wie oft in ihrem Leben sie am Tatort einer „Massenschießerei“ waren – also in unmittelbarer Nähe des Ortes und zu dem Zeitpunkt, an dem ein Verbrechen mit Waffengewalt mit vier oder mehr Opfern stattfand.

Der fast alltägliche Amoklauf

Demnach ist einer von 15 Menschen in den USA in seinem Leben bereits am Ort eines Amoklaufs gewesen. „Das sind wirklich hohe Zahlen für diese scheinbar einzigartige und kleine Untergruppe der Waffengewalt“, sagt Pyrooz.

Eine einzige Massenschießerei könne weit mehr Menschen betreffen, als vielen bewusst ist, so der Forscher. Bei der Schießerei auf dem Route 91 Harvest Music Festival in Las Vegas im Jahr 2017 beispielsweise tötete der Schütze 60 Menschen und verwundete 413 weitere. Weitere 454 Menschen wurden in der darauffolgenden Panik verletzt, als sie sich in Sicherheit brachten.

Insgesamt waren etwa 22.000 Menschen bei dem Konzert – plus Schaulustige aus den umliegenden Hotels auf dem Las Vegas Strip. „Das entspricht etwa einem von 11.000 Amerikanern, die allein bei dieser Schießerei vor Ort waren“, sagt Pyrooz. Es sei nicht mehr die Frage, ob ein solcher Vorfall auch in einer bislang nicht betroffenen Gemeinde eintritt, sondern wann.

Mehr als die Hälfte der Befragten, die bei einer Massenschießerei zugegen waren, gaben an, dass dies in den letzten zehn Jahren geschah. Das heißt, es gebe eine „Generation der Massenschießereien“, so Pyrooz, Menschen, die in der Zeit nach dem Columbine-Attentat aufgewachsen sind und diese Erfahrungen gemacht haben.

Auch wer nicht verletzt oder getötet wird, leidet an dem Erlebten, der Studie zufolge. 75 Prozent gaben an, Angstzustände, Beklemmung und Depressionen durchlebt zu haben. Üblicherweise haben etwa 20 Prozent der Bevölkerung solche Symptome.

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