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Studienbewerber: Ansturm auf Berliner Unis

Zehntausende bewerben sich für einen Studienplatz an den Berliner Hochschulen. Bei Studienberatern heißt es, noch nie sei die Zukunftsangst unter Abiturienten wegen der unklaren Chancen auf einen Studienplatz so groß wie in diesem Jahr: "Da spielen sich Tragödien ab."

Die Berliner Hochschulen sind bei Studienbewerbern auch in diesem Jahr äußerst beliebt. Für das kommende Wintersemester gingen teilweise noch mehr Bewerbungen ein als 2010. Allein die Humboldt-Universität erhielt knapp 29 000 Bewerbungen für die Bachelor-Fächer – bei 3316 Plätzen. Das ergibt eine Umfrage des Tagesspiegels unter den Hochschulen. Die Zahlen könnten sogar geringfügig steigen, weil noch letzte Bewerbungen ausgezählt werden. Die Anmeldefrist für die Numerus-clausus-Fächer lief am Freitag der vergangenen Woche ab.

Die Humboldt-Universität (HU) erhielt in etwa so viele Bewerbungen wie im Vorjahr für die grundständigen Studiengänge. Damals gab es einen neuen Höchststand. Beliebteste Fächer sind jetzt Psychologie (mehr als 3000 Bewerbungen) sowie Jura, Betriebswirtschaftslehre, Grundschulpädagogik, Sozialwissenschaften und Kulturwissenschaften. Auch an der Freien Universität (FU) liegen die Bewerbungen auf dem Niveau von 2010: Auf rund 4000 Plätze in den grundständigen Studiengängen kamen 30 500 Bewerbungen.

Deutlich mehr Anfänger als im Vorjahr drängen an die Technische Universität (TU) und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Die TU zählte gut 15 000 Bewerbungen für den Bachelor-Bereich, ein Plus von 1600. Die TU bietet im Bachelor 3119 Plätze an. Die größte Nachfrage besteht nach Fächern wie Architektur, Bauingenieurwesen, Biotechnologie, Economics (Wirtschaft), Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen, wo jeweils mehr als dreimal so viele Bewerbungen eingingen, wie Studienplätze zur Verfügung stehen.

Einen Zuwachs von 4500 Bewerbungen verzeichnet die HTW: Hier kommen gut 13 500 Bewerbungen auf 1920 Bachelor-Plätze. Spitzenreiter sind die Studiengänge Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftskommunikation. Die HTW führt den großen Anstieg auch darauf zurück, dass sie in einigen Fächern auf ein Vorpraktikum verzichtet. Der Zugang zum Studium werde so erleichtert.

Auch die Charité rechnet mit steigenden Zahlen, sagt Burkhard Danz, Leiter des Referats für Studienangelegenheiten. Er gehe von über 5000 Interessenten für 300 Studienplätze in der Medizin aus. Die Universität Potsdam zählte 19 200 Bewerber für die zulassungsbeschränkten Fächer, das sind in etwa so viele wie zum vergangenen Wintersemester. Potsdam hat anders als Berlin allerdings auch relativ viele NC-freie Studiengänge, für die sich Erstsemester ab Mitte August einschreiben können.

Bereits in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Bewerbungen immer weiter gestiegen. Das liegt auch daran, dass sich viele Abiturienten mehrfach bewerben. Sie wollen sichergehen, bei der bundesweit großen Zahl von NC-Fächern wirklich irgendwo einen Studienplatz zu bekommen. Gut möglich also, dass Studienanfänger sich auch in Berlin öfters bewerben, wenn ihr Wunschfach an mehreren Hochschulen der Stadt angeboten wird.

Wegen der Aussetzung der Wehrpflicht und der doppelten Abiturjahrgänge verschärft sich die Situation in diesem Jahr zudem, weil noch einmal mehr Jugendliche ein Studium aufnehmen wollen. Die immer stärkere Konkurrenz um einen Platz setze Studienbewerber enorm unter Druck, sagt Danz: „Die Verunsicherung ist groß.“ Mehr denn je hätten die Studienberater in diesem Jahr die „Angst“ der Abiturienten gespürt, keinen Platz zu bekommen. Manchmal würden ganze Familien in die Beratungen kommen, weil sie um die Zukunftschancen ihrer Kinder fürchteten: „Da spielen sich Tragödien ab.“

Für die weiterführenden Master-Studiengängen sieht die Situation entspannter aus, obwohl es auch dort schon Engpässe gibt. Für die 1984 Master-Plätze an der HU bewarben sich gut 3900 Studierende. Die TU meldet 2470 Bewerbungen für die zulassungsbeschränkten Master-Fächer. Die TU bietet 1219 Plätze an. Einen Anstieg um 65 Prozent verzeichnet die FU: 8000 Bewerbungen auf rund 1800 Plätze. Für die 690 Master-Studienplätze der HTW gingen 2800 Bewerbungen ein.

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