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Auch Schimpansen lassen sich vom Gähnen anderer anstecken - auch wenn es ein Roboter ist.

© dpa/Roland Weihrauch

Ansteckend wie beim Menschen: Affen reagieren auf gähnende Roboter

Gähnen kann ganz schön ansteckend sein – sogar, wenn es von einem „müden“ Roboter kommt. Haben künstliche Wesen auf Primaten also eine ähnlich soziale Wirkung wie echte Lebewesen?

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Gähnen ist ein uraltes Verhalten – und bekanntlich ansteckend. Das gilt selbst dann, wenn ein humanoider Roboter gähnt, wie eine im Fachjournal „Scientific Reports“ vorgestellte Studie zeigt. Manche Schimpansen beginnen demnach herzhaft zu gähnen, wenn ein Android damit loslegt. 

So wie Menschen gähnen auch Schimpansen, hier „Bea“ im Primatenschutzzentrum Fundacio Mona, und lassen sich, auch wie Menschen, von Robotern dazu „anstecken“.

© dpa/Ramiro Joly-Mascheroni

Ansteckende Verhaltensweisen bräuchten offenbar nicht zwangsläufig soziale Nähe oder biologische Verwandtschaft – und nicht einmal einen lebenden Artgenossen, schließt das Team um Ramiro Joly-Mascheroni von der City St George’s University of London. 

Gähnender Roboterkopf als Testobjekt

Die Wissenschaftler hatten im spanischen Primatenschutzzentrum Fundació Mona die Reaktion von 14 Schimpansen auf einen menschenähnlichen Androidenkopf untersucht. Dieser zeigte realitätsnahe Gesichtsausdrücke – darunter das typische Gähnen. Mehr als die Hälfte der Tiere reagierte darauf mit eigenem Gähnen. Auch anderes Ruheverhalten wie Hinlegen oder Nestbauen nahm deutlich zu, wenn der Android gähnte. 

Das Gähnen eines Roboters kann auch Affen zu dem Verhalten animieren.

© dpa/--

„Wir waren überrascht, wie stark die Reaktion war“, sagte Joly-Mascheroni. „Die Schimpansen schienen auf das Gähnen des Androiden genauso zu reagieren wie auf das eines Artgenossen.“ Die Beobachtung werfe grundlegende Fragen über die Mechanismen sozialer Wahrnehmung auf, hieß es. Offenbar reichten bestimmte Bewegungsmuster wie das typische Gähnen aus, um bei anderen eine biologische Reaktion auszulösen. 

Von Bedeutung sei das zum Beispiel bei Mensch-Roboter-Interaktionen. „Der Mensch ist evolutionär darauf gepolt, auf bestimmte Reize zu reagieren – unabhängig davon, ob sie biologisch oder künstlich sind“, erklärte Joly-Mascheroni. Künftige Studien sollen klären, ob auch andere soziale Verhaltensweisen wie Nähe, Aufmerksamkeit oder sogar Formen von Empathie durch Roboter ausgelöst werden können. (dpa)

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