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Ausrottung als Delikatesse: Schuppentieren wird nicht nur ihr Panzer zum Verhängnis
Schuppentiere gelten als meist gewilderte Säugetiere der Welt. In der traditionellen asiatischen Medizin wird ihren Schuppen heilsame Wirkung zugeschrieben. In Nigeria werden sie aus einem anderen Grund gejagt.
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Gewildert und wegen seiner wertvollen, vermeintlich heilsam wirkenden Schuppen nach Fernost verschifft? Das hielt man bislang für ein häufiges Schicksal des Schuppentiers – und den Hauptgrund dafür, dass die Arten extrem bedroht sind. Eine im Fachblatt „Nature Ecology & Evolution“ veröffentlichte Studie weist nun auf eine weitere Ursache.
Von den in Nigeria in Wäldern gejagten Schuppentieren werden die meisten vor Ort verspeist oder lokal zum Verzehr verkauft. Die begehrten Schuppen dagegen werden häufig entsorgt – und meistens gar nicht verkauft.
Schuppentiere führen Geschmacks-Ranking an
Schuppentiere, auch Pangoline genannt, gelten als meistgewilderte Säugetiere der Welt. Alle acht Arten – vier in Afrika und vier in Asien – stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN). Sie sind gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Nach Angaben der Zoological Society of London (ZSL) wurden in den letzten zehn Jahren mehr als eine Million Tiere gewildert.
Pangoline sind mit einer tödlichen Kombination von Bedrohungen konfrontiert.
Charles Emogor, Studienautor, University of Cambridge
In der traditionellen asiatischen Medizin werden den Schuppen der Pangoline heilende Kräfte zugeschrieben, obwohl sie vor allem aus Keratin bestehen, wie auch menschliche Fingernägel. Bislang nahm man an, dass die angebliche medizinische Wirkung die Nachfrage treibt. Nun wird klar: Das ist zumindest in Nigeria wohl lediglich bei einem geringen Anteil der getöteten Tiere der Fall.
Ein Team der Universität Cambridge und anderer Forschungsinstitutionen hat über mehrere Jahre Hunderte Schuppentierjäger und -händler an 33 Orten in nigerianischen Wäldern befragt. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der erlegten Schuppentiere wurden von den Jägern selbst verzehrt, 27 Prozent lokal als Lebensmittel verkauft. Das Fleisch war mit 98 Prozent auch der Hauptantrieb für die Jagd.
Die Schuppen wurden trotz ihres vermeintlich hohen Wertes im Ausland in 70 Prozent der Fälle entsorgt. Auf nigerianischen Märkten ist der Studie zufolge das Fleisch der Pangoline preislich etwa drei- bis viermal so viel wert. Laut der Ergebnisse der Befragung liegt das vor allem an seinem Geschmack. Sollten die lokalen Jäger knapp 100 verschiedene Tiere danach sortieren, wie gut sie schmecken, landeten die afrikanischen Pangolin-Arten auf Top-Platzierungen.
Das Team geht davon aus, dass die Erkenntnisse auf andere Regionen in Afrika übertragbar sind, in denen Schuppentiere gejagt werden. „Pangoline sind mit einer tödlichen Kombination an Bedrohungen konfrontiert“, erklärt Studienautor Charles Emogor in einer Mitteilung. Sie sind leicht zu jagen, vermehren sich langsam, schmecken Menschen gut und werden in der traditionellen Medizin als Heilmittel eingesetzt.
Vor einigen Jahren startete er das Netzwerk Pangolino, das sich für die Rettung der bedrohten Tiere einsetzt. Emogor hält die Erkenntnisse für eine hoffnungsvolle Nachricht: Es könne günstiger sein, Maßnahmen gegen die Jagd für den lokalen Verzehr einzuführen, als den internationalen Schuppenhandel zu bekämpfen. (dpa)
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