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Noch immer finden an Unis Präsenzprüfungen statt (Archivbild).

© dpa

Coronainfizierte nahmen an Klausur teil: Ärger um Präsenzprüfungen an Hochschulen

Ein Vorfall an der Hochschule Ansbach zeigt die Gefahr von Präsenzprüfungen. Dort nahmen Coronainfizierte teil, und es gibt Kritik am Hygienekonzept.

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Auch in dieser Phase der Pandemie lassen Hochschulen Studierende weiter vor Ort prüfen – oft trotz Kritik von Studierendenvertretenden. Zu welchen Problemen das führen kann, zeigt jetzt ein Beispiel an der Hochschule Ansbach. Dort stellte sich heraus, dass auch coronainfizierte Studierende an Prüfungen teilnahmen.

So mussten dort Ende Januar rund 100 Studierende des Studiengangs „Angewandte Wirtschafts- und Medienpsychologie“ (AWM) in Quarantäne, weil ein:e Studierende:r nach einer Präsenzklausur positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Im Studiengang „Interkulturelles Management“ am Standort Rothenburg ob der Tauber wurde ebenfalls ein:e Studierende:r nach einer Prüfung positiv getestet. Da diese Prüfung mit 27 Prüfungsteilnehmenden in einer Turnhalle stattfand, habe die Hochschule nach Absprache mit dem Gesundheitsamt in dem Fall allerdings keine häusliche Quarantäne angeordnet, berichtet nordbayern.de.

Vorsichtsmaßnahmen wurden nicht eingehalten

Kritik löst unter Studierenden aus, dass offenbar die gängigen Vorsichtsmaßnahmen nicht durchgehend eingehalten wurden. Im Studiengang „AWM“ waren die insgesamt 400 Studierenden in Gruppen von je hundert Studierenden eingeteilt. Nach der Prüfung am 22. Januar tauchte ein Foto auf, das zeigt, wie die Studierenden der ersten Gruppe dicht gedrängt und teils ohne Masken vor dem Saal standen, in dem die Klausur geschrieben wurde.

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Das Hygienekonzept sei damals nicht zu Ende gedacht worden, meint Lars Appel, ein Prüfungsteilnehmer: „Der Parkplatz, auf dem wir bis zum Einlass warten mussten, ist viel zu klein. Natürlich ist dort kein Platz für Sicherheitsabstand.“

Es wurde nicht gelüftet

Auch im Saal gab es offenbar Probleme. Weitere Studierende berichten, dass die Fenster, die sich im Saal nur auf einer Seite befanden, nicht zum Lüften geöffnet wurden. Hinzu komme, dass die Prüfung mit einer halbstündigen Verzögerung begonnen habe, weswegen die erste Gruppe nach ihrer Prüfung direkt mit der zweiten Gruppe in Kontakt kam, die auf dem Parkplatz wartete – obwohl sich Ein- und Ausgang auf separaten Seiten des Gebäudes befunden hätten.

Jedoch mussten einige der Studierenden nach dem Verlassen des Saals in Richtung Eingang laufen, um nach Hause zu kommen oder auf die Toilette zu gehen. Im Bereich der Toiletten soll es laut Studierenden zu einer Ansammlung von rund 40 bis 50 Menschen gekommen sein.

Die Hochschule Ansbach hält an ihrem Prüfungshygienekonzept fest. Tatsächlich führte der Studiengang „AWM“ am vergangenen Freitag erneut eine Klausur mit Anwesenheitspflicht durch, allerdings mit kleineren Gruppen von je 30 Studierenden. Ein privater Sicherheitsdienst sollte die Gruppenbildung durch Studierende überwachen.

Auf Anfrage erklärt die Hochschule, dass das Konzept durch das Gesundheitsamt der Stadt ausdrücklich gelobt worden sei. Das Landratsamt bestätigt, dass das überarbeitete Konzept „tatsächlich besseren Schutz“ biete. Die Entscheidung, für die zweite Gruppe keine Quarantäne zu verordnen, begründet das Amt damit, dass diese nicht zu den Kontaktpersonen der positiv getesteten Person gehört habe.

Andere Studiengänge stiegen auf Alternativen um

Aus Senatskreisen heißt es gegenüber dem Tagesspiegel, die Hochschulleitung habe den Dozierenden zwar kommuniziert, wenn möglich auf Präsenzklausuren zu verzichten. Dennoch würde das im Studiengang „AWM“ nicht befolgt. Andere Studiengänge seien daliegen größtenteils auf Studienarbeiten oder andere Alternativformen als Prüfungsleistung umgestiegen.

Auf die Frage, warum dies trotz Beschwerden der Studierenden nicht spätestens nach dem positiven Coronafall geschehen ist, antwortet die Hochschule: „Es obliegt den jeweils Prüfenden, zu entscheiden, welche Form der Prüfung sie wählen. Hier hat die Hochschule nur einen sehr begrenzten Einfluss.“

Thema ist bundesweit ein Streitthema

Die Diskussion um Präsenzklausuren findet nicht nur in Ansbach statt. Das Thema ist wie berichtet bundesweit ein Streitthema. So hat die Freie Universität Berlin 24 Präsenztermine für die Wirtschaftsstudiengänge ab dem 22. Februar angesetzt. FU-Studierende der „Fachschaftsinitiative Wirtschaftswissenschaften“ fordern hingegen, dass möglichst alle Prüfungen in digitale Formate umgewandelt werden.

Der „freie zusammenschluss von student*innenschaften“ fordert in einer Pressemitteilung ebenfalls die Vermeidung von Präsenzklausuren. Der Dachverband empfiehlt Alternativen, wie Open Book Klausuren, Take Home Prüfungen oder Gruppenarbeiten.

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